Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzkurven

Herzkurven

Titel: Herzkurven
Autoren: Michelle Holman
Vom Netzwerk:
verräterischen Stich des Mitgefühls und ermahnte sich selbst, hart zu bleiben. Auf keinen Fall würde er ihr erlauben, diesen Alptraum für seine Eltern noch in die Länge zu ziehen. Er schob die Tür auf und trat in den Raum. »Ich will ja die Party nicht stören, aber wir Serienkiller agieren in engen Zeitfenstern.«
    Danny saß hinter einem der vier Schreibtische, die an der gegenüberliegenden Wand aufgereiht standen. Als sie Ross sah, verzog sie das Gesicht. Sie versuchte, ihn von oben herab zu betrachten, aber der Effekt misslang, weil sie saß – und weil ihre Nase auf die doppelte Größe angeschwollen war. Ross war entsetzt, wie schlecht sie aussah. Ihre Lider waren geschwollen und wurden schwarz, während die Wunde auf ihrer Stirn gesäubert worden war und jetzt von weißen Pflastern zugehalten wurde. Mit ihren kurzen Haaren und der flachen Brust wirkte Danny Lawton mehr wie ein männlicher Teenager als wie eine Frau. Sie schien verletzlich und nicht in der Lage zu der Unterhaltung, die sie gleich führen würden. Ross wünschte, er könnte den Raum verlassen und ein andermal wiederkommen.
    Vanessa schien Danny nicht mit ihm allein lassen zu wollen, und musterte ihn misstrauisch, als würde sie vermuten, dass er irgendwo unter seiner Kleidung eine Axt versteckt hielt.
    »Du gehst besser an den Empfang zurück, Van«, sagte Danny schließlich.
    »Oh, um Himmels willen!«, blaffte Ross. »Ich habe meine Machete und den Eispickel zusammen mit meiner Skimütze zu Hause gelassen.«
    Aus Dannys Richtung erklang ein unterdrücktes Lachen, aber als er sie ansah, war ihr Gesicht ausdruckslos, und sie starrte auf den Schreibtisch.
    »Müssen Sie nicht irgendeinem armen Kerl eine Spritze setzen oder vielleicht einen Einlauf?«, fragte Ross Vanessa.
    Sie verengte ihre Augen zu Schlitzen. »Wenn Sie sie aufregen, Gott sei mein Zeuge, dann werde ich einen Weg finden, Ihnen einen Einlauf zu setzen, mit einer langen Nadel!«, drohte sie über ihre Schulter, als sie endlich ging.
    Seine Lippen zuckten, und Danny runzelte die Stirn. Sie wollte nicht, dass er ihr plötzlich menschlich erschien.
    Ross nahm sich Zeit, um das Büro zu mustern. Auf einer schmalen Bank an einem Ende des Raums standen zwei Computer. Hinter zweien der Schreibtische hingen von Kindern gemalte Bilder an der Wand, neben den verschiedensten Tabellen und Flugblättern, die unterschiedlichste Fortbildungen anpriesen. Er las die Aufschriften auf mehreren der im Raum verteilten Tassen.
    Superkrankenschwester.
    Musst du deine Medikamente nehmen oder ich meine?
    Auf der Tasse auf Dannys Tisch stand in schwarzen Buchstaben:
Wie oft muss ich noch spülen, bis du verschwindest?
Ein Zettel hinter ihr verkündete:
Als zusätzlichen Service bieten wir Sarkasmus.
Ross entdeckte auf einem der Schreibtische neben ihr ein zerfleddertes Exemplar eines seiner frühesten Romane. Eine Seite war mit einem hölzernen Zungenspatel eingemerkt.
    Danny deutete mit einer gleichgültigen Bewegung auf einen blauen Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Er setzte sich und richtete seine Aufmerksamkeit auf den zweistöckigen Ablagekorb auf ihrem Schreibtisch. Das Namensschild mit ihrem Namen, das daran klebte, war durchgestrichen, und darunter waren mit Filzstift verschiedene Namen geschrieben, jedes Mal in einer anderen Handschrift. Ross las Duh-Nika, Nika und schließlich Snickers.
    Danny drehte den Korb schnell herum, so dass das Namensschild zu ihr zeigte. »Warum sind Sie noch hier?«
    Ross lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor seiner Brust, eine entspannte Haltung, die Danny sagen sollte:
Ich habe alle Zeit der Welt und bin es gewöhnt zu bekommen, was ich will
. »Haben Sie wirklich geglaubt, dass ich einfach wieder verschwinde, nachdem es mich viel Zeit gekostet hat, Sie aufzutreiben?«
    Danny lehnte sich ebenfalls zurück und verschränkte die Arme vor ihrem Uniformkittel. Ihre Körpersprache sendete zurück:
Eilmeldung: mich auch.
»Nachdem ich Sie jetzt gesehen habe, bin ich der Meinung, dass meine Instinkte exzellent funktionieren.«
    Ross schenkte ihr seinen angsteinflößendsten Blick. »Wie ich aussehe, ist nicht von Bedeutung, Ms. Lawton.«
    Danny zog ungläubig die Augenbrauen hoch, und die weißen Pflaster bildeten einen kleinen Hügel auf ihrer Stirn. »Nicht von Bedeutung? Haben Sie in letzter Zeit einmal in den Spiegel geschaut? Sie sehen aus wie ein verrückter Axtmörder.«
    »Umwerfend komisch!«
    »Nicht das, was ich sehe.«
    Ross war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher