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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach
Autoren: Stefan Wolf
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Möglichkeit“,
sagte der Kommissar: „Nach Jochers Einbruch ist noch jemand hier eingedrungen.
Sozusagen auf geebnetem Weg. Und dieser Unbekannte hat das Gift angebracht.
Aber wer?“
    Tarzan lächelte. „Da kommt wohl nur der
Einbrecher in Frage, der den Antiquitätenhändler heimsuchen wollte.“
    Glockner nickte. „An den denke ich. Als
Kriminalisten, Tarzan, sind wir beide ein gutes Team (Gespann). Was hast
du da?“
    „Die Zulassungsnummer eines Motorrades.
Ich wollte Sie bitten, feststellen zu lassen, wem die Maschine gehört.“
    „Weshalb?“
    „Der Kerl hat gestern nachmittag
beinahe einen kleinen Hund überfahren. Hier im Dorf.“
    Stirnrunzelnd sagte Glockner: „Das ist
zwar eine Gemeinheit, und ich weiß, wie engagiert sich der TKKG für Tierschutz
einsetzt — doch für eine offizielle Ermittlung erscheint mir der Grund nicht
ganz ausreichend. Was steckt wirklich dahinter, Tarzan? Raus mit der Sprache!“

14. Was zu beweisen war
     
    Das Krankenhaus lag im Nachbarort.
Harry Jocher wurde untersucht. Man pumpte ihm den Magen aus und versorgte ihn
mit Medizin. Dann wurde er ins Bett gesteckt.
    „Es besteht keine Gefahr“, beruhigte
der behandelnde Arzt den alten Jocher. „Wir kriegen ihn wieder auf die Beine.
Aber das dauert einige Tage. Er hat eine giftige Droge erwischt, die zwar
keinesfalls tödlich wirkt, sich aber nur langsam abbaut. Wer von dem Zeug
nascht, ist für eine Woche weg vom Fenster.“
    Er wollte noch wissen, wie es dazu
gekommen sei. Aber der Alte verwies ihn an Kommissar Glockner.
    Mürrisch zogen Max und er ab.
    Sie fuhren zurück. Es war heiß. Mücken
zerklatschten an der Windschutzscheibe. Wütend kaute der Alte auf seiner
Unterlippe.
    „Einerseits“, murmelte er, „könnte ich
mir gut denken, daß diese Sache ein Denkzettel für Harry sein sollte.
Andererseits glaube ich nicht, daß einer von der Kripo dabei mitmacht. Es wäre
vorsätzliche Körperverletzung. Nein! Unmöglich! Aber, zum Teufel, kapierst du,
was da läuft?“
    Max sagte, er kapiere überhaupt nichts
und eine Falle könne es wohl nicht sein. Denn niemand hätte erwarten können,
daß Harry sich mit gieriger Zunge über den Klebstoff hermache.
    „Und dann gleich drei Umschläge!
Wahrscheinlich, Vater, klebt Harry nie wieder einen Brief zu.“
    „Mal sehen, was die Polizei ermittelt.
Aber die sollen nicht denken, daß die Götze jetzt Ruhe hat. Im Gegenteil! Jetzt
erst recht! Das Hexenfeuer um Mitternacht wird lodern.“
    „Aber, Vater, Harry darf bestimmt noch
nicht aufstehen. Geschweige, daß er als Hexe tanzen könnte.“
    „Du machst die Hexe!“
    „Ich?“ schrie Max entsetzt.
    „Du wirst großartig aussehen.“
    „Das geht nicht, Vater. Ich muß doch
meine Freunde hinführen.“
    „Hm. Mal überlegen. Dann...“
    Er sprach nicht weiter. Sie waren zu
Hause angekommen und auf den Hof gerollt. Aus zusammengekniffenen Augen
musterte Jocher die Gestalt, die im Schatten der Scheune stand.
    Es war Schilling.
    „Was will der denn noch?“ murmelte er.
    „Ärger machen!“ Max grinste.
    Sie stiegen aus.
    Langsam kam der ehemalige Knecht auf
sie zu. Daß ihm nicht wohl war, sah man. Aber er raffte seinen Mut zusammen,
und der Trotz steifte ihm Rücken und Genick.
    „Du brichst dein Wort, Jocher“, sagte
er leise. „Du willst mich betrügen und hast mich vom Hof gejagt. Du denkst, du
wärst der Stärkere und ich würde vor dir im Dreck kriechen. Du denkst, dein
Wort gilt alles, weil du reich und der Bürgermeister bist, und mein Wort gilt
nichts. Aber du irrst dich. Wenn ich leer ausgehe, dann fällst auch du auf den
Bauch! Entweder ich kriege die 50 000 Mark oder alle Welt erfährt, was für ein
Schwein du bist! Vergiß das nicht!“
    Vor Jochers Stiefelspitzen spuckte er
in den Sand. Dann wandte er sich ab.
    „Vater, ich glaube, der macht ernst“,
murmelte Max.
    „Er versucht es. Er hat noch nicht
kapiert, daß seine Gesundheit nichts mehr wert ist, wenn er mir so kommt. Na,
schön! Er will es nicht anders. Dann soll er seine Abreibung kriegen — und zwar
so, daß er Weihnachten noch auf Krücken geht. Komm ins Haus, Max!“

     
    *
     
    Tarzan lächelte. „ Ich habe mir eben
eine ziemlich kühne Theorie zusammengebastelt, Herr Glockner. Kann sein, daß
ich völlig daneben liege, denn sie steht noch nicht auf soliden Beinen, sondern
auf Vermutungen. Aber mein Gefühl sagt mir: Der Motorradfahrer mit dem roten
Helm — das ist der Einbrecher, den nur Fräulein Götze identifizieren
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