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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman
Autoren: Heyne
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leckere Düfte verbreiteten sich in der Halle. Brianna, die immer noch sehr hungrig war, lief das Wasser im Mund zusammen. Schmatzen und Schlürfen war zu vernehmen, befriedigtes Rülpsen, hie und da flammte ein kurzer Streit am unteren Ende der Tafel auf, wo die Speisen zuletzt angeboten wurden und man rasch mit dem Messer und der zweizinkigen Gabel bei der Hand sein musste, um noch ein Stück Fleisch oder wenigstens einen Knochen zu ergattern. Jetzt hätten die beiden Barden auch Trompeten oder Posaunen blasen können, die fleißigen Esser hätten sich wenig um sie gekümmert. Erst nach einer guten Weile, als zumindest am oberen Ende der Tafel Sättigung eingetreten war, trug Brianna die ersten Lieder vor.
    Es war ein günstiger Augenblick, denn satte Zuhörer sind dem Barden stets gewogen, und Brianna nahm sich die Freiheit, ihre eigenen Weisen vorzutragen. Sollte Logan doch vor Wut zerspringen, die Lieder gefielen, man lächelte ihr zu, die Männer bekamen glänzende Augen, die Frauen mussten hie und da sogar ein Tränchen abwischen. Logan hatte sich zu Anfang verzweifelt bemüht, wenigstens einige langgezogene Töne auf der Sackpfeife zu spielen, doch bald verhedderte er sich dabei, konnte Briannas komplizierten Einfällen nicht mehr folgen, und so gab er es schließlich auf. Missmutig stand er da, von niemandem mehr beachtet, und sein Zorn verdoppelte sich, als Brianna ihre Gesänge nun selbst auf der Fiedel begleitete.

    »Tanzen soll sie!«, rief jemand an der Tafel.
    Alle fielen in den Ruf ein, den der Ritter Gilbert ausgestoßen hatte. Brianna tat ihnen den Gefallen, nahm eine kleine Schellentrommel und setzte die ersten Tanzschritte. Auch Logan war froh darüber, denn nun würde er seine Kunst auf der Drehleier vorführen können. Briannas Tanz wurde bald schneller, sie bog den Körper, ließ das lange Haar fliegen und wenn sie sprang oder rasche Drehungen vollführte, flatterte ihr weites Gewand, so dass man die zierlichen Schuhe aus Ziegenleder, bald aber auch ihre Waden bis hinauf zu den Knien sah. Sie wagte sich dicht an die Zuschauer heran, hob die Arme und schlug rasselnd die Schellentrommel, fuhr jedoch geschmeidig wieder zurück, wenn einer der Männer versuchte, nach ihr zu greifen.
    Wie üblich fuhr der Tanz auch den Zuschauern in die Beine, man zuckte mit den Knien, trommelte mit den Fingern den Takt auf die Holzbretter, am unteren Ende des Tisches klapperten Messer und Zinkengabeln auf die Ränder der irdenen Schüsseln. Lachend bewegte sich Brianna auf den Burgherrn zu, deutete eine Verbeugung an und reichte ihm die Hand, und als er ihr willig folgte, erhoben sich auch die anderen, um unter Briannas Anleitung den Reigen zu tanzen. Da niemand an der Tafel nüchtern geblieben war, gab es viel Geschrei und Gelächter, hier verlor eine Frau ihren Schleier, dort stolperte ein Ritter über einen Schemel, zwei irdene Kannen gingen zu Bruch. Ein kleiner Page geriet zwischen die Tanzenden, verwickelte sich im Gewand einer Dame und hätte die füllige Tänzerin um ein Haar zu Fall gebracht. Auch mussten die Mägde Kerzen und Laternen gut behüten, damit kein Brand entstand, und nach dem Reigen
schleppten Knechte viele Kannen mit Bier, Wein und Wasser herbei, um den Durst der Tänzer zu löschen.
    Erst weit nach Mitternacht endete das Vergnügen. Die Herrschaften begaben sich zur Ruhe, der Burgherr und seine Familie stiegen nach oben, wo sich ihre Gemächer befanden, andere suchten sich ihre Schlafplätze in den unteren Räumen, wo die Wächter und einfachen Kämpfer schliefen, einige Männer legten sich jedoch einfach auf einer der steinernen Sitzbänke in der Halle aufs Ohr. Während die Dienerschaft die leeren Schüsseln, Krüge und Teller in Körben verstaute, um sie hinunterzutragen, sammelten die Barden ihre Instrumente ein. Logan sprach kein Wort, doch Brianna wusste, dass er schier platzte vor Zorn und ihr unten ihm Quartier wütende Vorwürfe machen würde. Es war ihr gleich, sie hatte keine Lust mehr, sich von ihm tyrannisieren zu lassen, er sollte endlich einsehen, dass sie es war - und nur sie allein - die den Erfolg garantierte. Ohne sie wäre Logan längst verhungert, man würde ihm höchstens noch auf den Märkten einige Münzen zuwerfen, auf einer Burg konnte er sich nur Schimpf und Schande einhandeln.
    Ihre Flöten und die Fiedel im Arm folgte sie ihm die enge Treppe hinab, wo es jetzt, da die Laternen in den Nischen ausgebrannt waren, fast völlig dunkel war.
    Logan ging mit schweren
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