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Herzüberkopf (German Edition)

Herzüberkopf (German Edition)

Titel: Herzüberkopf (German Edition)
Autoren: Ludwig Kupka
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Zuvor schon hatten Lea und Louis sich, von ihm unbemerkt, kurz angeschaut. Der Blick hatte genügt, um sich zu auf ein klares Nein zu verständigen. Für Louis kam es niemals in Frage, Lea allein fliegen zu lassen. Und dieses Hickhack mit dem Flug, zuerst nach Athen und anschließend …, nein, bestimmt nicht! Da brauchten sie nicht einmal überlegen. Als beide zunächst schwiegen, nachdem der Grieche mit seinem Redeschwall geendet hatte, schaute er etwas verdrossen drein und fragte schließlich, ob sie dies alles nicht überzeugen würde. Louis hatte nur eine Frage an ihn. Und die war nach dem Namen und der Nummer der Geschäftsführung von Esco Reisen auf Korfu. Der Mann war verdutzt und wollte ausweichen, doch als er merkte, dass seine Anstrengungen fruchtlos waren und Louis Entschlossenheit ausstrahlte, zuckte er schließlich mit der Schulter, erklärte, dass er sehr gerne die Nummer seiner Chefin geben würde, dass diese aber nichts anderes erklären werde; nichts anderes! Damit reichte er Louis den Zettel mit der Notiz, hatte es plötzlich recht eilig und empfahl sich, indem er mit ausgebreiteten Armen die beiden, beinahe wie Hühner, die verscheucht werden, zur Türe begleitete. Noch bevor er diese von innen wieder schließen konnte, hielt Louis ihn ein weiteres Mal auf und fragte nach den Dienstzeiten der Geschäftsführerin. Ungeduldig zückte der Mann seinen Kugelschreiber aus der blütenweißen Brusttasche seines kurzärmeligen Hemdes und notierte hastig die Zeiten der Erreichbarkeit auf den Zettel, den Louis ihm bereits zureichte. Danach nickte der Mann wortlos freundlich und schob sich hinter die Türe, die er, beinahe schon lauernd auf einen nächsten Versuch, aufgehalten zu werden, von diesen lästigen Touristen mit ihren ewigen Sonderwünschen. Lea grinste amüsiert, als sie draußen an einer Mauer lehnten und Louis den Zettel studierte.
    „In einer Stunde ist diese General-Leiterin von Esco-Reisen-Korfu  telefonisch erreichbar“, sagte Louis und: „am besten, wir telefonieren von hier aus; dort drüber ist eine Telefonzelle, denn wenn es Aussicht auf Erfolg hat, sind wir vor Ort und können gleich erscheinen – schließlich ist Mittwoch und am Samstag ist der Rückflug. Viel Zeit haben wir nicht mehr.“ Lea nickte zustimmend und so beschlossen sie, den Roller stehen zu lassen, zu Fuß am Hafen entlang zu schlendern und später irgendwo ein Restaurant aufzusuchen.
     
    Etwa anderthalb Stunden später standen sie an der Telefonzelle und Louis wählte die Nummer von Señora Rosaria. Eine weiche, nette Stimme erklang am Hörer und fragte etwas in griechischer Landessprache. Louis entschuldigte sich und fragte, ob es in deutscher oder englischer Sprache möglich wäre, sich zu verständigen. Daraufhin fragte sie in fließendem Englisch nach dem Wunsch und entschuldigte sich dafür, nicht Deutsch sprechen und verstehen zu können.
     
    Diesmal erklärte Louis mehr Einzelheiten des persönlichen Anliegens und bat nach einem möglichen Ausweg, der nicht utopisch war und zum Beispiel einen getrennten Flug für sie beide beinhaltete. Señora Rosaria hatte, wie es schien, Verständnis für den Wunsch. Sie schwieg für einige Atemzüge und machte den Vorschlag, sich zu treffen – war überrascht, als Louis heiter verkündete, dass Lea und er schon in einer Minute an der Türe des Büros klingeln konnten. Sie lachte wahrhaft herzlich und lud die beiden umgehend zu ihr ins Büro ein. Allerdings war ihr Büro einige Meter weiter entfernt in einem separaten Haus untergebracht. Das Büro war in der dritten Etage und der Eingang war von Dienstpersonal bewacht. Lea und Louis wurden nach kurzer Absprache per Funk hereingebeten; der Wachhabende war von der Direktion bereits darüber informiert worden, dass ein deutsches Paar in den nächsten Minuten vorbeikommen werde. Der Uniformierte zeigte die Treppe hinauf und erwähnte freundlich den dritten Stock, erste Tür rechts. Als sie an der Tür klopften, ertönte nicht das erwartete „Herein“ oder Ähnliches, sondern Señora Rosaria öffnete selbst; eine gepflegte Mittdreißigerin in dunkelblauem Kostüm und hochgesteckten langen Haaren. Sie bat Lea und Louis Platz zu nehmen und bot Tee oder Kaffee an. Später fragte sie, eher wie nebenbei, jedoch mit großer Aufmerksamkeit nach wahrhaften Gründen für diese doch seltene Notlage, die im Grunde keine wirkliche Notlage war. Louis sah Lea immer wieder an und konzentrierte sich auf seine Englisch-Kenntnisse, um die
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