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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach
Autoren: Stefan Wolf
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Schein.
    Näherkommend erkannte er: Das
Lagerfeuer brannte. Also hatten sie es auch ohne das Benzin in Gang gebracht.
Oder war der Kanister entdeckt worden?
    Wieder pirschte er zu dem
Zwillingsstamm. In der tintenschwarzen Dunkelheit konnte er sich nicht weiter
vorwagen — ohne Gefahr zu laufen, daß man ihn entdeckte.
    Jocher und Max saßen beim Feuer. Sie
hielten es klein. Die Hälfte des Holzstoßes hatten sie beiseite geräumt. Der
Rucksack mit den Hexenklamotten war nicht zu sehen. Statt dessen sah Tarzan
etwas anderes: zwei schwere Gummiknüppel. Den einen ließ Jocher in der Faust
auf- und niederwippen. Mit dem andern drosch Max probeweise Löcher in die Luft.
    „Also noch mal“, sagte Jocher in diesem
Moment. „Sobald er sich hingehockt hat, trittst du hinter ihn. Du ziehst ihm
eins über den Schädel, daß er sich für eine Weile aus dem Bewußtsein
verabschiedet. Dann fesseln wir ihn. Wenn er wieder zu sich kommt, werden wir
ihm die Fußsohlen mit Brandblasen schmücken. Dann ist er ein für allemal
kuriert. Und jetzt weg mit den Knüppeln! Meinen verstecke ich hier im Gras. Leg
du deinen hinter den Stein.“
    Tarzan hielt den Atem an. Da kam er ja
gerade richtig. Aber wem galt diese hinterhältige, bösartige Falle?
    Er brauchte nicht lange zu rätseln. Ihm
blieb gerade noch Zeit, kriechend im Schutz der Bäume die halbe
Picknick-Lichtung zu umrunden. Dann befand er sich hinter den beiden; und fast
im selben Augenblick geisterte das Licht einer Taschenlampe durch die Bäume
heran.
    „Hallo, hier bin ich!“
    Schilling trat auf die Lichtung.
    „Willkommen!“ rief der alte Jocher. „Herzlich
willkommen, Werner!“
    Er streckte ihm die Hand entgegen.
Schilling schlug ein und schüttelte sie kräftig. Ebenso freudig begrüßte er
Max.
    „Setz dich neben mich, Werner!“ sagte
Jocher. Und seine Stimme klang, als hätte der Wolf Kreide gefressen. „Gleich
geht’s los mit dem Grillfest! Wollten nur auf dich warten. Max hat Fressalien
und Bier unter die Bäume gestellt. Hol’s her, Junge!“
    Das war das Kommando. Während Schilling
sich neben Jocher auf den Boden niederließ, trat Max zu dem Stein, hinter dem
sein Gummiknüppel lag. Er packte ihn fest, richtete sich auf, schlich hinter
den ahnungslosen Schilling und holte aus.
    Im selben Moment wurde er von hinten
gepackt. Er schrie auf. Jocher und Schilling fuhren herum. Sie sahen noch, wie
Max sich verzweifelt wehrte. Aber gegen Tarzan, den Judo-Künstler, war kein
Kraut gewachsen. Max wurde zu Boden geworfen, daß ihm die Knochen knackten.
Heulend blieb er liegen. Sein Gummiknüppel flog irgendwohin in die Dunkelheit.
    Doch jetzt zeigte Jocher, daß er nicht
nur brutal und rücksichtslos, sondern auch flink war. Blitzartig hatte er sein
Schlagwerkzeug in der Hand. Schon während er hochschnellte, schlug er zu.
Wuchtig landete der Hieb auf Schillings Schulter. Mit einem Schmerzensschrei
krümmte sich der Knecht zusammen.
    Jetzt war Jocher auf den Beinen. Mit
wilden Schlägen drang er auf Tarzan ein.
    „Dich schlage ich genauso zum Krüppel
wie Schilling!“ brüllte er. „Dich mache ich fertig!“
    Tarzan wich vor dem Koloß zurück.
Jocher setzte nach, japste aber bereits, und seine Schläge, die sinnlos ins
Leere pfiffen, wurden matter. Am Rande des Feuerscheins stolperte er. Sofort
hatte Tarzan ihn gepackt. Mit einem Hüftwurf schleuderte er den schweren Mann
zu Boden. Jocher prallte hart auf, rollte zweimal um die eigene Achse und
berührte in der nächsten Sekunde mit seiner strammen Sitzfläche — die Flammen.

    Brüllend vor Schmerz versuchte er
aufzustehen, aber der harte Wurf hatte ihn erheblich lädiert.
    Tarzan packte ihn bei den Füßen, zog
ihn vom Feuer weg.
    Schilling hatte sich aufgerichtet. Sein
rechter Arm hing schlaff. Wie sich später herausstellte, war das Schlüsselbein
gebrochen.
    „Ich... verstehe nicht“, stammelte er. „Was...
geht hier vor?“
    „Zufällig“, sagte Tarzan, „habe ich die
beiden belauscht, als sie besprachen, was sie mit Ihnen Vorhaben. Max sollte
sie hinterrücks bewußtlos schlagen. Fesseln wollte man Sie. Und dann hätten
Ihnen diese ehrenwerten Mitmenschen die Füße ins Feuer gehalten. Damit Sie — wie
Jocher sich ausdrückte — ein für allemal kuriert wären. Wovon, Herr Schilling,
wollte er Sie kurieren?“
    Schillings Gesicht spiegelte Entsetzen.
    „Jetzt verstehe ich“, murmelte er. „Sie
haben mich in eine Falle gelockt. Schon heute mittag hat er mir gedroht. Wenn
ich es wagte,
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