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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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genommen hatte. Seine Fingernägel bohrten sich in seine Handflächen, bis er Blut hervorsickern spürte. Die Tropfen fielen auf den Boden, eine passende Opfergabe.
    »Das Blut an diesem Platz soll meine Gabe sein. So schenk mir einen Schatz aus meiner Liebsten Kämmerlein.«
    Er schlug die Augen auf und drehte sich langsam weiter in der Hoffnung, dass sein Blick auf irgendetwas fallen würde, das ihr gehört haben könnte. Langsam hob er den Kopf und blickte wie unter Zwang zur Decke auf. Sie war mit geschnitzten Symbolen des Gehörnten Gottes geschmückt.
    Und da, genau in der Mitte der Zimmerdecke, glänzte etwas Rundes, Metallenes.
    Er hob die Hand und befahl es zu sich herab. Der Gegenstand löste sich leicht aus der Vertäfelung, als hätte er nur auf einen solchen Ruf gewartet, und fiel ihm in die Hand. Es war ein schmaler Goldring mit sehr geringem Durchmesser. Er fragte sich, ob er Nicole auch nur am kleinen Finger passen könnte. Er schloss die Hand darum; so dass der Ring von seinem Blut umhüllt wurde.
    In dieser Nacht versuchte er seinen Zauber ein letztes Mal, doch diesmal mit dem goldenen Ring als Fokus. »Durch diesen Ring gewähr mir die Schau auf die zur Mutter gewordene Frau, und sag mir, wo sie sich befindet, die an Herz und Geist mich bindet.«
    Der schrille Schrei einer Frau zerriss die Nacht. Eli sprang auf und wirbelte herum. Sein Herz hämmerte gegen die Rippen, und er fragte sich, ob er es irgendwie geschafft haben könnte, Nicole zu sich zu holen.
    Noch ein Schrei erscholl, und diesmal kam er von draußen. Eli rannte so schnell hinaus, wie er konnte, und erleuchtete seinen Weg mit Feuerbällen. Ein dritter Schrei - jetzt von der Höhle her, in der Nicole und er sich versteckt hatten, um von der Insel zu fliehen.
    Die Schreie wurden schwächer, und die Angst drängte ihn, noch schneller zu laufen. Was, wenn er sie nicht hierhergebracht hatte, sondern gleich sehen würde, was in diesem Augenblick anderswo mit ihr geschah?
    Und dann: Stille.
    Fluchend rannte er die letzten dreißig Meter und stürmte in die Höhle. Dann blieb er abrupt stehen. Eine gespenstische Frau lag vor ihm, zitternd vor Schmerz und Erschöpfung, ein neugeborenes Baby an der Brust.
    Nicole? Nein, das war nicht sie, sondern jemand anders. Ihrer Kleidung nach war sie schon vor sehr langer Zeit gestorben. Der Ring musste also ihr gehört haben. Er sank auf die Knie, überwältigt von Wut und Enttäuschung.
    Da wandte die geisterhafte Frau den Kopf und sah ihn an.
    Er blinzelte, und sie ebenfalls.
    »Kannst du mich sehen?«, fragte er sie.
    Sie runzelte die Stirn, und er begriff, dass sie ihn nicht verstand. Langsam hob er die Hand. Er deutete erst auf sie, dann auf seine Augen und schließlich auf seine eigene Brust.
    Sie nickte. Der Ausdruck in ihren großen, jungen Augen war unglaublich zärtlich. Er wusste genau, dass er sie noch nie zuvor gesehen hatte, doch irgendetwas an ihr kam ihm so ... bekannt vor.
    Wieder zeigte er auf sich selbst. »Eli.«
    Sie lächelte ihn schwach an und deutete auf ihre Brust. »Maria.«
    Ein Schauer rieselte ihm über den Rücken, und schreckliche Angst durchfuhr ihn. Langsam hob er die Hand und deutete auf das Baby, das sie umklammert hielt.
    Ihr Lächeln wurde breiter, als sie auf das Kind hinabschaute. »Jesus.«
    Und plötzlich veränderte sich die Höhle. Wo er auch hinsah, drängten sich Tiere und Menschen. Maria und ihr Kind standen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Er drehte sich in die Richtung um, in der sich der Höhleneingang befand. Wahrscheinlich würden seine Beine ihn nicht tragen, aber dann musste er eben versuchen hinauszukriechen. Aber da standen Männer, die große Macht und Reichtum ausstrahlten. Ihre Kleidung war mit Edelsteinen besetzt. Sie hielten Kästchen in den Händen. Die magische Energie, die von den Männern ausging, knisterte spürbar in der Luft.
    Sie schritten an ihm vorüber, ohne ihn zu bemerken. Niemand hier außer Maria schien ihn zu sehen. Ihr Ring - es musste wohl ihrer sein - und sein Zauber hatten offenbar eine Art Portal zwischen seiner und ihrer Zeit geöffnet. Er drehte sich wieder zu ihr um und beobachtete, wie die Weisen aus dem Morgenland - denn niemand anders konnten sie sein - Maria ihre Geschenke zu Füßen legten.
    Die Bibelgeschichten gingen ihm durch den Kopf, während er zusah, wie sie Gold, Weihrauch und Myrrhe darbrachten ... und Silber. Und da traf es ihn wie ein Schlag.
    Es waren vier Könige.

Zwei
    Petersilie
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