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Heute Nacht brauche ich Liebe

Heute Nacht brauche ich Liebe

Titel: Heute Nacht brauche ich Liebe
Autoren: Donna Carlisle
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zu sagen, was sie bewegte, ihm ihr Herz auszuschütten, doch es fiel ihr schwer, die richtigen Worte zu finden. Sie sah ihn an. Sie liebte ihn so sehr, dass es weh tat.
    „Red”, flüsterte sie. „Ich bin kein Eisblock, wie du denkst. Ich hatte einfach nur Angst.”
    Verwirrt, doch zärtlich blickte er sie an und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. „Wovor hattest du Angst, Darling?”
    Sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter. „Dich zu sehr zu lieben und dich zu verlieren.”
    Red drückte sie versöhnlich an sich.
    „Du hast mich nie in deinem Flugzeug mitgenommen”, stieß sie mit gepresster Stimme hervor, unfähig, ihm ins Gesicht zu sehen. „Nach jenem ersten Mal... hast du es nie wieder getan. Es ist, als ob du dir ein Reservat geschaffen hättest, zu dem ich keinen Zugang habe. Du hast mich aus einem Teil deines Lebens ausgeschlossen, und das hat mich geängstigt.”
    Joan spürte, wie er tief durchatmete und seine Muskeln sich anspannten. Erst nach einer ganzen Weile erwiderte er mit belegter Stimme: „Wahrscheinlich hatte ich auch Angst.”
    Sie schloss die Augen, um gegen die Tränen anzukämpfen, die in ihr aufstiegen. „O Red, was sollen wir nur tun?”
    Er führte ihre Hand an seine Lippen und küsste sie liebevoll. Doch er hatte auf diese Frage ebenso wenig eine Antwort wie sie.

9. KAPITEL
    Vorsichtig, damit Joan nicht wach wurde, stand Red auf, um das Licht auszuschalten. Joan lag auf der Seite, das Gesicht halb von ihrem Haar bedeckt. Der Schlafsack war ihr bis zu den Hüften heruntergerutscht, ihr Oberkörper der Kälte ausgesetzt. Einen Augenblick lang betrachtete er sie. Wie schön sie war. Sie besaß einen schlanken, aber kräftigen, fast athletischen Körperbau. Ihre Arme waren fest und leicht muskulös, dort wo der Arm einer Frau Muskeln entwickeln konnte, denn sie leistete fast täglich schwere Arbeit. Sie packte mit an, wenn eines der Geräte umgestellt oder transportiert werden musste, als hätte sie vergessen, dass sie eine Frau war. Dabei hätte oft ein koketter Augenaufschlag genügt, um einen der starken Männer, die immer untätig herumstanden, zum Helfen zu bewegen. Doch das wäre Joan nie in den Sinn gekommen, was ihm vom ersten Moment an sehr imponiert hatte. Dennoch hätte er sie beinahe gehen lassen. Im Augenblick konnte er es selbst kaum glauben oder verstehen. Andererseits wusste er nicht, wie er sie halten konnte.
    Er zog sein Hemd wieder an und kroch zu Joan in den Schlafsack. Der Wind schien längst nicht mehr so heftig zu sein. Offenbar war das Unwetter rascher als erwartet weitergezogen. Doch ein, zwei Tage würde es gewiss noch dauern, bis er wieder starten konnte - eine Gnadenfrist. Aber sie hatten ja beide gewusst, dass sie nicht mehr viel Zeit zusammen haben würden.
    Eigentlich sollte jetzt alles anders sein, doch das war es nicht. Nur seine Gefühle hatten sich verändert. Nach diesem Zusammensein fühlte er sich noch leerer, noch ausgebrannter, noch ängstlicher als je zuvor. Von Anfang an hatte er gewusst, dass es schwer werden würde, sie an sich zu binden.
    Als er sie in jener Nacht klammheimlich verlassen hatte, war das nicht endgültig gemeint. Er hatte vor, zurückzukommen, auch wenn er es immer wieder hinausschob, bis sie, ihm schriftlich mitteilte, sie wolle die Scheidung einreichen. Für kurze Zeit warf ihn diese Nachricht völlig aus der Bahn. Tagelang betrank er sich, versuchte den Schmerz mit Brandy zu lindern. Schließlich begann er sich einzureden, dass es so besser sei. Sie hatten keine richtige Ehe geführt, das hatten alle mitbekommen. Ihre Beziehung war eher eine Art Kriegsschauplatz gewesen. Er war viel besser dran, wenn er sie endlich los wurde und wieder sein eigenes Leben führte. Nur - ohne sie war das Leben sinnlos.
    Er wusste genau, welche Fehler sie gemacht hatten. Unzählige schlaflose Nächte hatte er damit verbracht, darüber nachzudenken. Was für, ein Dummkopf war er doch gewesen. Und sie hatte sich genauso kindisch verhalten. Sie waren beide selbstsüchtig, unnachgiebig und eigensinnig wie Rennpferde vor ihren Sulkys, die stur ihre Runden drehen.
    Er und Joan konnten nicht ohne den anderen leben, aber eine Ehe wie die ihre wollten sie auch nicht.
    Was sollte er sich noch länger darüber den Kopf zermartern? Sobald der Sturm sich gelegt hatte, würde sie von hier verschwinden. Er konnte sie nicht einmal bitten, zu bleiben. Sie gehörte nach Washington, so wie er hierher gehörte, das hatte sie ihm hundertmal
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