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Herzüberkopf (German Edition)

Herzüberkopf (German Edition)

Titel: Herzüberkopf (German Edition)
Autoren: Ludwig Kupka
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Anreisetag so unkonventionell behilflich gewesen war,  gerade draußen beschäftigt. Louis drückte auf die Hupe und winkte ihr zu. Die Griechin zögerte kurz, erkannte ihn aber schnell und winkte zurück – mit Zeichen des Sieges und Daumen nach oben. Lea, die darüber nicht oder nur oberflächlich informiert war, unter welchen Umständen Louis den Roller noch am Anreisetag erhalten hatte, sah lediglich die Winkenden und die Zeichensprache, zwickte Louis in die Seite und verlangte, etwas vergnügt schauspielhaft zwar, doch durchaus mit leicht ernstem Hintergrund, eine Erklärung, die danach mit einem langen Kuss possierlich besiegelt wurde. In Kerkira herrschte viel Verkehr, so wie es in den Inselhauptstädten üblich ist, in denen sich das kommerzielle Leben der Bewohner hauptsächlich abspielt. Señora Margaritha hatte Louis eine detaillierte Beschreibung gegeben und so fanden sie das Touristik-Büro von Esco-Reisen ohne langes Suchen. Es war in einem Gebäude, nahe dem Hafen, untergebracht. Als sie eintraten, war keine Menschenseele da – keine Tür, die beim Öffnen läutete und auch keine Glocke, die man betätigen konnte, um auf sich aufmerksam zu machen. Lea und Louis warteten geraume Zeit, bis schlussendlich eine Dame in einer Uniform eintrat, die eher der einer Flugbegleiterin ähnelte; sie hielt eine Tüte mit verschiedenem Gebäck im Arm, begrüßte Lea und Louis höflich und versorgte zunächst ihr Mitbringsel, wechselte geduldig die Schuhe, machte eine Notiz auf einen Zettel und hakte diesen auf einen Stecher, ehe sie sich nun an die beiden wendete. Die Sachbearbeiterin sprach lediglich Griechisch und Englisch. Louis und Lea schilderten abwechselnd ihren Belang, doch noch ehe sie fertig gesprochen hatten, winkte die Dame bereits ab und erklärte feierlich, dass eine derartige Buchung unmöglich war. Es würde nicht möglich sein, mit dem Schiff angekommen zu sein und mit dem Flugzeug zurückzureisen, wenn dies nicht im Heimatland bereits gebucht worden war. Für einen Augenblick stürzte bei Louis die Vorfreude ein, die er bereits siegesgewiss gehabt hatte. Die Dame wollte sich bereits abwenden, als Louis fragte, unter welchen Bedingungen es denn gehen würde. Sie sah ihn etwas merkwürdig an, kam zurück zur Rezeption und schaute noch einmal in ihren Unterlagen oder tat wenigstens so. Wieder winkte sie ab und benutzte genau die gleichen Worte wie zuvor. Louis fragte sie nach einer Person, die er fragen konnte und die eine derartige Entscheidung möglicherweise treffen durfte. Er blieb lächelnd und sehr höflich dabei. Sie sah ihn wieder mit genau dem gleichen Blick an wie zuvor, nahm einen Stift in die Hand und notierte eine Nummer und einen Namen auf einen Zettel, schob ihn zu Louis hin und meinte er solle anderntags ab 09.00 Uhr anrufen; das sei die Nummer ihres Chefs, der an den Nachmittagen nicht anwesend wäre. Louis fragte sie nach ihrem Namen, den er auf den Zettel schrieb, bedankte sich und verließ mit Lea das Büro unter den fragenden Blicken der Sachbearbeiterin.
    „Die hatte wohl keine Lust“, meinte Lea, als sie hinunter zur Kai-Mauer gingen.
    „Sie war mit dem Wunsch überfordert – sicher kommt es nicht oft vor, wenn überhaupt“, lächelte Louis und fügte hinzu:
    „Du wirst sehen, morgen sieht die Welt diesbezüglich anders aus“, und versuchte Lea und auch sich selber Mut zu machen. Den Rest des Nachmittages verbrachten sie in Kerkira und bummelten durch die Einkaufspassagen der prächtigen antiken Festung und zogen die unwiderstehlichen vollreifen Früchte am Wochenmarkt einer Eintrittskarte in das byzantinische oder in das archäologische Museum vor. Der schwindende Nachmittag mit seinem wundervollen Licht war zu schön, als dass sie ihn hinter uralten schattigen Mauern verbringen wollten. Zwar waren beide kulturell durchaus interessiert; doch alles zu seiner Zeit und lieber im Schatten eines prächtigen Baumes mit Ausblick in die Ferne. Später setzten sie sich am Hafen neben einen der Bäume auf eine der alten Festungsmauern und genossen die frischen Früchte und den Blick auf das Meer mit den großen Schiffen, die ankamen oder ablegten. Am Abend redete Lea vom Hotel aus ein zweites Mal mit ihrer Mutter in Deutschland. Anschließend war Lea entspannt. Das Gespräch war gut verlaufen, worüber Louis sehr froh war. Von dem Vorhaben über den Rückflug hatte Lea allerdings nichts erzählt – schließlich war alles noch in der Schwebe. Der Abend zeigte sich am Horizont im
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