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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion
Autoren: Pierre Emme
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verhandeln.
    Das war die aktuelle Situation, als sich das Bundeskriminalamt wieder meldete und sich nach dem Stand der Ermittlungen nach dem vermeintlichen Terroristen Marinov erkundigen wollte.
    Wallner erzählte dem Kollegen vom BKA von angeblich erfolgten ersten Befragungen der Nachbarn Marinovs. »Aus den bisher vorliegenden Informationen lassen sich keinerlei Anzeichen terroristischer Aktivitäten oder auch nur Sympathien dafür ablesen«, versuchte Wallner zu kalmieren. Aber vergebens.
    »Das sind oft die Gefährlichsten«, wusste der Mann vom BKA, »wirken völlig harmlos. Gute Nachbarn wie Sie und ich. Sind aber gleichzeitig die größten Gfraster .« Er ließ sich nicht von der vermeintlichen Spur abbringen. »Ist bekannt, wo sich der Mann im Augenblick aufhält ?«
    Wallner zuckte bedauernd mit den Achseln und Palinski verstand. Lange würde der Inspektor nicht mehr verschweigen können, wo sich der gesuchte Marinov aufhielt, ohne selbst größte Schwierigkeiten zu bekommen. »Zuletzt wurde der Mann auf der Döblinger Hauptstraße gesehen. Ich werde das abklären und melde mich gleich wieder .«
    Palinski war aufgesprungen und hatte seinen Mantel angezogen. »Dann schnell weg, wir müssen Marinov aus der Bank herausholen, ehe die Mannen der Cobra den Laden stürmen .«
    Wenige Minuten später hatten die beiden die Filiale der »Kredit Bank Österreich« erreicht, doch da war es schon zu spät. Die Türe war versperrt, obwohl sich, von der Straße aus gut erkennbar, noch mehrere Kunden in der Kassenhalle befanden. Kurz darauf wurden die Jalousien heruntergelassen und mit der Sicht ins Filialinnere war es vorbei. Eine aufgeregte Bankangestellte berichtete dem Inspektor die Gründe dafür.
    Zwei Minuten später trafen auch schon die ersten Streifenwagen ein und riegelten den Platz vor der Bank ab.

     
    * * *

     
    Mit einem Blick hatte Dr. Annemarie Sumser ausgemacht, wo sich Marinov befand. Zielstrebig ging sie auf den gläsernen Verschlag zu, den Grabner sein Büro nannte. Die tapfere Karin Reitmayer wollte sich der unbeirrt auf das Allerheiligste ihres Chefs zustrebende Frau entgegenstemmen. Jetzt zeigte sich aber, wie wichtig ein Beamter wie Zwettler in einer solchen Situation war. Mit seinem mächtigen Bass und den Worten: »Das ist eine Amtshandlung des Bezirksgerichts Döbling. Bitte mischen Sie sich nicht ein«, verschaffte er sich nicht nur Respekt, sondern der Sumser auch den gewünschten Zutritt.
    Grabner war aufgesprungen, er ahnte, dass der überraschende Besuch nichts Gutes bedeuten konnte. Marinov wusste, was los war und blieb sitzen.
    »Hallo Defraudant«, begrüßte Annemarie Sumser den Mann, der sein Säckchen mit Diamanten in seinem Aktenkoffer verschwinden lassen wollte.
    Doch das geübte Auge Zwettlers war schneller. Der Gerichtsvollzieher griff nach der halben Million in kristalliner Form und erklärte sie für gepfändet.
    »Heribert, was soll denn das ?« , Franz Ferdinand verstand die Welt nicht mehr. Da saß der Mann der Wondrak und ein Gerichtsvollzieher kassierte die Sicherheiten für einen 250.000-Euro-Kredit. »Sag doch was? Was wird jetzt aus dem Kreditantrag ?«
    »Aus dem wird wohl nichts werden«, befürchtete die Anwältin. »Hat Herr Marinov irgendwelche Konten, Depots oder ein Schließfach bei Ihrem Institut ?«
    Das Bild von den »davon schwimmenden Fellen« traf bei weitem nicht die Gefühlslage, die Marinov derzeit beherrschte. Es kam ihr aber noch am nächsten. Verzweifelt überlegte er, ob und wie er Amelia jetzt noch retten konnte.
    Ohne es zunächst selbst zu bemerken und auch ohne es wirklich zu wollen, hatte er plötzlich die Gaspistole seiner Frau in der Hand.
    »Um Himmelswillen Marinov, machen Sie keinen Unsinn«, versuchte Annemarie Sumser den Mann zu beruhigen, »Es ist doch nur Geld. Stecken Sie das Ding weg, ehe noch mehr passiert .«
    »Es geht nicht nur um Geld, es geht vor allem um das Leben von Amelia .«
    Der ganze Druck der letzten Tage, die ganze Verzweiflung, die er gerade empfand, lag in diesem Aufschrei. Jetzt erst wurde ihm bewusst, was er in der Hand hielt. Er richtete den Lauf der Pistole auf die Frau und herrschte Grabner an. »Pack sofort 250.000 Euro in eine Tasche und gib sie mir, sonst geschieht ein Unglück .«
    Karin Reitmayer hatte als Erste mitbekommen, was sich da im Büro ihres Chefs abspielte. Ohne lange nachzudenken spurtete sie zum nächsten Alarmknopf und drückte ihn. Dann verwendete sie ihre restliche Energie für ihre Flucht
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