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Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Titel: Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
Autoren: Nané Lénard
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Hand blieb verschollen.

Entscheidung
    Der Morgen brach für Anna keineswegs gut an. Sie war als Erstes in den Keller gelaufen und fand ihre Sorge bestätigt. Schweißperlen standen jetzt auf Marie-Sophies Stirn, obwohl sie sich anstrengte zu lächeln.
    „Es geht mir gut!“, schwindelte sie. „Mach dir keine Sorgen.“
    „Das sehe ich“, gab Anna zurück, wischte Marie den Schweiß von der Stirn und gab ihr das Fieberthermometer. Auch die Haare waren feucht. Ab und zu ging ein leichtes Zittern durch ihren Körper.
    Als das Thermometer piepte, sah Anna ihre Befürchtungen bestätigt.
    „39,8° C, jetzt ist Schluss. Zeig mir mal deine Hand.“ Vorsichtig wickelte sie den Verband ab. Die Rötung hatte sich ausgedehnt, eine schwammige Schwellung war hinzugekommen.
    Anna hatte sogar den Eindruck, dass diese sich zum Arm hin hochzog. Sie fühlte den Puls am rechten Handgelenk. Er ging zu schnell.
    „Du kannst jetzt sagen, was du willst. Entweder bringe ich dich jetzt in die Notaufnahme oder ich rufe einen Krankenwagen. Das Versteckspiel ist vorbei. Ich habe dir gerne geholfen, aber dein Leben werde ich dafür nicht riskieren.“
    „So schlimm wird es schon nicht sein, Anna. Das Fieber geht bestimmt bald zurück.“

    „Gut, dann rufe ich jetzt einen Krankenwagen, wenn du es nicht kapierst.“
    „Nein, warte, tu’ das nicht. Wie willst du erklären, dass ich hier in deinem Keller liege? Bring mich lieber hin. Moment, ich stehe auf.“ Wieder schüttelte es sie innerlich. „Du hast mir so geholfen. Ich möchte nicht, dass etwas auf dich zurückfällt.“
    „Einverstanden, dann hole ich jetzt den Wagen aus der Garage. Bleib du bitte hier auf dem Hocker sitzen.
    Ich komme gleich wieder und helfe dir.“ Marie-Sophie seufzte. Aber Anna hatte recht. Es ging ihr wirklich nicht gut. Inzwischen pochte schon die ganze Hand. Ein Laie konnte sehen, dass die Entzündung fortgeschritten war.
    „So“, sagte Anna und fasste unter Maries Arm, „dann wollen wir mal. Hoffentlich haben wir nicht zu lange gewartet. Ich bringe dich nach Bückeburg. Da haben sie eine gute Handchirurgie.“
    Beim Einsteigen schwankte Marie. Sie war froh, sich endlich auf dem Sitz niederlassen zu können.
    „Ich möchte, dass du mich irgendwo in der Nähe des Krankenhauses absetzt. Den Rest schaffe ich dann schon allein.“
    „Bist du sicher?“
    „Ja. Ich werde erzählen, dass ich nicht wüsste, wo ich die restliche Zeit gewesen bin. Keine Erinnerung. Dann bist du aus dem Schneider. Ich möchte nicht, dass du in den ganzen Schlamassel mit reingezogen wirst.“
    „Bitte ruf mich an, sobald du kannst, oder lass mich durch die Station verständigen. Sonst habe ich keine ruhige Minute.“

    „Mache ich, und danke für alles!“
    Der Wagen, der am Anfang des Bethelweges hielt, fiel nicht weiter auf. Eine Frau stieg aus und ging langsam davon. Zwischendurch lehnte sie sich an einen Zaun.
    Der Wagen hatte längst gewendet und war dorthin gefahren, woher er gekommen war.
    Mit großer Mühe schaffte es Marie-Sophie irgendwie, den Eingang des Krankenhauses zu erreichen. Die Raucher, die vor der Tür standen, sahen sie verwundert an. Einer fragte, ob er ihr helfen könne, doch sie hörte nichts mehr. Kurz hinter der automatischen Tür brach sie zusammen und verursachte hektische Beriebsamkeit im Foyer. Die Dame an der Information hatte sofort den Notarzt alarmiert. Er legte den venö sen Zugang, noch bevor die Pfleger sie auf einer Trage in Richtung Intensivstation mitnahmen.
    Es war die Stationsschwester, der auffiel, wer da höchstwahrscheinlich im Bett lag. Sie verständigte den diensthabenden Arzt und erklärte ihm, dass ein Foto dieser Unbekannten vor einiger Zeit in der Zeitung gestanden habe. Sie war von der Polizei gesucht worden.
    Der Arzt bat sie, die Wache zu verständigen.

Am Kanal
    Hetzer und Kruse betrachteten die matten Augen von Anke Tatge, die fast einen erstaunten Ausdruck hatten.
    „Meinst du, sie hat noch mitgekriegt, dass sie zu schwer war für’s Erhängen?“, fragte Peter.
    „Schwer zu sagen“, antwortete Wolf. „Am Dachbalken wäre es vielleicht gegangen, aber durch den Sprung war der Ruck einfach zu groß. Wenn man der Störtebeker-Legende glaubt, könnte sie sich selbst beim Sturz von oben noch zugesehen haben. Ich schätze, der Kopf wird mit Zeitverzögerung gefallen sein. Aber das muss die Rechtsmedizin klären. Für uns macht das keinen Unterschied. Tot ist tot. Wir können wohl von Selbstmord ausgehen. Wäre auch
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