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Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Titel: Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
Autoren: Nané Lénard
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nicht dement. Es ist erst ein paar Stunden her.“
    „Frau Schulze, wir haben noch ein paar Fragen, die erst jetzt aufgekommen sind.“
    „Fragen Sie, Herr Kommissar!“
    „Die Schüsse, die auf Sie abgegeben worden sind, kamen sie unmittelbar nacheinander? Oder war ein größerer Abstand dazwischen?“

    „Schwer zu sagen, es ging irgendwie alles ganz schnell. Ich erinnere mich noch, dass ich völlig verwirrt war. Es knallte, etwas an meinem Knöchel tat weh. Ich konnte es nicht zuordnen. Wer denkt denn schon, dass jemand auf einen schießt und dazu noch am helllichten Tag.“
    „Haben Sie sich gebückt, um nach der Wunde zu schauen?“
    „Hmm, lassen Sie mich nachdenken. Nicht im ersten Moment. Als ich mich gerade herunterbeugen wollte, traf mich der Schuss in den Fuß. Ich fiel hin.
    Der Schmerz war wahnsinnig groß. Ich wollte nur weg.“
    „Was haben Sie dann gemacht?“
    „Ich bin hinter den Betonpfeiler gerobbt. Ich hatte Todesangst.“
    „Das ist verständlich. Haben Sie jemanden wegrennen hören? Oder irgendein Geräusch wahrgenommen? Ist ein Wagen weggefahren, vielleicht in schnellem Tempo?“
    „Tut mir leid. Das weiß ich nicht, ich habe auch nicht darauf geachtet. Ich hatte mit mir selbst genug zu tun.“
    „Ja, das kann ich mir vorstellen. Vielen Dank, Frau Schulze. Ich hoffe, wir haben Sie nicht zu sehr belästigt.“
    „Auf keinen Fall, Herr Kommissar. Ich möchte doch auch, dass die Sache aufgeklärt wird, damit ich wieder ruhig schlafen kann.“
    „Schließen Sie alle Fenster und Türen, nehmen Sie ein Telefon mit ans Bett. Ich glaube übrigens nicht, dass Sie direkt gemeint waren, aber das ist nur meine persönliche Einschätzung.“ Warum sage ich das, dachte Wolf bei sich.
    „Dafür kann ich mir nichts kaufen, Kommissar Hetzer.“ Sie sprach seinen Namen ganz bewusst aus.

    „Wenn ich tot bin, ist es egal, ob Ihre Intuition richtig oder falsch war.“ Sie legte auf.
    Wolf kam sich wie ein Trottel vor. Er saß dort mit dem Hörer in der Hand und starrte ihn an. War es falsch, dass er keinen Polizeischutz angeordnet hatte?
    Er glaubte nicht, dass sie ein bewusst gewähltes Opfer gewesen war, und noch weniger war er davon überzeugt, dass der Täter heute erneut zuschlug, selbst falls es so wäre. Es war viel zu viel Staub aufgewirbelt worden. Trotzdem nahm er sich vor, am Abend nach Bergdorf zurückzukehren und einige Zeit in der Nähe ihres Hauses zu wachen. Über die Gründe war er sich selbst nicht so recht im Klaren. Wenigstens wollte er nicht weiter darüber nachdenken, ob diese wirklich nur dienstlicher Natur waren.

Feierabend
    Als Anke Tatge begann, die Rechner der Praxis herunterzufahren, waren ihre Kolleginnen schon längst weggegangen. Sie selbst arbeitete gerne länger, vor allem, wenn er noch im Sprechzimmer war. Nicht jeder Arzt war so engagiert wie er. Gemütlich schlenderte sie nach hinten, wo schon seit zwanzig Jahren ihr Spind stand.
    Sie hatte es nicht eilig. Gleich, wenn sie umgezogen war, wäre Heiner, ihr Chef, immer noch da. Oft hielten sie noch ein gemeinsames Plauderstündchen, er am Schreibtisch, sie im Türrahmen. Sie liebte die Vertrautheit, die zwischen ihnen über die Jahre entstanden war.
    Sie war auch die Einzige, der er jemals das Du angeboten hatte. Gemächlich stieg sie aus ihrer Hose, die über die Jahre immer größer geworden war. Den dreistelligen Bereich hatte sie schon erreicht. Es war ganz schleichend gegangen, nach und nach ein Kilo mehr. Sie wusste, dass das an ihrer ungesunden Lebensweise lag.
    Zum Frühstück aß sie nichts, später dann viel und immer wieder meist fettiges Zeug bis zum Feierabend.
    Zu Hause ließ sie das Essen meist links liegen. Das Kochen für sich selbst war ihr zu anstrengend. Allein schmeckte es ihr einfach nicht. Sie trank auch zu wenig.
    Eigentlich, so dachte sie bei sich, fühle ich mich nur hier richtig wohl. Hier ist mein wirkliches Zuhause. Sie löste den Dutt auf ihrem Kopf und warf den schwarzen Zopf über die Schulter.
    Dr. Wiebking saß noch in seinem Sprechzimmer.
    „Ah, Anke, du bist noch da?“
    „Ja klar, du weißt doch, dass es die anderen immer eilig haben, und irgendjemand muss doch die Daten sicherung machen. Außerdem habe ich es gerne, wenn für den nächsten Tag alles bereit ist.“ Wiebking lächelte und setzte die Brille ab.
    „Danke!“, sagte er.
    „Das mache ich doch gerne, das weißt du doch. Wie geht es dir denn? Ich hatte den Eindruck, du wärst heute etwas bedrückt
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