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HexenLust 1

HexenLust 1

Titel: HexenLust 1
Autoren: S York
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waren.
    »Natürlich haben sie ein ziemliches Chaos am Bahnhof hinterlassen. Sind mit ihren Knarren dahin und haben alles kurz und klein geschossen.«
    Wir beide seufzten abfällig. Die Reaper – großgewachsene Kerle mit mürrischen Blicken. Wenn man ein Problem hatte, das mit Waffengewalt gelöst werden musste, dann sollte man sie anfordern. Wenn es allerdings um Barrieren, Schutzzauber oder magische Wesen ging, denen konventionelle Waffen nichts anhaben konnten, kamen sie genervt aus den Untergeschossen in die oberen Büros geschlichen und forderten jemanden wie uns an: eine Hexe.
    ***
    Während sich der Klang meiner Absätze rhythmisch in der Tiefgarage verlor, umwehte ein kühler Hauch mein Gesicht und ließ mich wieder klar denken. Der knielange, schwarze Rock spannte sich bei jedem Schritt und verhinderte, dass ich schneller zu meinem schicken, schwarzen Cabrio kam. Zumindest bezahlten sie gut. Wenn doch nur diese Nachtschichten nicht wären ... Das war der Nachteil, wenn man in so einer Organisation arbeitete: Magische Wesen machten nun mal Probleme – viele Probleme – und das meistens nachts. Irgendwer musste schließlich die ganzen Dämonen, Werwölfe, Vampire und Halbwesen in Schach halten, damit die Menschen nichts von ihrer Existenz mitbekamen und ihr Leben in süßer Unwissenheit weiterleben konnten. Genau das war die Aufgabe vom Zirkel.
    Mit etwas zu viel Schwung stieg ich in meinen Mercedes, warf meine Handtasche auf den Beifahrersitz und drehte die Musik auf. Als ich die Schranke passierte und sich das helle Licht der Sonne in meine Augen legte, zog ich die Sonnenbrille aus dem Handschuhfach. Doch gerade, als ich wieder anfahren wollte, schepperte es hinter mir. Ein Herzschlag später lastete mein Gewicht auf dem Gurt und presste mir die Luft aus den Lungen. Entnervt verzog ich das Gesicht.
    »Das gibt es doch nicht, was zum ...?«
    Gut, dass sich der Airbag nicht ausgelöst hatte. Eine gebrochene Nase und ein blaugrünes Farbenspiel würden sich zu der ebenmäßigen Blässe meiner Haut nicht sehr gut machen. Einige wenige Passanten drehten ihre Köpfe, doch der Unfall schien nicht allzu schlimm gewesen zu sein, denn sie gingen bereits weiter ihres Weges. Zweimal atmete ich tief durch, dann riss ich die Tür auf.
    »Ist Ihnen etwas passiert?« Die Stimme eines jungen Mannes drang ruhig und trotzdem besorgt in meine Ohren.
    Etwas überzogen fasste ich mir an den Nacken und ächzte mit schmerzverzerrtem Gesicht. In dem Moment spürte ich die drückend brütende Hitze, die sich in den Häuserschluchten des Financial Districts gesammelt hatte. Mit geschlossenem Mund ließ ich ein Stöhnen aus meinem Hals erklingen. Erst mal eine kleine Show machen, relativieren kann man immer noch.
    »Ich glaube, es ist alles in Ordnung«, grollte ich und lehnte mich, gespielt erschöpfter, als ich eigentlich war, an die Tür meines Wagens.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid es mir tut«, beteuerte der junge Mann, während er ein paar Schritte näher kam.
    Hm ..., gar nicht schlecht.
    Seine schicke Anzugjacke legte sich über sein breites Kreuz. Nicht so aufgepumpt, wie die Steroidenbomber aus dem Fitnessstudio, aber man sah, dass er regelmäßig Sport trieb. Die hohen Wangenknochen im leicht gebräunten Gesicht gaben seinem Antlitz etwas Arrogantes, beinahe Aristokratisches. Dazu sein loser Scheitel und die tiefen dunklen Augen, aus denen es schwerfiel zu lesen – nicht schlecht für einen Mittwochmorgen.
    Kurz fasste ich mir in die Haare und dehnte meinen Nacken ein wenig, um mich zu vergewissern, dass mir wirklich nichts passiert war. Ich band mir provozierend langsam den Zopf neu und warf ihn über die rechte Schulter. Dann musterte ich den Mann ein wenig genauer. Er durfte ungefähr in meinem Alter sein.
    »Müssen wir die Cops rufen?«, fragte er ohne Umschweife und inspizierte, ein wenig zu fachmännisch, das zersplitterte Glas und die zerkratzte Beule an der Stoßstange meines Autos. Ich schaute mir die Stelle gar nicht erst an, schüttele nur mit dem Kopf.
    »Ich glaube nicht, dass es nötig sein wird, aber ihre Versichertenkarte wäre nicht schlecht.«
    Ruhig nickend zog er seine Geldbörse aus der Tasche und überreichte mir die Karte.
    »Da wird ihre Freundin aber sauer sein, wenn sie das sieht«, sagte ich kühl, mit einem Hauch gespielter Empörung.
    Für einen Moment erkannte ich ein Zucken, ein Glitzern in seinen Augen. Ich konnte beinahe sehen, wie er seine Optionen durchging, obwohl sein
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