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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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entschieden, damit sie mit all den Ressourcen der Universität im Rücken Magie und Schamanismus erkunden konnte. Die University of Washington in Seattle behandelte die spirituellen Systeme der amerikanischen Ureinwohner mit größtem Respekt. Deshalb wurden solche Studien gefördert und nie hinterfragt.
    Doch es war nicht nur die Magie des indianischen Nordwestens, die sie interessierte. Sie war fasziniert von der europäischen Magie... vor allem der schwarzen Magie. Und Jer leugnete zwar, ein wahrhaftiger Hexer zu sein oder mit seiner Familie die Schwarze Kunst zu praktizieren, doch sie war ziemlich sicher, dass sie mehr Zeit im Schatten verbrachten als im diffusen Licht des Wicca. Trotzdem hielt auch sie seine Fiktion aufrecht, er hänge einer der Wicca-Traditionen an - denn das war es, was er ihr gesagt hatte.
    »Ich habe mich als Kornmaid zurechtgemacht«, sagte sie jetzt, trat zwischen ihn und den Kamin und streckte die Arme nach ihm aus. Er sah sie verblüfft an, und obwohl sie es sich nicht eingestehen wollte, wirkte er auch ein wenig gereizt, weil sie ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte.
    Jer, du hast mich einmal geliebt, dachte sie ängstlich. Du fandest es so aufregend, dass eine glamouröse »ältere Frau«, eine Doktorandin, dich haben wollte, einen Studenten im ersten Semester. Was habe ich falsch gemacht?
    Ich will, dass du zu mir zurückkehrst. Dass du nicht nur neben mir Wasser trittst, sondern wir uns wieder von der Flut mitreißen lassen, dem mächtigen Strom all der Leidenschaft, mit der du dich in mich ergossen hast. Wir haben hohe Wellen geschlagen ... wir sind in so unglaublicher Ekstase ertrunken ...
    »Ich habe gelesen, dass jeder Zauber besonders wirksam sein wird, wenn wir uns heute Nacht lieben.« Sie lächelte verführerisch.
    »Das stimmt«, gab er zu. Sein Lächeln war zärtlich, aber durchdrungen von Traurigkeit und großer Weisheit. »Und du hast mich schon verzaubert, Kari. Du bist wunderschön.«
    Sie ließ sich selbst glauben, dass er es ernst meinte. Er stand aus dem Sessel auf, hob sie auf die Arme und trug sie ins Schlafzimmer.

Zwei
      Redmond
    Wein und Weisheit gehen Hand in Hand
    Doch nicht, solang die Feinde stehen
    O Herr, gewährt uns Eure Gunst
    Von ihrem Blute lasst uns trinken
    Lasst uns trinken von Eurem Glanz
    O Herrin, gewährt uns das Zweite Gesicht
    Schenkt uns Weisheit, auf dass wir erkennen
    Wie große Herrscher zu stürzen sind
    Seattle, Washington, 1. August (Lammas)
    Donner packte das Gebälk der viktorianischen Villa der Familie Anderson in Upper Queen Anne, Seattle, und rüttelte sie, bis die hundert Jahre alten Balken sich bogen und beinahe brachen. Wie beinerne Finger, die ungeduldig Einlass verlangten, klopfte kalter Regen an die Fensterscheiben.
    Der Tod wollte unbedingt herein, und Michael Deveraux, der herrschende Hexenmeister des amerikanischen Nordwestens, bemühte sich, ihm die Tür zu öffnen.
    Oder sie vielmehr niederzubrennen, dachte er. Beim Gehörnten, ich werde dieses Tor zu Asche zerfallen lassen. Ich habe die Runen gelesen, die Omen studiert. Alle haben sie dasselbe gesagt: Dies ist die Nacht, in der ich, Michael Robert Deveraux, das Schwarze Feuer beschwören werde.
    Und damit werde ich das Haus der Cathers zerstören, ein für alle Mal.
    Schwindlig vor Erwartung schloss er die Augen und ballte vor der Brust die Hände zu Fäusten, so dass sich die Fingernägel in seine Handflächen bohrten. Sein Herz schlug so laut und schnell wie eine Schlachttrommel, sein heißes Deveraux-Blut strömte wie flüssiges Feuer durch die Adern.
    Das kann nur eines bedeuten: Die Zeit ist gekommen, da die Deveraux die Herrschaft übernehmen. Nachdem wir jahrhundertelang herumscharwenzeln und so tun mussten, als hätten wir unsere Niederlage akzeptiert, werden wir ihnen jetzt den Ball abjagen und den Touchdown schaffen. Wir gehen aufs Ganze. Wir werden siegen!
    O ja. Unsere Jagd war bereits erfolgreich.
    Heute Morgen zur Dunklen Stunde - um drei Uhr nachts - hatte er in seinem Buch der Schatten die Lammas-Riten nachgeschlagen, um das Ritual vorzubereiten. Lammas war geheiligt - dies war der Vorabend der Ernte. In alten, heidnischen Zeiten hatte man an diesem Abend Getreide und Weinernte gesegnet und den Tag der Göttin geweiht. Doch in der Welt, der Michael diente - dem mystischen Wilden Wald, Heimat des Gehörnten Gottes -, wurde in dieser Nacht Macht geerntet... und das Leben sowie die Seelen von Feinden.
    Michaels Söhne sollten eigentlich um elf Uhr nach
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