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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman
Autoren: Heyne
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liebliche Weisen von Feen und Elfen werdet ihr zu hören bekommen. Musik auf vielerlei Instrumenten, wie ihr sie noch nie zuvor gehört habt, die schöne Tänzerin Brianna wird euer Auge erfreuen und den Tanzreigen anführen …«
    »Schon gut, Alter. Spar dir dein Geschwätz für die Halle auf, ich kann mir den Blödsinn sowieso nicht merken!«
    Leise fluchend klopfte sich der Barde den Staub vom bunten Gewand und langte dann durstig nach dem Bierkrug. Als er jedoch bemerkte, dass Brianna ihn inzwischen mit Brunnenwasser gefüllt hatte, spie er die Flüssigkeit auf den Boden und bedachte das Mädchen mit Schimpfworten. Dann endlich band er die Trommeln und die Sackpfeife an seinem Gürtel fest und packte Harfe und Drehleier, während Brianna die Fiedel und mehrere Flöten trug.
    Draußen war es jetzt dunkel, nur am Eingang zum Wohnturm leuchtete eine Fackel, an der der Wind so
heftig zerrte, dass sie wie ein wild hin- und herspringender rötlicher Feuergnom aussah.
    Der Wohnturm war eng, ein dumpfer Geruch schlug ihnen entgegen, menschliche Ausdünstungen mischten sich mit der Feuchtigkeit und dem Schimmel der Wände. Brianna war diese Umgebung seit ihrer Kindheit von vielen Auftritten gewohnt, sie neidete den adeligen Herren weder ihre trutzigen Steinburgen noch die feuchten, engen Gemächer. Auf schmalen Treppen, die in die Mauern hineingeschlagen waren, zwängten sie sich in den ersten Stock hinauf. Vorsicht war geboten, um die Instrumente nicht zu beschädigen. Logan atmete schwer, er war so fett geworden, dass er fast in dem engen Gang stecken blieb.
    Die Halle verdiente diesen Namen kaum, denn sie war nur ein rechteckiger Raum, von vier Säulen gestützt, an den Wänden stümperhafte Malereien, hie und da ein gestickter Wandteppich, dessen Farben längst verblasst waren. Stimmengewirr und Gelächter empfing sie, die Tafel bestand aus groben Brettern, die man auf hölzerne Böcke gelegt hatte, ein fleckiges Tischtuch reichte nicht einmal bis ans Ende des Tisches. Logan verbeugte sich tief vor dem Burgherrn und den Frauen, verzog das feiste Gesicht zu einem schmeichlerischen Schmunzeln und bewegte die Schultern, damit die Glöckchen an seinem Gewand klingelten. Auch Brianna begrüßte ihre Gastgeber mit einer Verbeugung, ihre Geste hatte jedoch nichts Untertäniges an sich, sie war stolz auf ihre Kunst und sich ihres Wertes bewusst.
    Geduldig blieb sie stehen und wartete ab, bis der Barde seinen Spruch aufgesagt hatte, den sie längst in- und auswendig kannte, denn Logan schwatzte stets das Gleiche daher. Er lobte die Güte und Freigiebigkeit
seines Gastgebers, rühmte dessen Tapferkeit und Edelmut, ging dann über zu der Ehefrau und - so vorhanden - den Töchtern, die eine Zierde ihres Geschlechts seien, um dann schließlich auch noch dem Gefolge, das mit am Tisch saß, ein wenig Honig ums Maul zu schmieren. Wenn der Burgherr dann endlich - gelangweilt von so viel Geschwafel - den Befehl gab, mit dem Spiel zu beginnen, suchten sich die Barden ein freies Plätzchen im Raum, um dort unbehelligt von den umherlaufenden Mägden und Knechten ihre Instrumente zu stimmen.
    Brianna hatte nur einen kurzen, abschätzenden Blick über die Leute an der Tafel geworfen, dann wusste sie genau, welche Weisen sie spielen und welche sie auf keinen Fall aufführen würde. Nun - hier war alles beim Alten geblieben, kaum neue Gesichter an der Tafel, auch der Burgherr war noch der gleiche, hochnäsiger Gimpel, der er auch im vergangenen Jahr schon gewesen war. Drei Plätze neben ihm saß jetzt der rotblonde Ritter Gilbert, der im letzten Jahr noch weit unten an der Tafel seinen Platz gehabt hatte - ganz offensichtlich hatte er sich inzwischen das Wohlwollen seines Herrn erworben.
    Sie begannen mit einigen einfachen Weisen, Brianna spielte die Melodien auf der Flöte, Logan schlug die Glöckchen und Pauken dazu. Die Herrschaften schwatzten unbekümmert weiter, doch Brianna spürte, dass sich die Stimmung in der Halle aufhellte, wie immer, wenn eine liebliche Musik die Gemüter der Menschen berührt. Vorsichtig begann sie die Weisen auszuschmücken, kümmerte sich nicht um Logans finstere Blicke und freute sich stattdessen, dass nun der eine oder andere Zuhörer mitten im Wort innehielt, um den Melodien ihrer Flöte zu lauschen. Als
Logan gleich darauf die Drehleier ergriff und eines seiner grobschlächtigen Lieder brummte, verlor sich das Interesse der Zuhörer jedoch rasch wieder.
    Bald wurden die Platten und Schüsseln aufgetragen,
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