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Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Titel: Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
Autoren: Nané Lénard
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gewesen.“
    „Tja, das war schon schlimm, unsere Frau Schulze da an der Parkpalette sitzen zu sehen mit Tränen in den Augen. Wer macht so etwas, einfach einer Frau in die Füße zu schießen? Und ich will überhaupt nicht darüber nachdenken, ob der Täter ganz woanders hintreffen wollte.“
    „Sie hat vorhin übrigens angerufen und bleibt morgen noch zu Hause.“
    Anke erinnerte sich, wie sie den Hörer abgenommen hatte und diese Stimme ihr durch Mark und Bein gefahren war. Sie war froh gewesen, die Anmeldung ganz für sich zu haben. Hinterher hatte sie sich schnell entspannt. Ein weiterer Tag ohne Marie-Sophie versprach zwar anstrengenderes, aber auch angenehmeres Arbeiten.
    „Nur morgen?“ Heiner Wiebking zog die Stirn in Falten.
    „Sie wird schon durchkommen, Heiner, und wenn sie noch nicht kann, wird sie sich melden. Sie ist doch erwachsen, oder?“
    „Auf jeden Fall hat sie Glück gehabt, dass nicht mehr passiert ist.“
    „Die wird schon wieder. Außerdem kann sie vorne in der Anmeldung auch das Bein hochlegen. Zum Telefonieren und Rezepte ausstellen braucht sie ihre Füße nicht. Notfalls haben wir hinten noch ein paar Gehstützen.“

    Anke lachte und sah ihn verschmitzt an, so als ob sie das alles nur im Spaß gesagt hatte.
    „Warten wir es ab!“, erwiderte Wiebking. „Ich will sie auf jeden Fall morgen einmal sehen und den Fuß neu verbinden. Vielleicht hat sie jemanden, der sie herbringen kann. Sonst fahre ich zu ihr raus.“
    „Bestimmt findet sie irgendwen.“
    Anke überlegte, wie sie es verhindern könnte, dass er allein zu ihr nach Bergdorf fuhr, verschob den Gedanken aber auf später. „Und ansonsten ist alles in Ordnung bei dir?“
    „Ja, geht schon“, sagte er, „ist halt alles ein bisschen viel im Moment. Die Patienten, die Hausbesuche, die Notdienste, dann manchmal nachts noch die Blutproben für die Polizei…“
    „Vielleicht solltest du mal kürzertreten? Deine Familie fordert doch auch ihren Tribut.“
    „Die sehen mich sowieso kaum. Aber du hast recht.
    Am Wochenende will ich mich endlich mal wieder um Frau und Kinder kümmern.“
    „Was macht denn dein Blutdruck?“
    Er lächelte. „Den hab ich im Griff mit Betablockern!“
    „Na gut, kann ich sonst noch was für dich tun?“
    „Nein danke. Ich komme klar. Heute Abend spielt
    ,Little Jazz‘. Da wollen wir noch hin. Marion holt mich gleich hier ab. Dann reicht es noch für eine Schlemmerplatte in der ,Falle‘.“
    „Currywurst und Pommes tragen nicht unbedingt dazu bei, dass es dir besser geht. Aber viel Spaß!“ Sie schüttelte entrüstet, aber mit einem diabolischen Grinsen in den Augen den Kopf. „Tschüss, bis morgen, Chef!“
    „Bis morgen!“

    Sie waren sich ja so ähnlich, dachte Anke, Heiner und sie. Völlige Hingabe, was die Arbeit anging. Sie beide waren unvernünftig, was den Speiseplan betraf, und sie vermutete, dass er sich in ihrer Gegenwart genauso wohlfühlte, wie in der von Marion. Wäre der zeitliche Ablauf in ihren Leben ein anderer gewesen, wäre vielleicht sie jetzt seine Frau.
    Es hatte nicht sollen sein, stellte sie nachdenklich fest, aber sie war sicher, dass sie beide zusammen mehr erreicht hätten. Ihre Schnittmenge war größer.
    Sie passten zusammen wie Puzzleteile, waren ein Ganzes, wenn sie in einem Raum waren. Das war auch jetzt so, nur auf einer anderen Ebene. Sie akzeptierte das, vielleicht auch, weil sie Marion mochte. Im Grunde genommen hatte er zwei Frauen – in jedem seiner wichtigen Lebensbereiche eine. Da ihr selbst die Arbeit so am Herzen lag, war sie froh, diesen Platz besetzen zu können. Ob sie als Frau in der Familie eine ebenso gute Figur gemacht hätte? Darüber war sie sich selbst nicht sicher, denn keine ihrer Beziehungen hatte je gehalten.
    Seit Kurzem lebte sie auch wieder allein. Ihr Freund war ausgezogen. Offiziell waren sie trotzdem noch zusammen, aber es war gut, dass sie manches nicht mehr teilten, vor allem den Alltag. Möglicherweise wäre das mit Heiner anders gewesen.
    Mit diesen Gedanken zog sie die Praxistür zu und ging durch die Hintertür aus dem Haus. Es hatte aufgehört zu regnen, aber alles war nass. Ob sie auf dem Heimweg nach Obernkirchen noch einkaufen sollte?
    Oder lieber gleich aufs Sofa? Da war noch ein Stück Käse-Sahne-Torte im Kühlschrank. Nix für die schlanke Linie, aber lecker, und sie musste nicht kochen.

    Als sie eingestiegen und die ersten Meter gefahren war, breitete sich entsetzlicher Gestank im Wagen
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