Herzgrab: Thriller (German Edition)

Spuren zu beseitigen, damit keine Hinweise zu Lyashenko und zur Galerie führen. «
    Dunek grinste. » Sie sind ein schlaues Mädchen … Graben Sie weiter! « Er blickte zu Monica. » Deine Mutter wäre nie vom Pferd gestürzt. Niemals! Schon gar nicht auf ihrer Lieblingsstrecke. Isabella war eine exzellente Reiterin. Hätte ich ihr sonst einen Reitstall hinter meiner Villa errichtet? « Sein Blick verlor sich für einen Moment in der Ferne. » Lyashenko war ein alter Bekannter von Viktor. Er hat Doktor Alchieri und die Ermittler so lange gefoltert, bis ich wusste, was die Familie deiner Mutter angetan hat … Ich kann die Wahrheit nicht ertragen. Sie zerfrisst mich innerlich. «
    Gerink presste immer noch die Hand auf jene Stelle der Arterie, unter der sich der Knochen befand, um die Blutung zu verringern. Aber langsam bekam er einen Krampf in den Unterarmen. Er merkte, wie seine Kräfte schwanden. Sein Bein war bereits taub, die Hände völlig nass und klebrig. Wie lange sollte das Gespräch noch so weitergehen? Bis Isabellas Leiche exhumiert war und Dunek seiner Tochter den Ring zeigen konnte? Und dann? Wahrscheinlich würde danach das Töten erst recht beginnen.
    Ein dumpfes Pochen ließ Gerink aufblicken. Elena war auf den Sargdeckel gestoßen. Sie klopfte mit dem Spaten aufs Holz. » Ich kann nicht mehr « , keuchte sie.
    Elena hatte nicht einmal mehr die Kraft, den Spaten zu heben. Sie warf Gerink einen hilflosen Blick zu, der so vieles ausdrückte. Sie fürchtete mehr um sein Leben als um ihres.
    Duneks Finger legte sich auf den Abzug. » Weiterschaufeln, oder Sie können gleich ein zweites Grab für Ihren Mann ausheben. «
    » Vater, hör auf! « , heulte Monica plötzlich. » Ich glaube dir ja! « Sie versuchte, ihre Stimme sanft klingen zu lassen, um in jene Rolle zu schlüpfen, die Dunek sich so verzweifelt wünschte.
    Doch er schüttelte mit einem geduldigen Lächeln nur den Kopf. » Ich würde dir gern glauben, aber du willst dich doch nur aus dieser Situation winden. Warte ab, bis du den Ring gesehen hast. «
    » Das ist nicht nötig. Lass uns den Friedhof verlassen und gemeinsam deine Rache beenden. «
    » Was redest du? Die Rache ist vollendet. «
    Monica beugte sich vor und streckte die Arme in einer hilflosen Geste von sich. » Meine Großmutter ist noch am Leben. Erinnere dich, was sie meiner Mutter angetan hat. Zenobia darf nicht ungestraft davonkommen. Ich kann dir zeigen, wo sie ist. «
    Dunek zielte immer noch auf Gerinks Kopf. » Ich habe sie aus gutem Grund verschont. Sie sollte mit ansehen, wie ich ihre Kinder der Reihe nach entführen, verstümmeln, ausweiden, entleiben und zu Ölfarbe verarbeiten ließ … Nur für deine Mutter. «
    » Aber Tante Teresa lebt noch « , widersprach Monica, und Gerink merkte, wie schwer ihr die Rolle fiel, die eigene Tante in Gefahr zu bringen.
    » Darum kümmert sich Viktor in diesem Moment. «
    » Viktor ist tot « , mischte Gerink sich in das Gespräch.
    Dunek senkte den Kopf und starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Regen lief ihm übers Gesicht und tropfte von seiner Nase. » Halt dein verdammtes Maul, du blöder Bulle! « Er holte mit der Waffe aus und schlug Gerink den Griff der Luger an die Schläfe.
    » Aufhören! « , kreischte Elena.
    Die Dobermänner richteten sich kurz auf und spitzten wachsam die Ohren, gaben aber keinen Laut von sich.
    » Grab weiter, sonst schieße ich deinem Mann ins andere Bein! «
    Elena funkelte ihn an.
    Gerink sagte nichts mehr. Blut lief ihm über die Wange, aber er wagte nicht, die Hände von der Schussverletzung zu nehmen.
    » Darf ich meinem Mann wenigstens die Wunde verbinden? « , fragte Elena leise.
    Duneks Stimme überschlug sich, Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel: » Nein, verdammt! Aber du darfst endlich weitergraben! «
    Elena schaufelte wieder, obwohl ihr der nasse, schlammige Griff immer öfter aus den Händen glitt. » Mein Mann hat recht, Viktor hat sich vor unseren Augen mit einer Giftpille das Leben genommen « , flüsterte sie.
    Gerink zog instinktiv den Kopf ein. Sei doch still!
    » Könnt ihr nicht einfach alle das Maul halten? « , brüllte Dunek. » Was wisst ihr schon über den Tod! «
    Er packte Gerink am Kragen und zerrte ihn durch den Schlamm zum Grab. Gerink versuchte, sich auf das unverletzte Bein zu stützen, aber es gelang nicht. Das andere Bein war bereits taub und gefühllos geworden.
    Dunek stieß ihn hart mit dem Schädel gegen die Marmortafel. Sterne zerplatzten vor Gerinks