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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach
Autoren: Stefan Wolf
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nicht
flieht“, entgegnete Jocher aufgebracht. „Ich... äh... weiß genau: Auch hinter
diesem Einbruch steckt nur Hexerei. Die Götze hat Harry auch dazu veranlaßt — wie
zu dem... äh... Verbrechen damals. Hexerei ist das. Jawohl! Das werden wir vor
Gericht beweisen.“
    „Noch ein Wort!“ warnte Glockner. „Und
ich lasse Sie durch Gerichtsbeschluß auf Ihren Geisteszustand untersuchen. Das
kann ja wohl nicht Ihr Emst sein! Daß Sie Fräulein Götze als angebliche Hexe
verleumden, ist mir bekannt. Aber jetzt gehen Sie mit Ihrer Dreistigkeit zu
weit.“
    Er wandte sich an Montag. „Wir fahren
mit Harry Jocher zu Fräulein Götze. Lokaltermin! Ich will wissen, was er dort
noch ausgeheckt hat. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist er am Barfach und an den
Flaschen gewesen. Wer weiß, wo sonst noch! Aber das werden wir an Ort und
Stelle feststellen.“
    Zu Harry Jocher sagte er: „Haben Sie
das begriffen? Überlegen Sie sich, ob ein Geständnis nicht besser ist.“
    Dann rief er Helga an, um ihr die
Neuigkeit mitzuteilen und daß man in einer halben Stunde bei ihr wäre.
     
    *
     
    Klößchen hatte gerade die Luftmatratze
aufgepumpt, auf der Pfote schlafen sollte. Als er den Stöpsel festdrückte, kam
Helga mit allen Anzeichen höchster Aufregung aus dem Hause.
    „Stellt euch vor!“ rief sie. „Harry
Jocher war’s. Er ist überführt. Gabys Vater kommt gleich mit ihm her, um
endgültig zu klären, ob hier Gift versteckt ist.“
    Das schlug ein wie eine Bombe. Und wie
eine Bombe benahm Klößchen sich. Ob es ein einbeiniger Freudentanz oder eine
Art Ballettübung werden sollte, läßt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen.
Jedenfalls verlor er nach einem grotesken Hopser sein Gleichgewicht. Mit dem
Hinterteil voran knallte er auf die Luftmatratze. Die hatte sich mit all ihren
Gummirippen schon auf Gabys ranke Gestalt eingestellt und hauchte unter
Klößchen ihren Geist aus. Das heißt: Der Stöpsel sauste mit einem Knall aus dem
Gummispund, traf Oskars linkes Ohr; und die mühsam hineingepumpte Luft
entfleuchte in die Mittagshitze.
    „Entschuldige, Oskar!“ rief er. „Das
war ganz unabsichtlich ein Volltreffer.“
    Oskar packte den Stöpsel mit seinen
kräftigen Zähnen und begann darauf zu kauen.
    Gaby verscheuchte den hilfreichen Willi
mit einem sanften Tritt von der Luftmatratze.
    „Du machst mir mein Bett kaputt,
Tolpatsch!“
    Karl hatte so viele Lachtränen in den
Augen, daß er seine Brille polieren mußte — am Ärmel, natürlich.
    Tarzan sagte: „Wenn ich an unsere
geplante Flußfahrt denke, Willi, graust mir allmählich. Wahrscheinlich haben
wir zweierlei Wahl: Entweder wir schmeißen dich gleich über Bord, oder wir
ersaufen gemeinsam.“
    „Was denn!“ meinte Klößchen. „Jeder
kann mal ausrutschen. Daß ich so schwache Knie habe, ist Ernährungsmangel. Ich
muß sofort eine Tafel Schokolade essen.“
    Dann ließen sie sich von Helga
ausführlich berichten.
    Die halbe Stunde verging in gespannter
Erwartung.
    Karl, der sich vor dem Haus postiert
hatte, entdeckte die beiden Wagen zuerst: Erwin Jochers dicken Mercedes, in dem
der Bauer und sein jüngerer Sohn saßen, und den Polizeiwagen mit Glockner,
Montag und Harry Jocher.
    Die Fahrzeuge hielten vor dem Haus. Glockner
kam herein, begrüßte alle und wandte sich an Helga.
    „Der alte Jocher und Max möchten dabei
sein, wenn wir mit Harry den Tathergang rekonstruieren (nachbilden). Ich
habe zwar nichts dagegen, aber es ist Ihre Entscheidung, ob Sie die beiden in
Ihr Haus lassen.“
    Nervös flocht Helga ihre Finger
ineinander. Sie war blaß und wackelte häufig mit den Wimpern, die fast so lang
waren wie bei Gaby.
    „Ich bin einverstanden. Es liegt mir
nichts daran, die Situation zu verschärfen. Warum begreifen diese Menschen
nicht endlich, daß ich nichts als meine Ruhe will.“
    Glockner nickte, ging hinaus und kam
mit den andern zurück: Montag und Harry Jocher gingen voran. Der ehemalige
Häftling hielt den Kopf gesenkt. Er sah aus wie Braunbier und Spucke, schielte
zu seinen Fußspitzen und wagte nicht, Helgas Blick zu begegnen.
    Auf Maxens Gesicht lag der übliche
Ausdruck von Stumpfheit. Erwin Jocher schien fast zu platzen vor Wut. Gehässig
starrte er Helga an.
    Tarzan, der sich bekanntlich stets vor
Bedrohte stellt, trat unwillkürlich einen Schritt vor. Seine Freunde merkten:
Hätte der Grobian jetzt eine drohende Bewegung gemacht, wäre er hart auf dem
Teppich gelandet. Aber statt dessen pflanzte er sich anmaßend in einen
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