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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
Autoren: Ruth Saberton
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zweiten Versuch würde ich nicht mehr alles verpfuschen.
    Na schön, es wäre der dritte Versuch.
    Am Ende der Kaimauer schaue ich ins Wasser, das heute einen zornigen Grünton hat, und sehe zu, wie die Wellen an die Hafenzufahrt branden. Eine ziemlich seekrank wirkende Möwe lässt sich auf den Wellen treiben, und weißer Schaum sammelt sich an der Mauer wie in einer Werbung für Spülmittel.
    Meine Gedanken wirbeln so wild durcheinander wie die Wellen. In so kurzer Zeit ist so viel passiert. Die Trennung von James, die Krebsangst, die Abreise aus London, die Begegnung mit Gabriel, Jewells Tod und der Verlust von Ollie. Die Liste scheint mir endlos, und ich bin so müde, viel zu müde, um das alles verstehen zu können. Früher einmal hätte ich jetzt mein Notizbuch herausgezogen und irgendwas Befreiendes geschrieben, aber inzwischen hat mich sogar mein Schreibdrang verlassen.
    Na, er ist ja in guter Gesellschaft.
    Ich schließe die Augen und atme ganz langsam ein. Ich will jetzt nicht weinen. Wahrscheinlich könnte ich nämlich nie wieder damit aufhören.
    »Was für ein schöner Anblick«, sagt jemand hinter mir.
    Ich weiß ja, dass Kummer die seltsamsten Dinge bewirken kann, aber mir war gerade wirklich, als hätte ich Ollies Stimme gehört. Und ich bilde mir ein, einen Blick zu spüren, der so intensiv ist, dass mir ganz heiß wird.
    »Ja, es ist ein schönes Dörfchen«, sage ich.
    »Ich meine nicht das Dorf.«
    Ich fahre herum und stoße einen Freudenschrei aus. Es ist wahrhaftig Ollie. Auf seinem Gesicht liegt dieses hinreißende schiefe Lächeln mit den Grübchen, und Lachfältchen spielen um seine Augen. Sasha springt mich an und bellt so laut, dass die Möwen, die gerade auf dem Dach des Fischmarkts ein Nickerchen halten wollen, aufflattern und empört kreischen.
    Aber ich bin alles andere als empört, als Ollie mich an sich zieht.
    Ganz und gar nicht.
    »Es tut mir leid«, sagt Ollie. »Es tut mir so leid, Katy.«
    Er nimmt mein Gesicht in beide Hände und küsst meine Stirn und meine Nase und sogar die Tränen, die mir aus den Augen rinnen, bevor er dann zu meinen Lippen findet.
    »Jetzt ist alles gut«, flüstert er zwischen zwei Küssen. »Alles ist gut.«
    Sein Mund ist so weich wie ein Mandelcroissant und tausendmal süßer. Ich erwidere den Kuss und halte Ollie ganz fest, weil ich fürchte, er könnte sich in Luft auflösen. Unterdessen hopst Sasha um uns herum wie ein Flummiball.
    »Es tut mir so leid«, flüstert Ollie immer wieder, »es tut mir so leid, dass ich einfach abgehauen bin. Ich wusste doch nicht, dass Jewell gestorben war. Ich hab mich aufgeführt wie ein kompletter Idiot, weil ich so eifersüchtig war auf Gabriel. Kannst du mir jemals verzeihen?«
    »Und ich schäme mich, weil ich dir verschwiegen habe, dass Gabriel schwul ist«, sage ich. »Ich wollte es dir ständig sagen, aber ich bin nie dazu gekommen.«
    »Whoa!« Ollie reißt die Augen auf. »Sag das noch mal! Hast du gerade gesagt, Gabriel Winters sei schwul? Der einzige schwule Mann im ganzen Dorf, wie in der Fernsehserie?«
    »Nicht ganz. Er ist schon lange mit Frankie zusammen und hat mich dafür bezahlt, dass ich als seine Freundin auftrete – das war so eine Art Sommerjob für mich. Ganz ehrlich. Gabriel und ich waren nie ein Paar.«
    Ollie hängt buchstäblich die Kinnlade herunter. Ich drücke sie behutsam nach oben.
    »Aber du hast Gabriel doch bestimmt heute früh in der Talkshow gesehen?«, sage ich. »In This Morning , als er es Phil und Holly offenbart hat? Oder nicht?«
    Ollie starrt mich verständnislos an.
    »Hast du es nicht gesehen?«, frage ich noch mal.
    »Was glaubst du wohl, wie mein Wohnmobil ausgestattet ist? Ich hab keinen Fernseher da drin. Ich bin schon froh, dass ich eine Kochgelegenheit habe.«
    »Aber wenn du die Talkshow nicht gesehen hast«, sage ich und schaue in seine karamellbraunen Augen, »wenn du das gar nicht weißt … weshalb bist du dann hier?«
    Ollie streichelt mir zärtlich die Wange. »Ich habe den Nachruf auf Jewell in der Times entdeckt und konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass du das alles allein durchstehen musst. Ich weiß doch, wie viel Jewell dir bedeutet hat. Plötzlich spielte Gabriel gar keine Rolle mehr. Es war mir nur noch wichtig, dich zu sehen.«
    Er küsst mich und schüttelt dann den Kopf. »Sag was«, flüstere ich. »Sag mir, was du denkst.«
    »Ich denke, dass ich einfach nicht fassen kann, wie Frankie dieses Geheimnis für sich behalten konnte. Er ist doch
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