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HexenLust 1

HexenLust 1

Titel: HexenLust 1
Autoren: S York
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kleiner, folgte jedoch nur wenige Sekunden später. Mit dem Aufschlag wurden ihre verzerrten Schreie zu uns getragen. Die Untoten krümmten sich noch etwas, doch als ich die Klinke hinunterdrückte, wandelten wir bereits über ihren Staub.
    Die Halle war ganz anders, als ich erwartet hatte.
    Hier hatte sich die Wärme des Tages gesammelt. Sofort klebten die Blusen an unseren Leibern. Unzählige Regale mit technischem Material waren an den Wänden aufgebaut und Dutzende Werkbänke standen im flackernden Licht. Ein großes Tor wies den Weg nach draußen, wahrscheinlich auf das Rollfeld, wenn ich meinen Ohren vertrauen konnte. Erst konnte ich nichts Ungewöhnliches ausmachen, doch auf den zweiten Blick störte ein grüner Sessel das Bild. Mitten in der weitläufigen Halle flimmerte vor ihm außerdem ein kleiner Fernseher.
    »Das war es?«, fragte Ira verdutzt. »Zwei Vampire schützen den mächtigsten Dämon der Welt? Nikolai, den Herrscher? Nikolai, den Verführer?«
    Ich warf ihr einen bitterbösen Blick zu. Irgendetwas gefiel mir an ihrer Wortwahl nicht.
    »Abwarten«, zischte ich. »So einfach wird er es uns nicht machen.«
    Bedächtig schritten wir auf den Sessel zu. Im Kopf ging ich alle Formeln und Beschwörungen für einen ewigen Schlaf oder zumindest für eine kurzzeitige Bewusstlosigkeit durch. Ihn allein in den Schlaf zu versetzen, konnte ich getrost vergessen. Mindestens neun Hexen waren dafür notwendig, am besten jedoch dreizehn. Ich wählte die einfachste Variante und wollte ihn mit einer donnernden Druckwelle gegen die Wand schleudern. Zugegeben, nicht sehr weiblich, aber zweckmäßig. Meine Hände rieben immer schneller werdend aneinander, mein Verstand flüsterte die Formel. Schnell spürte ich den Hauch des Windes, der die Druckwelle, die ich entfachen würde, ankündigte. Noch ein paar Schritte näherte ich mich vorsichtig dem grünen Sessel.
    Dort saß er. Den Ellenbogen nachdenklich auf der Lehne, dass Kinn auf der Faust abgestützt, seine Beine über Kreuz geschlagen und den Blick auf die Mattscheibe gerichtet, diese nicht aus den Augen lassend. Das war meine Chance. Nur noch wenige Meter und ich hatte freies Schussfeld, könnte alles beenden. Doch dann erklang seine melodische Stimme.
    »Über 150 Jahre habe ich geschlafen«, grollte er mit stark russischem Akzent. Er klang niedergeschlagen. Fast traurig. »Ich habe zwei Weltkriege verschlafen. Den Untergang und Aufstieg, den Niedergang und die Geburt von ganzen Ländern. Diese Welt ist schnell geworden.«
    Ohne, dass er eine Fernbedienung in den Händen hielt, wechselte das Programm alle paar Sekunden. Castingshows, Dokumentationen, die Nachrichten, alles überflog er gelangweilt. Ich kann nicht sagen, ob es seine düstere, melancholische Stimme war oder die Bedrücktheit seiner Augen, als er sich zu mir umdrehte und ich die Druckwelle nicht losließ.
    »Auch wenn die Welt sich geändert hat, liebe Isabelle, ein paar Sachen werden immer Bestand haben.« Gedankenverloren richtete er sich auf. Das weiße Hemd trug er offen, es gab den Blick frei auf seine helle Haut und seine Bauchmuskeln. Er hatte die strohblonden Haare mit Gel nach hinten gekämmt, sodass er nun noch mehr aussah, wie ein junger russischer Adeliger. Etwas faszinierte mich an der tiefen Stimme und den weichen Augen. Ich wich ein paar Schritte zurück, als er langsam auf mich zuging.
    »Ein paar Sachen auf dieser Welt«, fuhr er unbeirrt fort, »werden für alle Zeiten gelten.« Dann wies er auf den Fernseher. »Wie der Hass und die Habgier der Menschen. Ihr Drang, immer reicher und mächtiger zu sein. Aber bald schon wird das alles keine Gültigkeit mehr haben. Bald schon werde ich ihnen zeigen, was es heißt, wahre Größe zu besitzen.«
    Ich war wie gefesselt, wollte weglaufen, ihm die Druckwelle entgegenschleudern, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Irgendwas ...
    Schon fuhr er mit der Außenseite seiner Finger über meine Wange. »Du bist hier, damit ich mein Werk beenden kann. Ich habe dich erwartet, du solltest es sein, deren Blut mich endgültig an die Erde fesselt. Und genau wie die Habgier der Menschen, hat sich unsere Liebe auch nicht geändert.«
    Ich meinte, dass Dutzende Nadeln auf einmal über die Stelle meines Gesichtes fuhren, und verfluchte mich selbst, als meine Lider auch noch genüsslich flackerten. Was war mit mir los, verdammt?
    »Alles, was ich dafür benötigte, ist dein Blut«, hauchte er mir leise ins Ohr. Dabei streichelte er die Unterseite meiner
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