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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Roswitha Hedrun
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ließ ihn häufig alleine, da er Unzähliges in der Stadt zu erledigen hatte, wozu, wie Lukas ganz recht vermutete, auch Signorinabesuche gehörten. Bereits im vergangenen Winter hatte Alphonse in Mailand nach Lukas' Maßen und italienischer Mode passende Jünglingskleidung für ihn anfertigen lassen, die er jetzt nach und nach abholte. "Wirst du alles benötigen, da ist kein Stück zu viel", erklärte er Lukas stets, wenn der ihm Einhalt gebieten wollte.
Lukas war es peinlich, wie viel Alphonse für ihn tat. Wozu Alphonse Schuldgefühle trieben, er war überzeugt, wegen ihm habe Lukas von seinem Vater so Unsägliches erdulden müssen. Doch das traf nur bedingt zu.
Wie auch immer, Lukas hegte für Alphonse, der nicht wirklich sein Onkel, sondern der Vetter seiner Mutter war, von Kindsbeinen an Sympathie. Eins nur störte ihn an Alphonse, er war ihm gegenüber oft zu bestimmend. Dagegen hatte sich Lukas wenige Tage vor ihrer Flucht aus Tirol energisch aufgelehnt. Als Alphonse ihm seinerzeit für diese Reise einen Pass hatte ausstellen lassen, hatte er bewusst ein späteres Geburtsjahr angegeben.
"Ich muss dich bei den Maestri doch als mein Mündel und Neffe ausgeben, und dazu muss der Altersunterschied größer sein", hatte er Lukas hinterher erklärt und dann scherzend hinzugefügt: "Abgesehen davon wird man dich mit deinem Milchbubengesicht ohnedies auf höchstens achtzehn schätzen."
Dabei war es Alphonse, der erheblich jünger wirkte. Mit seinem flott geschnittenen rabenschwarzen Haar und seiner Knabengestalt konnte man ihn noch heute für einen Jüngling halten, zumal er oft voller Flausen steckte - er, ältester Sohn und einst Nachfolger eines Marquis'. Lang hatte Lukas ihm dann wegen dieser Passfälschung allerdings nicht grollen können, obschon er durch sie nun zwei Jahre länger auf seine Volljährigkeit warten musste.

    Nach fünf Tagen waren Lukas' aufgescheuerte Hautstellen verheilt, und Alphonse freute sich bei ihren jetzt täglichen kurzen Spaziergängen über Lukas' wieder natürlichen Gang.
Darüber war der Wonnemond ins Land gezogen, und einen Tag vor Lukas' zwanzigstem Geburtstag ritt Alphonse wieder zu seiner geliebten Donna Angelina, einer jungen Witwe. Diesmal nicht, um ihr einen Besuch abzustatten, vielmehr holte er aus seiner in Angelinas Abstellhalle untergebrachten Kutsche Lukas' Geburtstagsgeschenk heraus. Bevor er die Kutsche dann wieder verschloss, nickte er noch zufrieden zu seinen ebenfalls darin deponierten zwei Ledertaschen, die prall mit den begehrten Bellwillfarben und einigen Handgeräten gefüllt waren. Wäre doch gelacht, dachte er, wenn dieser Schatz Lukas zu keinem Entrée bei einem Florentiner Maestro verhilft!
Zur gleichen Zeit beschäftigte sich Lukas mit Alphonse. Dessen Heimat war Südfrankreich, wo er im Schloss seines Vaters, des Marquis' de Belleville, wohnte. Lukas wusste, dass es Alphonses Reiselust war, die ihn seit jeher häufig nach Meran trieb, wo er seine einst nach dorthin gezogenen Verwandten besuchte, die nebeneinander auf dem gleichen Gelände wohnten Es waren Lukas' Familie Rodder, wie auch Alphonses Tante und Onkel de Belleville, die gleichsam Lukas' Großeltern waren. Zum besseren Verständnis: Alphonses Vater und Lukas' Großvater waren Brüder. Lukas' Vater jedoch, dem hünenhaften Meister Rodder, behagten diese Besuche nicht, er war auf den beliebten Alphonse eifersüchtig. Doch Alphonse hatte sich stets über Meister Rodders immer beleidigenderes Verhalten hinweggesetzt und seine Meraner Verwandten weiterhin mit seinen Besuchen erfreut.
Somit kannte Lukas Alphonse soweit er zurückdenken konnte, und beide waren sich seit jeher zugetan, schon, weil in ihnen das gleiche Feuer lohte, die Freude an der Kunst. Alphonse war Kunstmaler, kein professioneller und auch kein großer, doch ein begeisterter, und da er auch in Lukas frühzeitig Kunstbegabung entdeckt hatte, hatte er ihm im Laufe der Jahre alle Grundelemente des Malens beigebracht. Gegen den Willen Meister Rodders, der darüber nicht selten in Zornesflammen ausgebrochen war, zumal er Lukas mal als solide Arbeitskraft in seinem Farblabor sehen wollte.
Nicht in Vaters, sondern genau genommen in Großvaters Farblabor, berichtigte sich Lukas jetzt energisch.
Dann erinnerte er sich, wie ihm sein Großvater George de Belleville die Gründung seines Unternehmens geschildert hatte:
Nach seinem Alchimiestudium hatte George in einem Labor assistiert und war bei seinen Experimenten auf Farbherstellung gestoßen,
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