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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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gierig das Opfer. Sie würde die Seele des Mannes fangen, wenn sie den Körper verließ, und daran herumknabbern, bis andere sie sich für ihre eigenen Zwecke holten.
    »Dies ist ein besserer Tod«, erklärte Catherine de Cahors und lächelte auf ihr Kind hinab. Mit einer Hand tätschelte sie Isabeaus Kopf. In der anderen hielt sie den blutigen Dolch. Sie hatte die magischen Siegel in die Brust des Mannes geritzt. Ihr Gemahl Robert hatte sich genötigt gesehen, sie zurückzuhalten und sie daran zu gemahnen, dass Folter nicht zum Ritual dieser Nacht gehörte. Es sollte eine gute, saubere Hinrichtung werden. »Seine schwatzhafte Zunge hätte ihn irgendwann auf den Scheiterhaufen gebracht. Dort wäre er lebendig verbrannt, ein grässlicher Tod. Auf diese Weise...«
    Sie wurden von einer Gestalt in der schwarz-silbernen Livree des Hauses Cahors unterbrochen. Der Mann rannte auf den Zirkel zu und fiel direkt vor Robert auf die Knie, obwohl auch der eine Maske und den langen Umhang trug. Er muss Robert an seiner Größe erkannt haben, dachte Isabeau.
    »Die Deveraux ... das Feuer«, japste der Diener. »Es ist ihnen geglückt.«
    Pandion legte den Kopf in den Nacken und kreischte kläglich. Alle im Zirkel sahen einander hinter ihren Tiermasken voller Entsetzen an. Einige sanken erschüttert auf die Knie.
    Isabeau wurde es eiskalt, von innen wie von außen. Die Deveraux versuchten schon seit Jahrhunderten, das Geheimnis des Schwarzen Feuers zu ergründen. Nun, da sie es besaßen ... was sollte aus den Cahors werden? Aus allen, die sich den Deveraux in den Weg stellten?
    Isabeaus Mutter schlug die Arme vor die Brust und schrie: »Alors, notre Dame! Schützet uns in dieser Nacht, edle Göttin!«
    »Welch eine finstere Nacht«, sagte eine der anderen. »Eine Nacht voller Unheil. Die schrecklichste, da es doch ein freudiges Lammasfest werden sollte, mit reicher Ernte und dem Tod dieses Mannes dazu ...«
    »Es ist um uns geschehen«, klagte eine verhüllte Frau. »Das ist unser Untergang.«
    »Verflucht sollt ihr sein für eure Feigheit«, grollte Robert mit leiser, gefährlicher Stimme. »Noch ist es nicht so weit.«
    Er riss sich die Maske herunter, nahm seiner Frau den Dolch aus der Hand und trat ruhig vor das Opfer hin. Ohne einen Augenblick zu zögern, packte er das Haar des Mannes, riss ihm den Kopf zurück und schnitt ihm die Kehle durch. Blut schoss hervor und bespritzte jene, die am nächsten standen, während andere sich beeilten, vorzutreten und den Segen zu empfangen. Pandion, die Begleiterin, stieß von ihrem Sitzplatz herab und flog durch die heißen, spritzenden Tropfen, und die Glöckchen an ihren Klauen schepperten durchdringend.
    Isabeaus Mutter drängte sie zum Leichnam des Mannes. »Nimm den Segen an«, befahl sie ihrer Tochter. »Vor uns liegt wüste Arbeit, und du musst bereit sein, deinen Teil beizutragen.«
    Isabeau stolperte vorwärts, schlug die Augen nieder und wandte den Blick ab. Ihre Mutter umfasste ihr Kinn und drehte ihr Gesicht energisch zu dem dampfenden, scharlachroten Blutstrom.
    »Non, non«, protestierte sie, als ihr das Blut in den Mund rann. Sie fühlte sich besudelt, es widerte sie an.
    Das sprudelnde Blut färbte alles vor ihren Augen rot...
    Holly wachte auf. Soweit sie das beurteilen konnte, lag sie am Flussufer. Der Lärm des tosenden Wassers brauste in ihrem hämmernden Kopf, sie zitterte heftig am ganzen Körper, und ihre Zähne klapperten. Sie versuchte sich zu bewegen, konnte aber nicht spüren, ob es ihr gelang. Ihr Körper war völlig taub.
    »Mmm...«, krächzte sie und bemühte sich, nach ihrer Mutter zu rufen.
    Alles, was sie hörte, alles, was sie erkannte, war das Brausen des Flusses. Und dann... der klatschende Schlag von Vogelschwingen. Sie hörten sich riesengroß an, und in ihrer Verwirrung glaubte sie, der Vogel stieße auf sie herab, um sie zu packen und davonzutragen wie eine kleine, halb ertränkte Maus.
    Ihre Lider flatterten. Da hing tatsächlich ein Vogel vor dem Mond, eine verblüffend deutliche Silhouette.
    Dann verlor sie wieder das Bewusstsein. Die Kälte wich tröstlicher Wärme ...
    Das Blut ist so warm, dachte sie, im Nichts treibend. Sieh, wie es in der Nachtluft dampft...
    Wieder das brausende Wasser. Wieder die tödliche Kälte.
    Der Schrei eines Raubvogels ...
    Dann sah Holly erneut das heiße, dampfende Blut - und da war etwas Neues: ein widerlicher, beißender Gestank nach Leichenhäusern und Verliesen voller Grauen. Etwas sehr Böses, sehr
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