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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion
Autoren: Pierre Emme
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sie, als gäbs kein Morgen mehr.
    Der »liebe Heribert« hatte schon eine passende Antwort auf den Lippen, unterdrückte sie aber. Jetzt war keine Zeit für kleinlichen Zank, heute stand viel mehr auf dem Spiel.
    »Du siehst aber gut aus«, verleugnete Marinov seine angeborene Wahrheitsliebe, »und du scheinst erfolgreich zu sein .« Blablabla.
    »Ich kann nicht klagen«, Franz Ferdinand grinste und klopfte sich auf die stattliche, unter der gutgeschnittenen Weste geschickt getarnte Wampe. »Etwas zugelegt habe ich aber. Meine Frau sagt immer, man kann nicht genug von mir bekommen .« Hähähähä.
    Inzwischen hatten die beiden Männer das als Büro getarnte Aquarium erreicht und Platz genommen.
    »Ich bin übrigens mit Wanda Ballhauser verheiratet. Du weißt, wer das ist ?« Grabner war sichtlich stolz auf die Wahl seiner Frau. Die von seiner Seite sicher nicht nur auf emotionaler Ebene erfolgt war. Denn Schwiegerpapa Dr. Ballhauser war einer der Vorstandsdirektoren der Bank, in der Franz Ferdinand Karriere machen wollte. Für dieses Sprungbrett war er eigentlich schon zu lange Stellvertreter.
    Wie kam er eigentlich dazu, sich über einen stellvertretenden Filialleiter lustig zu machen, dachte Marinov. Er selbst war nur Fahrer im Versandhandel seiner Frau. Aber das war eine andere Geschichte. »Ich bin mit Ingrid Wondrak verheiratet«, hörte er sich sagen und ertappte sich dabei, auch ein Angeber zu sein.
    »Aha«, im ersten Moment wirkte Grabner uninteressiert. Als dann der Groschen fiel, leuchteten seine Augen auf und nahmen rasch einen ungläubigen Ausdruck an.
    »Mit der Ingrid Wondrak ?« , er betonte das »der« wie ein Adelsprädikat. »Das ist ja der reine Wahnsinn. Bei welcher Bank bist du derzeit? Bei uns bekommst du Vorzugskonditionen. Wenn Du uns mit der Wondrak-Firmengruppe ins Geschäft bringst, ist eine Mords-Provision drinnen .«
    Franz Ferdinand überschlug sich förmlich in seiner dezenten Art und Marinov konnte langsam verstehen, warum der Schwiegerpapa noch nicht mehr für den hoffnungsvollen Liebling seiner Wanda getan hatte.
    In jedem Fall hatte sich sein Status schlagartig verbessert und Marinov wollte das nutzen.
    »Franz Ferdinand, ich brauche einen Kredit«, preschte er jetzt etwas unvermittelt vor, um den öden Smalltalk zu beenden.
    »Da sehe ich überhaupt keine Probleme«, Grabner war in seinem Element. »An welchen Betrag hast du denn gedacht ?«
    Der Gute hat auch schon lange nicht mehr die Konkursdatei studiert, dachte Marinov, aber bitte. Das war nicht sein Problem. »Ich brauche 250.000 Euro und zwar rasch .«
    »Alles klar, überhaupt kein Problem. Das haben wir gleich .«
    Wunderbar, ging es Marinov durch den Kopf, warum war er nicht gleich zu dem alten Schulfreund gegangen?
    »Jetzt machen wir einmal den Kreditantrag fertig. Am Montag unterschreibt deine Frau dann eine Bürgschaft und am Dienstag, spätestens Mittwoch kannst du über das Geld verfügen .«
    »Wenn ich meine Frau in diese Sache involvieren wollte, bräuchte ich keinen Kredit .« Grabner war wirklich noch dümmer als er aussah. »Zweitens kann ich sehr gute Sicherheiten bieten und drittens benötige ich das Geld jetzt .«
    Franz Ferdinands Augen quollen hervor wie die Zahnpasta aus der Tube. »Was meinst du mit jetzt ?« , presste er hervor und bekam hektische Flecken im Gesicht.
    »Na, was heißt jetzt? Jetzt, in den kommenden fünf Minuten. Heute noch vor Bankschluss .« Marinov wurde langsam sauer. »Ich weiß nicht, welche kryptischen Auslegungen das Wort ›Jetzt‹ noch erlaubt .«
    »Also ddddas wird schwierig werden, werden .« Grabner hatte nun auch noch zu stottern begonnen. »Welche, welche Sicherheiten hast du denn zu bieten ?«
    »Industriediamanten im Wert von einer halbe Million«, Marinov holte das überraschend kleine Ledersäckchen aus seinem Aktenkoffer und knallte es auf den Schreibtisch.
    In diesem Augenblick, es war exakt 14.59 Uhr, öffnete sich die Türe der Filiale und Anwältin Dr. Annemarie Sumser betrat die Bank. Gefolgt von Waldemar Zwettler, dem Vollzugsbeamten des Bezirksgerichtes Döbling.

     
    * * *

     
    Wallner fixierte die Uhr an der Wand seines Büros. Jeden Moment musste der große Zeiger den entscheidenden Sprung auf die Zwölf machen. Dann war die Schonfrist für Marinov vorüber. Wie ihm der den Mann beobachtende Beamte eben mitgeteilt hatte, saß der zu Observierende noch immer mit einem offenbar leitenden Bankangestellten zusammen und schien etwas Wichtiges zu
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