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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach
Autoren: Stefan Wolf
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etwas gegen ihn zu unternehmen, würde ich es mit meiner
Gesundheit bezahlen. Jetzt wollte er mich vollends einschüchtern. Aber ich
werde nicht länger schweigen.“
    Mit Tarzans Hilfe stand er auf.
    „Die Sache, Junge, ist ganz einfach.
Vielleicht hast du schon davon gehört: Vor zwei Jahren wurde ein gewisser
Herbert Petermann totgefahren. Zwanzig Monate saß ich deshalb im Gefängnis.
Aber ich war’s nicht. Jocher — Erwin Jocher, der reiche Bauer, der
Bürgermeister, der angesehenste Bürger von Lerchenbach — er hat Petermann
getötet. Ja, er! Jocher fuhr damals allein in seinem Wagen und war völlig
betrunken. Er überfuhr den armen Petermann, beging Unfallflucht, kam nach Hause
und bekniete mich, ich solle alles auf mich nehmen, denn es gäbe keine Zeugen.
Jedenfalls hätte man allenfalls den Wagen gesehen, aber nicht den Fahrer. Er
bot mir 50 000 Mark. Sobald ich aus dem Gefängnis zurück käme, sollte ich das
Geld erhalten. Ich willigte ein, behauptete der Polizei gegenüber, ich hätte mir
Jochers Wagen geliehen und bekannte mich zu allem. Ich wurde verurteilt.
Gestern kam ich zurück. Als ich von Jocher mein Geld forderte, lachte er mich
aus. Niemand, so sagte er, würde diese lächerliche Geschichte glauben. Sein
Wort stünde gegen mein Wort. Und an ihm, dem Bürgermeister, würde niemand
zweifeln. Nicht einen Pfennig wollte er mir geben. Im übrigen drohte er.
Offenbar befürchtete er, es könnte wohl doch etwas Staub aufwirbeln, wenn ich
den Mund aufmache. Daß ich verloren wäre, wenn ich es täte — sagte er. Jetzt
wollte er es mir anscheinend beweisen.“
    „Ich könnte Sie umarmen, Herr
Schilling!“ sagte Tarzan. „Endlich zeigt sich, wer das in Wahrheit ist: der
Biedermann Erwin Jocher samt seinen mißratenen Söhnen. Jetzt wird ihm niemand
mehr glauben, wenn er rumerzählt, Helga Götze sei eine Hexe. Herr Schilling,
bitte gehen Sie zu ihr! Rufen Sie von dort die Polizei an. Fräulein Götze hat
die Rufnummer. Kommissar Glockner wird sich freuen.“
    „Gern.“ Bevor Schilling sich trollte,
sagte er: „Und vielen Dank, mein Junge. Du hast mich gerettet.“
    Tarzan hob einen Gummiknüppel auf.
Drohend sagte er zu den beiden: „Wenn ihr mir unbedingt einen Gefallen tun
wollt, könnt ihr mich angreifen. Aber empfehlen würde ich’s euch nicht.“
     
    *
     
    Es wurde eine turbulente Nacht. Die
Polizei rückte an, nahm beide Jochers fest, erließ gegen den Alten sogar
Haftbefehl und verhörte ihn und Schilling und Max. Die Wahrheit kam ans Licht.
Als Erwin Jocher keinen Ausweg mehr sah, legte er mürrisch, voller Wut und auf
Anraten seines Anwalts, ein Geständnis ab.
    Ebenso gab er zu, daß er die Gerüchte
gegen Helga in Umlauf gesetzt hatte — um sich an ihr für die Zeugenaussage zu
rächen und auf billige Weise ihren Besitz zu ergaunern. In Windeseile
verbreitete sich die Neuigkeit im Dorf. Eine der ersten, die davon erfuhr, war
Ute Petermann.
    Später wurde der alte Jocher zu einer
dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er hatte viel auf dem Kerbholz. Auch
Harry wanderte abermals hinter Gitter; und Max erhielt eine empfindliche
Jugendstrafe.
    Gut ging es aus für Ute Petermann und
ihr Töchterchen Bärbel. Das Gericht sprach ihnen eine erhebliche Summe zu, die
Erwin Jocher zahlen mußte. Das brachte den beiden zwar den Mann und den Vater
nicht zurück, linderte aber die bittere Not.
    Auch Kallweit und Lamm verbrachten die
nächsten Jahre hinter schwedischen Gardinen.
    In Lerchenbach kehrte Friede ein. Viele
schämten sich, daß sie Jocher geglaubt und Helga für eine Hexe gehalten hatten.
    Mit einer besonderen Überraschung
bedankte Helga sich bei den TKKG-Freunden. Ein herrliches Boot — ein Kanu, um
genau zu sein — , einen Vierer-Canadier mit viel Stauraum, schenkte sie den
Kindern.
    „Etwas Besseres für eine Flußwanderung
gibt es einfach nicht!“ rief Tarzan. Sein Freudensprung aus dem Stand erreichte
eine Höhe von knapp ein Meter sechzig.
    „Aber können wir das annehmen?“ zierte
sich Karl.
    „Taufen müssen wir unser Boot!“ krähte
Klößchen. „Wie soll es heißen? Ich schlage vor: Hexe.“
    „Also weißt du“, empörte sich Pfote, „dir
ist wirklich nicht zu helfen. Anscheinend gibt es kein Fettnäpfchen, in das du
nicht reinlatschst.“
     
     
    - Ende —
     

Liebe
Stefan-Wolf-Freunde!
     
    War spannend, nicht
wahr? Diese Geschichte unserer vier Freunde vom TKKG und ihren mutigen
Abenteuern hat Euch sicher gefallen. Von Stefan Wolf gibt es aber noch
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