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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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in London war er irgendwie hier gelandet. Er wusste immer noch nicht recht, wie und warum. Er wusste nur, dass er jetzt anders war.
    Er war stärker, mächtiger. Er konnte die Lebenskraft spüren, die auf ihn übergegangen war, als er in jener Nacht seinen Vater Michael Deveraux und seinen Rivalen James Moore getötet hatte. Das war zu Windmond gewesen - wer in der Nacht des Windmonds eine Hexe oder einen Hexer tötete, erlangte die Macht seines Opfers.
    Er drehte sich um, und ohne einen Finger krumm zu machen oder eine einzige Silbe auszusprechen, setzte er eine Eiche in Brand. Dann löschte er das Feuer ebenso leicht mit einem plötzlichen, heftigen Windstoß. Offenbar beherrschte er jetzt drei der vier Elemente, doch das vierte, Wasser, blieb ihm versagt. Ebenso wie eine Möglichkeit, von dieser Insel wegzukommen.
    Zumindest hatte er es nicht besonders eilig. Von seinen früheren Aufenthalten auf der Insel wusste er, wo sich alles befand, auch Küche und Speisekammer. Die meisten dämonischen Bewohner der Insel waren anscheinend verschwunden. Ob sie ausgezogen waren, um ihren Herren in der Schlacht beizustehen, oder die erstbeste Gelegenheit zur Flucht genutzt hatten, wusste er nicht. Jedenfalls spazierte er meist ungestört über die Insel, sah zu, wie sich die Wellen am Strand brachen und das Schilf im Wind wogte. Hoch aufragende Felsen blickten wie Festungstürme auf ihn herab, und die Seevögel kreischten.
    Doch auf der nun fast völlig verlassenen Insel war es einfacher... etwas zu spüren. Nicole hatte ihm von irgendeiner Präsenz hier erzählt. Er hatte sie damals nicht wahrgenommen, als er hergekommen war, um Nicole zu retten, doch jetzt konnte er sie fühlen. Es war, als beobachte ihn etwas, spähte ihm durch Ritzen und Spalten nach, ja selbst durch die Zeit hindurch. Was immer das sein mochte, es strahlte eine Bösartigkeit aus, die sogar ihm Angst einjagte ... und er war fast so böse, wie man nur sein konnte.
    Seit einem Monat war er jetzt hier, und jeden Tag suchte er durch Weitsicht nach Nicole. Jeden Tag fand er wieder nichts. Er wollte nicht glauben, dass sie tot war. Er war sicher, dass er das irgendwie fühlen, irgendwie wissen müsste. Selbst wenn das Baby nicht von ihm war. Bei der Magie, die ihm jetzt zur Verfügung stand, bräuchte man schon unglaublich mächtige Banne, um sie für immer vor ihm zu verbergen.
    Er durchkämmte die Insel zentimeterweise, drehte Felsbrocken um, tastete die Ritzen in uralten Mauern ab und suchte nach irgendetwas, das ihr gehört haben könnte. Mit einem persönlichen Gegenstand würde er einen Findezauber durchführen können. Aber er fand nur Sachen von James, die sie berührt haben könnte - einen juwelenbesetzten Kelch, James' zurückgelassene Kleidung. Er fand auch das Versteck von James' Athamen - Ritualdolchen, die für Magische Zeremonien verwendet wurden.
    Er verbrachte übermäßig viel Zeit in dem Schlafzimmer, in dem Nicole gefangen gehalten worden war. Es war im Stil der Hexer gestaltet, die dem Gott huldigten, mit geschnitzten Darstellungen des Pan und dem riesigen, lüstern grinsenden Gesicht des Gehörnten Gottes.
    Eli schlug das Bett kurz und klein - das Bett, in dem James sich Nicole aufgezwungen hatte. Er fand den kleinen Hohlraum, der im Kopfteil verborgen war. Das Geheimfach war leer, doch er spürte, dass es einmal mächtige magische Gegenstände enthalten hatte. Ihm wurde eiskalt, als er sich an die Geschichten erinnerte, die sein Vater ihm von der stillschweigenden Abmachung zwischen den Deveraux und den Cahors erzählt hatte: das Geheimnis des Schwarzen Feuers im Tausch gegen einen Sohn, in dessen Adern das Blut beider Familien strömte. James wäre mächtig genug gewesen, um Nicole dazu zu zwingen, ihm ein Kind zu gebären. Hatte er es geschafft?
    Solche Vorstellungen quälten Eli, während sich ein Tag nach dem anderen auf der Insel dahinschleppte. Bald war er besessen von dem Schlafzimmer, untersuchte jeden Zentimeter, und eines Tages stellte er sich in seiner Verzweiflung mitten in den Raum und drehte sich mit geschlossenen Augen langsam um sich selbst.
    »Öffne mir die Augen für den Schatz, der meiner Liebsten gehörte«, flüsterte er. Als ihm auffiel, wie sehr das nach einem Gebet an die Göttin klang, verzog er das Gesicht. In vielerlei Hinsicht war Nicole seine Göttin. Und nach allem, was geschehen war, müssten sie beide inzwischen Fürst und Fürstin sein. Zähneknirschend dachte er erneut an James, der sie geheiratet und
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