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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion
Autoren: Pierre Emme
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und der Feilergasse liegenden Betriebe haben wir alle aufgesucht«, gab Hellmer an. »Jetzt sind nur mehr einige Lokale in der Cobenzlgasse oberhalb der Feilergasse zu erledigen. Natürlich auch noch die unterhalb der Straßenbahnendstation«, meldete Hellmer. »Sollen wir gleich weiter machen ?«
    »Seit wann seid Ihr schon im Dienst ?«
    »Seit 22 Uhr gestern Abend. Aber das macht nichts«, Bartinek machte eine wegwerfende Bewegung. »Wir wollen dem Baby helfen .«
    »Das ist toll, aber wenn Sie umkippen, ist keinem gedient«, wehrte der Inspektor ab. »Gehen Sie heim, schlafen Sie einige Stunden und morgen früh geht es wieder weiter. O.K.?«
    Die beiden Beamten nickten müde und verließen den Raum.
    »Und wir kümmern uns jetzt einmal um diese Studentin, die Spur scheint vielversprechend zu sein«, meinte Palinski. »Oder wie siehst du das ?«
    Freund Helmut sah das ebenso. »Sobald wir wissen, ob das der ausgetauschte Container ist, haben wir mit ziemlicher Sicherheit den Tatort. Damit wären wir um einen Riesenschritt weiter .«
    Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und begann, eine Nummer in sein Festnetztelefon zu tippen. »Jetzt schaun wir aber einmal, was bei Franca los ist .«

     
    * * *

     
    Langsam machte sich die alte Frau Sorgen um ihre Enkelin. Elena war gestern gegen 17 Uhr losgefahren, um diesen »Blaggi« aufzusuchen und mit ihm zu sprechen. Je nachdem, wie das Gespräch verlaufen würde, wollte sie über Nacht bei ihrem Freund bleiben, bei einer Bekannten übernachten oder mit dem nächsten Zug wieder nach Hause kommen.
    Jetzt war es aber schon nach 21 Uhr und weit und breit nichts von Elena zu sehen. Gott sei Dank hatte sie genug Milch da gelassen, um das Baby füttern zu können. Auch wenn nicht zu überhören war, dass der kleine Anton die warme, weiche Brust seiner Mutter dem unpersönlichen Flascherl eindeutig vorziehen würde.
    Hoffentlich würde sich dieser Mistkerl endlich zu seinen Pflichten bekennen und einen Beitrag zum Unterhalt seines Kindes leisten. Großmutter und Enkelin verstanden sich gut darauf, mit sehr wenig Geld auszukommen, aber ganz ohne ging es doch nicht.
    Gut, auf das Telefon konnten sie verzichten und auch aufs Fernsehen, auch wenn sich die alte Frau ganz gerne hin und wieder etwas ansehen wollte. Aber ohne Strom und vor allem ohne Heizung wäre das Leben vor allem für den kleinen Anton unerträglich. Für alle Fälle hatte sie noch die beiden Münzen und die Ikone, die sie notfalls verkaufen konnte. Also am Ende waren sie noch lange nicht. Wo bloß Elena so lange blieb?

     
    * * *

     
    Die Studentin Melinda Mayer war in Wien, 18. Sternwartestraße 12, gemeldet. Als Untermieterin einer Frau Annemarie Partinis. Nachdem sich noch immer niemand unter der auf dem Werbezettel angegebenen Handynummer meldete, beschlossen Wallner und Palinski, einen Besuch im 18. Bezirk zu riskieren. Gerade als sich die beiden in Wallners Auto setzten, wurde Palinski von der bislang erfolgreich verdrängten Erinnerung an den »Neujahrsempfang« eingeholt. Um Himmels Willen, die familiäre Zwangsverpflichtung lief bereits seit mehr als zwei Stunden und er hatte sich den ganzen Tag über nicht einmal telefonisch gemeldet.
    Falls Wilma jetzt sauer war, und das war sie so sicher wie Neujahr auf Silvester folgt, dann konnte er ihr das wirklich nicht übel nehmen. Offenbar sah man ihm den leichten Schock an, denn der Inspektor erkundigte sich fürsorglich. »Ist was mit dir? Du siehst aus, als ob dir gerade die Weiße Frau erschienen wäre .«
    »Noch schlimmer, mir sind Wilma und ihre Mutter erschienen. Die beiden und weitere rund 50 Gäste erwarten mich seit mehr als zwei Stunden bei einem Familienfest .« Palinski schüttelte den Kopf. »Jetzt bin ich für mindestens eine Woche wieder persona non grata .«
    »Komm«, Wallner versuchte den Freund zu beruhigen, »ich bringe dich jetzt zum Haus von Wilmas Eltern und du machst deinen Kotau. Die Mayer schaffe ich auch alleine, falls sie überhaupt da ist. Dann hole ich Franca ab und wir treffen uns später wieder in meinem Büro .«
    Da Palinski nichts Besseres einfiel, nickte er nur stumm und ergeben. Und stand bereits fünf Minuten später vor der imposanten Villa, die ihn immer wieder irgendwie an das düstere, aus dem Film »Psycho« nicht nur Cineasten bekannte Gebäude oben am Hügel erinnerte. Und genauso fühlte er sich auch.

     
    * * *

     
    Der kleine Bub, der sonst um diese Zeit schon immer schlief, war hellwach. Er war zwar
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