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Herzklopfen - Down Under (German Edition)

Herzklopfen - Down Under (German Edition)

Titel: Herzklopfen - Down Under (German Edition)
Autoren: Kate Sunday
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setzen?«, schlug er vor. »Oder musst du …«
    »Nein, nein«, unterbrach sie ihn rasch. »Ich hab Zeit.«
    Sie ließ sich neben ihn in den Sand sinken, umklammerte ihre Knie mit den Armen. Sie war sich seiner Nähe überdeutlich bewusst. Die blonden Härchen auf seinen Unterarmen schimmerten golden im Licht der späten Sonne. Die Tropfen auf seinem muskulösen Oberkörper waren getrocknet. Nele wagte kaum ihn anzusehen. Sie versuchte, ruhig zu atmen, fixierte den Horizont. Eine Silbermöwe schoss vorbei, verlor sich im Graublau des Himmels. Die Luft roch nach dem Salz des Meeres, duftete nach Muscheln und Tang. Wispernd strich der Seewind durch das hohe Dünengras. Wenn Jake sich zu ihr herüberbeugen, sie in den Arm nehmen und sanft küssen würde … Nele seufzte leise auf.
    »Ist alles in Ordnung?«
    Sie lief feuerrot an. »Klar.« Weil sie nicht wusste, wohin mit ihren Händen, nahm sie eine Handvoll Sand auf und ließ die Körnchen durch die Finger rieseln.
    »Warst du schon auf Granite Island?«
    Neles Blick folgte Jakes ausgestrecktem Zeigefinger. Die Insel, über einen Holzdamm mit dem Festland verbunden, schien zum Greifen nah. »Noch nicht.«
    »Du musst unbedingt einmal den Rundgang machen.« Jakes blaue Augen funkelten. »Von der Anhöhe aus kannst du von Mai bis November mit etwas Glück Wale beobachten.«
    »Im Winter?«
    »Hm.« Er musterte sie einen Moment prüfend. »Für wie lange bist du eigentlich da?«
    »Ein knappes Jahr.« Warum fragte er?
    »Und wie kommt jemand wie du nach Australien?«
    Irritiert sah Nele ihn an. »Was meinst du? Warum ich Austauschschülerin bin?«
    »Wieso ausgerechnet Australien, nicht Amerika oder Frankreich?«
    Nele malte kleine Kreise in den Sand. »Kennst du McLeods Töchter ?«
    »Die Fernsehserie?«
    »Genau.« Sie lächelte. »Ich bin ein Riesenfan. Meine Freundin Johanna und ich haben jede einzelne Folge gesehen, und ich habe immer davon geträumt, einmal hierher zu kommen. Außerdem fasziniert mich die Geschichte der Ureinwohner.« Sie lächelte. »Hab wohl gut ein Dutzend Bücher über die Traumzeit verschlungen.«
    »Wow.« Jake schien beeindruckt. »Wusstest du, dass zum Beispiel der Bluff eine wichtige Rolle in den Traumzeitgeschichten der Ngarrindjeris spielt?«
    Nele betrachtete den Berg, der am westlichen Ende der Bucht wie der runde, glatte Bauch eines Wals aus dem Wasser ragte. »Sind das nicht Aborigines, die auf der westlichen Fleurieu Halbinsel verwurzelt sind?«
    Er nickte schmunzelnd. »Genau. Ich sehe, du kennst dich aus. In der Schulbibliothek findest du ein paar gute Bücher über die Ureinwohner dieser Gegend.«
    »Okay. Danke für den Tipp.«
    Eine kleine Pause entstand, in der jeder seinen Gedanken nachhing. Ein jäher Windstoß blies Nele eine Haarsträhne in die Stirn. Gedankenverloren griff sie nach ihr. Die Stimmen ihrer Eltern schoben sich in ihr Bewusstsein, das freche Lachen ihres Bruders. Der Hof mit dem an den Seiten tief herabgezogenen Walmdach, der Bauerngarten, den ihre Mutter liebevoll pflegte, und die sanft abfallende Blumenwiese. Wie oft hatte Nele im Sommer mit Johanna dort auf einer Decke gelegen und Zukunftspläne geschmiedet? Jähe Sehnsucht nach den vertrauten Dingen überfiel sie.
    »Wie gefällt es dir bei uns?«, wollte Jake unvermittelt wissen.
    Abrupt tauchte Nele aus ihren Erinnerungen auf. »Es ist …«, sie suchte nach Worten, »überwältigend. Anders.«
    »Inwiefern?«
    Sein intensiver Blick verwirrte sie. Sie schlug die Lider nieder. »Na ja, bei euch ist alles verkehrt herum.«
    Er stutzte, dann lehnte er sich grinsend zurück. »Down Under! Der Name ist Programm. Aber was genau meinst du?«
    »Ihr fahrt auf der anderen Seite der Straße, und Fußgänger gehen links aneinander vorbei.« Nele hatte schon den einen oder anderen Anrempler erhalten, weil sie sich dessen nicht bewusst gewesen war. Ihre Gastschwester Tara hatte sie vor Kurzem darauf hingewiesen, dass sie grundsätzlich auf der falschen Seite des Schulflurs lief.
    »Du hast recht«, stimmte Jake zu. »Eigentlich seid ihr es aber, die auf der verkehrten Seite fahrt.« Sie tauschten ein Lächeln.
    »Bei uns ziehen Sonne und Mond ihre Bahnen am südlichen, nicht am nördlichen Himmel«, fuhr sie fort.
    Jake hob eine Augenbraue.
    »Das bedeutet, dass bei uns die Sonne mittags im Süden steht und bei euch im Norden. Außerdem sieht ein zunehmender Mond in Australien aus wie ein abnehmender in Deutschland.« Sie sah hinauf. »Wenn ich nachts die
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