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Herzüberkopf (German Edition)

Herzüberkopf (German Edition)

Titel: Herzüberkopf (German Edition)
Autoren: Ludwig Kupka
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sie zum Ufer, sah dabei nur ganz kurz zu Louis hin, der ebenfalls gelassen auf die Seenweite hinaussah. Doch weil sie nur in einem Abstand von etwa zwei Meter an ihm vorbei musste, um zu ihren Sachen zu gelangen, nutzte Louis die Situation und sprach sie an:
    „Es ist, als könne man den Tag abwaschen, durch dieses abendliche Schwimmen, nicht wahr?“
    „Ja, das fühlt sich genauso an, das stimmt“, antwortete sie während ihr nur kurz ein netter und bestätigender Blick zu Louis gelang, da sie barfüßig auf die vielen Steine achten musste, um nicht zu stolpern oder sich schmerzhaft anzustoßen, während sie vorbeiging. Louis sah wieder auf den See hinaus. Er überlegte, ob er Sie zu ihr sagen sollte, doch es passte nicht zu dieser Stimmung. Gleichzeitig bemerkte er, wie sich die beiden Jungs davonmachten, schaute wieder zu ihr und sah sie lächeln.
    „Du bist jeden Abend hier?“, stellte Louis die Frage, welche im Grunde eine Feststellung war und sah, wie sie sich gerade in das Handtuch einhüllte und stehend zu ihm blickte.
    „So wie du! Du sitzt ja auch immer dort oben am Stein“, sagte sie geradeheraus und grinste Louis an. Dabei fielen ihm zum ersten Mal die ungewöhnlich blauen Augen von ihr auf und er wusste in diesem Moment nichts zu sagen, fasste sich aber und antwortete:
    „Ja, das stimmt – dort fällt mir derzeit am meisten ein – es schreibt sich gut dort am Stein. Es ist still hier – ideal zum Nachdenken.“
    „Außer, wenn ich dann am Abend zum Schwimmen komme“, antwortete sie und grinste keck, während sie sich daran machte, ihr langes, blaues Kleid überzustreifen, ihre Sandaletten anzog, das Handtuch zusammenrollte und zum Aufbruch bereit war.
    „Oh nein, das stört natürlich nicht“, erwiderte Louis und am liebsten hätte er dazu gesagt, dass er ihr sogar gerne dabei zusah, wie sie hinausschwamm, doch er behielt es für sich und lächelte stattdessen.
    „Ich muss jetzt gehen – hab noch viel Spaß“, sagte sie und mit ihr verschwand die Sonne zeitgleich. Für einen Augenblick schwebte ein weicher Duft von ihr zu ihm. Louis sah ihr nach, bemerkte ihren stolzen Gang und als sie am Seeweg angekommen war, sah sie noch einmal zurück und winkte kurz. Danach verschwand sie aus dem Blickfeld von Louis. Er ging zurück zu seiner Decke und packte seine Sachen ebenfalls zusammen, denn die Dunkelheit ummantelte rasch den See und sein Ufer. Als er ebenfalls den Seeweg einschlug, dachte er an ihre schlanke, große Erscheinung mit den langen, mittelgoldblonden Haaren, die sich wellig über ihre Schultern legten. Und er dachte an diese blauen Augen, musste unwillkürlich dabei lächeln, als er dazu noch die Situation vor Augen führte, in der er vor den beiden Jungs die Initiative ergriffen und sie angesprochen hatte. Heiter fuhr er durch die noch laue Nachtluft nach Hause.
     
    Bislang hatte Louis sich täglich auf die kreativen Abendstunden am See gefreut. Obgleich er sein Berufsleben liebte, war er froh darüber, wenn er nach Geschäftsschluss die Tür vom Salon in der Stadt zuschließen konnte. Unverzüglich packte er alles Nötige zum Schreiben, zusammen mit seinen Badesachen in seinen Rucksack und fuhr zum etwa 16 Kilometer entfernt gelegenen See. An diesem Abend kam zur Freude noch ein schleichendes Gefühl hinzu. Besser gesagt, war es vielmehr eine aufkeimende Hoffnung, die junge Schwimmerin vielleicht wieder zu sehen. Diesmal würde es möglicherweise leicht fallen, sie anzusprechen, da er an gestern anknüpfen konnte. Sein Stammplatz am Stein war wieder frei. Nur einmal hatte Louis es erlebt, dass ein Pärchen dagelegen hatte. Ohne sich zu ärgern, suchte er sich einige Meter weiter ein anderes Plätzchen zum Schreiben. Dennoch bevorzugte er jenen Stein, der ihn magisch anzog und empfand allabendlich Glück, wenn keine Menschenseele diesen Ort belegt hatte. Der Tag war sehr warm und es herrschten selbst am See noch 26 Grad.  Es war gewiss wie den Tag abzuwaschen, als Louis genüsslich eintauchte und ausgiebig schwamm, ehe er sich daran machte, an seinem Manuskript weiterzuarbeiten. Es sollte ein Roman entstehen, dessen Geschichte Lebensstationen seines Vaters spiegelte. Noch vor dessen Tod hatte er sie Louis in Etappen erzählt und das Erlebte war so unglaublich, dass Louis beschlossen hatte, daraus einen Roman zu schreiben. So vertiefte er sich in sein Manuskript und vergaß die Zeit. Als die Sonnenscheibe hinter den Tannen versank und die langen Schatten über den See krochen,
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