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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion
Autoren: Pierre Emme
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an ihrem Pullover als Karin Reitmayer auswies.
    »Danke ja, ich komme zu Herrn Grabner«, Marinov ließ weiter seinen Blick schweifen.
    »Herr Grabner hat noch einen Kunden. Wenn Sie inzwischen Platz nehmen wollen .« Frau Reitmayer deutete auf einen recht bequem wirkenden Stuhl. Marinov kannte das. Am Anfang waren sie alle so freundlich und am Ende? Na, man würde ja sehen.
    Er spürte etwas Hartes in der Außentasche seiner halblangen, wattierten Winterjacke. Was war das denn? Er griff in die Tasche und wollte das Ding schon herausholen, ließ es aber blitzschnell wieder sein. Die Gaspistole, als die sich das Ding erwiesen hatte, hätte in dieser Umgebung wahrscheinlich zu Missverständnissen geführt.
    Frau Reitmayer war wieder herangetreten. »Herr Grabner wird gleich für Sie Zeit haben. Darf ich ihm inzwischen Ihren Namen nennen ?«
    »Sagen Sie ihm, der Heribert aus der Sames-Schule kommt mit einem Geldproblem zu ihm .« Ihr ungläubiger Blick ließ ihn weiter erklären. »Wir sind in dieselbe Klasse gegangen .«
    »Ach so«, sie lächelte verständnisvoll, »Da wird sich der Herr Grabner aber freuen .«
    Das wird sich weisen, dachte Marinov und nickte freundlich. Dann begann er zu grübeln, wieso die Gaspistole seiner Frau in seiner Jackentasche steckte. Hatte er sie bewusst »unbewusst« eingesteckt, um seiner Argumentation in der Bank notfalls etwas mehr Nachdruck verleihen zu können? Ein erschreckender Gedanke.
    Wann hatte er die Jacke das letzte Mal überhaupt angehabt? Er pflegte sie nur in Wien anzuziehen. Wahrscheinlich hatte Ingrid sich das gute Stück für einen ihrer Spaziergänge ausgeborgt, die Waffe aus Schutzgründen eingesteckt und dann vergessen, sie wieder herauszunehmen. Ja, so musste es gewesen sein. Dass er die Waffe sozusagen »instinktiv« an sich genommen hatte, um sie – wofür eigentlich – bei sich zu haben, konnte er sich nicht vorstellen. Dazu war er viel zu feige.
    Wie auch immer, der Gedanke an die Waffe in seiner Jacke machte Heribert Marinov etwas nervös.

     
    * * *

     
    »Er hat eben die Filiale der KBÖ in der Döblinger Hauptstraße betreten« meldeten Wallners Mitarbeiter und der Privatdetektiv ihrem jeweiligen Auftraggeber. Und die handelten, wie es ihrer Verantwortung oder Zielsetzung entsprach.
    Zu diesem Zeitpunk hatte Ingrid Marinov-Wondrak auf ihrer Fahrt nach Wien die Raststätte Haag erreicht und beschlossen, eine Pause einzulegen und eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen.
    Amelia Balos, die sich derzeit Andrea Ballowetz nannte, hatte gerade eine heftige Auseinandersetzung mit Frederick gehabt, der partout nicht akzeptieren hatte wollen, dass sie seine plumpen Verführungsversuche nur lächerlich fand und nicht daran dachte, mit dem selbsternannten Casanova ins Bett zu hüpfen. Gott sei Dank war es ihr gelungen, das Schwein aus ihrem Zimmer zu drängen. Sie hatte die Türe zweimal versperrt und überlegte jetzt, wie sie die Rufnummer der »Unikum TV-Produktion International« irgendwo in Holland ausfindig machen konnte. Sie war soweit, sich über dieses Machoschwein zu beschweren, auch wenn sie das ihre Fernsehchancen kosten sollte.
    Nach kurzem Nachdenken rief sie die Rezeption an und ersuchte, die Telefonnummer für sie herauszusuchen. Dann legte sie sich aufs Bett und versuchte, ihren Puls wieder in den Normalbereich zu bringen.
    In Ottenschlag hatte Wilma aufmerksam die 13 Uhr Nachrichten im Fernsehen verfolgt. Tatsächlich kam auch eine kurze Meldung über den Innenminister, der den Vormittag beim »Kongress der Europäischen Kriminalbeamten« verbracht hatte. Einen Bildbeitrag dazu hatte es nicht gegeben, dafür war die Zeit wohl zu knapp gewesen. Sie nahm sich vor, die Abendnachrichten auf keinen Fall zu versäumen.

     
    * * *

     
    Die nette Karin Reitmayer war wieder bei Marinov erschienen. »Herr Grabner lässt Sie jetzt bitten«, sie deutete in die Richtung des Glaskobels in der Ecke des Raumes und schickte sich an, ihn dorthin zu begleiten.
    Auf halbem Weg kam ihm Franz Ferdinand entgegen. Um 20 Kilo schwerer und 150.000 Haare leichter als vor 15 Jahren, aber unverkennbar Franz Ferdinand. Das gierige Glitzern in den frettchenhaften Augen war noch immer da.
    »Ja, wen sehen wir denn da ?« , genau diese onkelhafte Betulichkeit war auch einer der Gründe gewesen, warum der Kerl in der Schule von allen gehasst worden war. »Wenn das nicht der liebe Heribert Marinov ist .« Er nahm die Hand des Schulkollegen in seine schwitzenden Pranken und schüttelte
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