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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
Autoren: Ruth Saberton
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oder Ruhm. Das ist alles nur Schein. Wirklich wichtig sind die Menschen, die man liebt. Und in diesem Fall ist damit der Mensch gemeint, in den ich leidenschaftlich verliebt bin.«
    Holly und Phil sabbern schon förmlich, weil sie spüren, dass ihnen eine Sensation bevorsteht. Sie fragen sich fieberhaft, welcher berühmte Name gleich fallen wird – Serienstar oder Popprinzessin? Ich sitze auf der Sofakante und merke, dass ich unwillkürlich die Luft anhalte.
    »Ich stimme Ihnen vollkommen zu!« Phil grinst Gabriel kumpelhaft an, aber der kann nicht lächeln, weil er zu sehr damit beschäftigt ist, an der Innenseite seiner Wange zu kauen. »Wer ist die Glückliche?«
    »Es ist keine Frau.« Gabriel schaut so direkt in die Kamera, als blicke er mit seinen blauen Augen, in denen nun Ehrlichkeit und Leidenschaft liegen, sämtlichen schmachtenden Hausfrauen in ganz Großbritannien direkt ins Herz. »Es ist Frankie Burrows, der Frontmann der Screaming Queens. Ich liebe dich, Frankie. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich mich wie ein Idiot benommen habe. Bitte verzeih mir.«
    Hollys und Phils Mimik gleicht der von Goldfischen – und so sehen vermutlich gerade sämtliche Fernsehzuschauer des Landes aus, abgesehen von Mads und mir.
    »Ich bin schwul«, verkündet Gabriel dem ganzen Land, für den Fall, dass jemand ihn nicht richtig verstanden hat. »Und war es auch schon immer. Wenn hiermit meine Karriere als Schauspieler beendet ist, dann kann ich es nicht ändern. Aber ich liebe Frankie, und ich will, dass das jeder weiß. Ich schäme mich nicht dafür. Ich bin stolz darauf.«
    Mads und ich umklammern uns fassungslos.
    »Er hat es gewagt!«, schreit sie. »Oh! Mein! Gott! Er hat sich im Fernsehen geoutet und allen verkündet, dass er Frankie liebt!«
    Ich kann es selbst kaum glauben. Gabriel muss Frankie wirklich sehr lieben.
    Holly und Phil sind Profi genug, um schnell die Fassung wiederzugewinnen, und überhäufen Gabriel nun mit Fragen. Mads rast nach oben, um es Frankie zu erzählen – er muss sich nicht mehr in Liebe verzehren wie eine viktorianische Romanfigur –, und ich gebe vor Erleichterung einen Stoßseufzer von mir. Irgendwie ahne ich, dass James mich von nun an in Ruhe lassen wird. Und als ich die verblüfften Freudenschreie von oben höre, muss ich unwillkürlich lächeln.
    So gibt es wenigstens für einen von uns ein Happyend.
    Man hätte sich denken können, dass Tante Jewell für sich die ausgefallenste Bestattung aller Zeiten ersonnen hat. Es fängt schon damit an, dass niemand in Schwarz erscheint, denn für Jewell sind bunte Farben im Tod so unverzichtbar wie im Leben. Ferner sind alle Trauergäste binnen kurzem außer Atem, nachdem sie zum dritten Mal den »Time Warp« aus der Rocky Horror Picture Show aufgeführt haben. Und die Kraftausdrücke, die Jo-Jo am laufenden Band von sich gibt, wollen auch nicht so recht zu Richards kleiner Kirche mit ihrer schönen Gewölbedecke und den leuchtenden Buntglasfenstern passen.
    »Bitte nehmt alle Platz«, schnauft Richard und wischt sich mit einem gigantischen Stofftaschentuch die schweißglänzende Stirn.
    Wir bemühen uns nach Kräften, seiner Aufforderung Folge zu leisten, aber die vielen Ballons und Luftschlangen, auf denen Jewell bestanden hatte, schlingen sich um unsere Knöchel. Außerdem mache ich mir Sorgen, weil offenbar niemand außer mir bemerkt hat, dass sich Cuddles, Jewells heißgeliebte Python, aus ihrem Terrarium entfernt hat. Ich habe Jewells Ansicht, dass die arme kleine Cuddles immer missverstanden wird, niemals geteilt. Eher gehöre ich der Denkrichtung an, nach der Cuddles einen Heidenspaß daran hat, nichts Böses ahnende Menschen zu Tode zu erschrecken, indem sie sich um ihren Hals windet. Ich konnte dieses Benehmen nie als Liebesbezeugung deuten. Sicherheitshalber taste ich die Kirchenbank ab, aber Cuddles scheint sich ein anderes Opfer zum Erschrecken gesucht zu haben.
    Die Trauergäste haben sich hier versammelt dank einer kleinen grünen Einladungskarte, die mit lila Tinte beschriftet wurde. Und es ist eine wahrhaft bunt gemischte Gemeinde. Verflossene Liebhaber von Jewell, Stars aus Film und Fernsehen und Freunde sitzen Seite an Seite mit Fensterputzern, Verwandten und einheimischen Ladenbesitzern. Und auch Jewells Haustiere sind vollzählig versammelt.
    Ich lasse den Blick durchs Kirchenschiff schweifen und wünsche mir so sehr, hier neben Ollie sitzen zu können. Was natürlich ein Ding der Unmöglichkeit ist. Ollie ist
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