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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Roswitha Hedrun
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Sattel zurecht, und als zwischen den Kastanien eine zwar schlicht gekleidete, aber auffallend hübsche Signorina daher spaziert kam, ritt er nah an ihr vorbei und lächelte zu ihr herab. Doch zu Lukas' Entsetzen wandte die Signorina ihr Gesicht von ihm ab. Dann feixte auch noch Alphonse: "'Ne peinliche Lektion für einen Frischling."
"Frischling! Wie du mal wieder nicht wahrhaben willst, werde ich übernächste Woche nicht achtzehn, sondern zwanzig!"
Darauf spielte Alphonse den Zerknirschten: "Pardon, war mir entfallen. Aber gestatte mir einen winzigen Rat, auch wenn ich in Wahrheit gerade Mal vierzehn Jahre älter bin als du: Das nächste Mal beginnst du bereits zu lächeln, bevor du einer Schönen ins Antlitz blickst."
"Und warum?"
"Ah oui", tat Alphonse geheimnisvoll, "dann nämlich rätselt sie, ob dein Lächeln wirklich ihr gilt, weshalb sie dich erwartungsvoll an- und nicht zur Seite schauen wird. Compris?"
Lukas musste lachen: "Compris, werde ich mir einbläuen."
Nett, wie er sich bemüht, meine plötzliche Gelöstheit aufrecht zu erhalten, erkannte Lukas ihm an und dachte an ihre zurückliegenden Strapazen. Monde lang war Alphonse ihm bei den Vorbereitungen zu seiner, Lukas', waghalsigen Flucht aus seinem immer unerträglicher gewordenen Elternhaus behilflich gewesen. Hatte sie größtenteils sogar alleine arrangiert, ungeachtet des hohen Strafmaßes, das dem Entführer eines Minderjährigen drohte. Umso mehr freute sich Lukas jetzt über seine errungene Freiheit - alle Fesseln waren abgestreift, er war in Italien!
Doch bei aller Euphorie konnte Lukas die Schmerzen in seinen nur notdürftig ausgeheilten Verletzungen, die sich überwiegend im Sitzbereich befanden, bald nicht mehr ignorieren, weshalb er den Gang seines Grauschimmels drosselte, und Alphonse passte sich diesem Schritt kommentarlos an. Inzwischen hatten sie sich vom Stadtkern entfernt, sie gerieten in das Krämerviertel. Die aneinander gedrängten Häuser wurden ärmlicher, die Gassen schmaler, und dennoch herrschte auch hier Heiterkeit. "Die Italiener, ob arm oder reich, sprühen vor Lebensfreude", hatte Alphonse Lukas angekündigt, und hier hatte er es vor Augen. Oft standen sie, lebhaft miteinander schwatzend, gestikulierend und lachend, in Gruppen zusammen, um sie herum tollten übermütig ihre Bambini, und immer wieder stießen Alphonse und Lukas auf dicht umringte Musikanten. Es war, als spiele sich das italienische Leben ausschließlich vor den Häusern ab. Bei seinen früheren Verwandtenbesuchen in Norditalien wurde dem sittenstreng erzogenen Lukas nie die Gelegenheit geboten, dieses bunte Treiben in den Städten kennen zu lernen, das ihn jetzt förmlich zum Absteigen und mitmachen einlud. Doch daran war natürlich auch heute nicht zu denken.
Kaum hatten sie das Krämerviertel wieder verlassen, weiteten sich die Gassen, und die Gebäude wurden immer gediegener.
"Hier ist unser Gasthof", verkündete Alphonse schließlich.
Lukas blickte an dem Gebäude hoch und zählte samt Erdgeschoss fünf Stockwerke. "Mei, ist der feudal", entfuhr es ihm, "Dein hiesiges Stammhotel?"
"Oui", nickte Alphonse. "Von innen wird es dir mindestens so gut gefallen, wenn auch die Räume wegen der winzigen Fenster etwas zu dunkel sind."
Nachdem sie im Hof dem Stallmeister die Pferde übergeben hatten, erinnerte Alphonse Lukas in diesmal anordnendem Ton, den Lukas nur allzu gut kannte: "Du weißt, von jetzt an sind wir endgültig Onkel und Neffe und sprechen ausschließlich italienisch. Und bitte keine Patzer!"
"Si, Zio Alfonso."

    Alphonse hatte nicht zu viel versprochen, der Gasthof bot ebenso viel Komfort wie Gemütlichkeit. Ihre Suite bestand aus zwei Schlafstuben sowie einem Aufenthaltsraum mit Esstisch, Schreibpult und einer bequemen Sitzecke. Nur düster war es wegen der winzigen Fenster in den Räumen, was jedoch Lukas' aufgewühltes Gemüt besänftigte. Er brachte dadurch die Geduld auf, seine Verletzungen mehrmals täglich mit einer ärztlich verordneten Salbe zu behandeln und ihnen anschließend ausreichend Ruhe einzuräumen.
"Eitern sie denn wieder?", hatte sich Alphonse am ersten Abend besorgt erkundigt, worauf Lukas ihn hatte beruhigen können:
"Zum Glück nicht, sie sind lediglich aufgescheuert."
"Trotzdem setzt du keinen Schritt vor die Tür, ehe du dich nicht völlig beschwerdefrei bewegen kannst."
Recht hatte er ja, musste Lukas zugeben, nur zogen sich für ihn die Stunden mit jedem Tag länger hin, besonders, wenn Alphonse ihn alleine ließ. Und er
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