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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach
Autoren: Stefan Wolf
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wert war.
    Die Tür öffnete sich. Kallweit kam
herein. Er trug schwarzlederne Motorradkleidung und einen roten Helm unterm
Arm.
    „Hab deine Maschine auf dem Hof
abgestellt“, sagte
    er.
    „Warst lange weg.“
    „Bin über die Dörfer gefahren. War auch
in Lerchenbach. Bei der Götze stand ein Polizeiwagen vor dem Haus. Das kann nur
eins bedeuten: Sie hat schon am Briefumschlag geleckt. Dachte ich mir doch:
Diese alleinstehenden jungen Frauen korrespondieren (Briefe wechseln) immer recht eifrig. Ich wußte: Eher früher als später würde sie über die
Gummierung schlecken. Die Bullen — da wette ich — stehen vor einem Rätsel.“
    Er grinste. Aber der kalte Ausdruck in
seinen Augen veränderte sich nicht.
    Lamm nickte, wandte sich dann wieder
seinem Inseratentwurf zu, knabberte am Bleistift und machte schließlich aus dem
Luxusbungalow einen Komfortbungalow. Das erschien ihm angesichts der rissigen
Wände und klappernden Türen doch etwas angemessener.
    Kallweit ging ins Hinterzimmer, um sich
aus dem schwarzen Leder zu pellen.
    Wieder öffnete sich die Tür. Lamm
blickte auf. Ein freundlich lächelnder Herr trat ein, gefolgt von einem
zweiten, der nicht ganz so freundlich lächelte.
    „Guten Tag!“ grüßte der erste. „Wir
suchen eine Mietwohnung.“
    Während er das sagte, zog er eine Hand
aus der Tasche. Und hielt Lamm die Blechmarke hin, mit der sich die Kripo
landauf, landab ausweist. Gleichzeitig legte er warnend einen Finger über den
Mund.
    Der zweite hielt seine Pistole in der
Hand, huschte auf Zehnspitzen zu der spaltweit geöffneten Tür zum Hinterzimmer
und blickte hinein. Dann stieß er die Tür auf.
    „Kriminalpolizei! Sie sind verhaftet!
Legen Sie die Hände auf den Tisch!“ Ohne den Kopf zu wenden, sagte Kommissar Glockner
zu seinem Kollegen: „Das ist er, Fritz! Kein Zweifel. Dem Phantombild wie aus
dem Gesicht geschnitten. Und auch Tarzans Vermutung stimmt. Er ist der
Motorradfahrer mit dem roten Helm.“

    „Was soll das?“ protestierte Lamm. „Polizei?
Bei mir? Weshalb? Noch nie habe ich mit der Polizei zu tun gehabt.“
    „Das wird sich jetzt ändern.“ Montag
grinste. „Sie rasender Reporter vom Abendblatt. Wie dürfen wir Sie anreden?
Arnold Lamm oder Arno Loewe — mit oe! — heh?“
    Lamms Gesicht verlor alle Farbe und
wurde so weiß wie das Blatt Papier vor ihm.
    „Es ist aus, Rudi!“ jammerte er. „Sie
haben uns. Und nur, weil du mich in die verdammte Sache reingezogen hast.“
    Kallweit knirschte mit den Zähnen,
leistete aber wegen der auf ihn gerichteten Pistole keinen Widerstand. Er wurde
durchsucht. Glockner fand ein gefährliches Messer und einen Totschläger in seinen
Taschen. Damit war er als gefährlich einzustufen, und man legte ihm
Handschellen an.
    Lamm redete bereits wie ein Buch, um
sich einzuschmeicheln, schob alle Schuld dem Komplizen zu und zeigte auch
dessen Koffer, in denen man wertvolle, aus Einbrüchen stammende Beute fand — und
die Giftfläschchen aus der Apotheke.
    Kallweit als den Feilberg-Einbrecher zu
identifizieren, war kaum noch erforderlich. Trotzdem stellte ihn Glockner im Präsidium
Helga gegenüber.
    Und sie bestätigte: „Das ist er.“
    Verstört hatte Kallweit sie angestarrt.
Glockner erriet, was der Verbrecher nicht fassen konnte.
    „Sie dachten wohl, sie läge mit
Vergiftungserscheinungen im Krankenhaus, wie? Irrtum! Es hat einen anderen
erwischt.“
    Dann brachte Montag die junge Lehrerin
nach Lerchenbach zurück.
     
    *
     
    Max Jocher sprang vom Rad, lehnte es
neben dem Eingang des Gasthauses ZUM STERN an die Wand, trat in den kühlen,
nach Schweinebraten und Bier duftenden Flur und wandte sich an eine dralle
Serviererin.
    „Wissen Sie, wo Herr Schilling ist?“
    „Ich glaube, auf seinem Zimmer. Sah ihn
eben hochgehen. Numero vier.“
    Max stieg die knarrige Treppe hinauf,
klopfte an Nr. 4 und hörte, wie Schillings Schritte über die Holzdielen
schlurften. Er öffnete, sah Max und Erstaunen breitete sich über das hagere,
gefängnisblasse Gesicht.
    „Tag!“ Max kniff sich ein Lächeln ab. „Vater
schickt mich. Ich soll Ihnen ausrichten, er hat sich’s überlegt. Schließlich
haben Sie sich die 50 000 sauer verdient. Sie kriegen das Geld. Und zur
Versöhnung lädt Vater Sie ein. Wir veranstalten heute ein Mitternachtsfest. Mit
Grillen und viel Bier. Und zwar auf der Picknick-Lichtung im Wald. Die kennen
Sie ja. Bitte, kommen Sie um Mitternacht hin. Dann wartet auch das Geld auf
Sie. In bar, natürlich. Aber sagen Sie
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