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Heute Nacht brauche ich Liebe

Heute Nacht brauche ich Liebe

Titel: Heute Nacht brauche ich Liebe
Autoren: Donna Carlisle
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kitten zu können? War es dafür nicht zu spät? Eine Ehe war schließlich kein überlasteter Stromkreis. Man konnte sie nicht einfach wieder reparieren wie durchgebrannte Drähte oder Sicherungen und sie dann neu einschalten.
    Erst jetzt begann sie zu hinterfragen, was sich zwischen ihnen zugetragen hatte. Allein schon mit dieser Analyse hätte sie ein ganzes Buch füllen können. Es passte wirklich nichts zusammen. Charakterlich waren sie sich viel zu ähnlich, deshalb gerieten sie auch ständig aneinander. Doch ansonsten hatten sie nichts gemeinsam. Ihre Ziele und Wertvorstellungen lagen meilenweit auseinander. Sie konnte in diesem gottverdammten Nest nicht länger leben, und er wollte nicht fort von hier. Und es gab noch viele Dinge, bei denen sie anderer Ansicht war als er, nur war sie bis jetzt nicht in der Lage gewesen, ihm davon zu erzählen. Sie hätte es vielleicht getan, doch er gab ihr nie Gelegenheit dazu.
    Was schiefgelaufen war? Die Auseinandersetzungen, die Unbeständigkeit, die Einsamkeit und Angst, wenn er mit dem Flugzeug unterwegs war, und die verzweifelte Leidenschaft, wenn er bei ihr war, all das gehörte dazu, auch wenn sie gelernt hatte, mit diesen Dingen zu leben. Sie hatte ihn trotz allem geliebt. Vielleicht hatte sie ihn zu sehr geliebt, oder doch nicht genug, und ihn am Ende damit vertrieben? Sei es, wie es wolle, er hatte sie schließlich verlassen, war gegangen, ehe sie überhaupt dazu bereit war, ihn ziehen zu lassen. Das hatte ihr noch kein Mann angetan und das würde sie ihm nie verzeihen. An diesem Punkt verwandelte sich Liebe in Hass - zumindest glaubte sie das.
    Doch nun war er wieder zurückgekommen - und plötzlich war alles ganz anders. „O Red", stöhnte sie auf, „was für ein Durcheinander.”
    Sie richtete sich wieder auf und sah sich feierlich, fast ein wenig schwermütig im Raum um. Wieder verspürte sie diesen seltsamen Stich in der Brust wie heute morgen, als Della sie daran erinnert hatte, was sie alles zurückließ. Es möchte vielleicht verrückt klingen, aber sie würde diesen Ort wirklich vermissen. Sie hatte hier so gute Arbeit geleistet, nicht nur die Arbeit, für die sie engagiert war. Sie hatte den Generator entwickelt, inzwischen erhebliche Verbesserungen durchgeführt und bereits Pläne für einen neuen, leistungsfähigeren erstellt.
    Diese kreative Freiheit hatte sie in Washington nie genossen. Würde sie sich überhaupt dort je wieder einfügen können? Die maßgeschneiderten Kostüme, Besprechungen um neun Uhr morgens, sterile Labors und eine endlose Bürokratie. Ehrlich gesagt hatte sie nie dorthin gepasst. Das war auch der Grund, warum sie schließlich in Adinorack gestrandet war - wie all die anderen.
    Ich werde genauso verrückt wie meine Mitarbeiter, dachte sie bestürzt. Allmählich beginnt es, mir hier zu gefallen. Dieselben zwiespältigen Gefühle empfand sie auch für Red.
    Bis zum heutigen Morgen war ihr Leben so einfach gewesen. Sie hatte genau gewusst, was sie wollte und wohin ihr Weg sie führte. Doch jetzt schien sogar das Brummen der Maschinen, das ihr bisher immer so vertraut gewesen war, irgendwie anders. Plötzlich war der Raum nicht mehr Zufluchtsstätte; sondern ein trister Arbeitsplatz, die Maschinen einfach nur Maschinen. Das wahre Leben spielte sich dort oben ab, außerhalb ihres Einflussbereichs.
    Joan schloss die Augen, um der verwirrenden Gefühle, die in ihr tobten, Herr zu werden. „Worin liegt der Sinn?" flüsterte sie vor sich hin. „Red wird sich niemals ändern.”
    Trotzdem könnte sie einfach nicht von ihm lassen, weil sie ihn immer noch liebte, so blind und verzweifelt wie am ersten Tag. Sie liebte den Mann, dem sie sich in Maudies Lagerraum hingegeben hatte, und sie liebte den Mann, der eine Gruppe völlig verängstigter Menschen dazu bringen konnte, ihre Sorgen und Schmerzen zu vergessen. Sie liebte den waghalsigen Buschpiloten und den zärtlichen Liebhaber. Sie liebte sogar seine Wutausbrüche, selbst, wenn er dabei hässliche Dinge zu ihr sagte, die er im Grunde aber gar nicht so meinte. Und er wusste auch, dass er sie nicht ernst nehmen durfte, wenn sie ihn beschimpfte. Auch deshalb liebte sie ihn. Dagegen war einfach kein Kraut gewachsen. Dieses Gefühl war ihrer Kontrolle entzogen wie das Fließen des Blutes in ihren Adern oder ihr Herzschlag. Und das würde immer so bleiben.
    Als Joan in den Aufenthaltsraum zurückkehrte, waren Lewis und Gilly wach. Sie wechselte ein paar Worte mit Gilly, um sich nach dem
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