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Herzensjunge

Titel: Herzensjunge
Autoren: Carmen Korn
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gemacht, Helly«, sagt Omas Herzoperateur.
    Papa zuckt zusammen. Mama grinst.
    Warum nicht Helly, wenn man Helene heißt?
    Mein großer Bruder steht an der Terrassentür und drückt auf seinem neuen Handy herum. Vielleicht schickt er Lola eine SMS.
    »Beste Weihnachtsgrüße. Sitze hier mit meiner langweiligen Familie. Wäre viel lieber bei dir. Immer dein Andreas.«
    Doch so schickt man keine SMS. Da kürzt man alles nur ab.
    Mein vierzehnter Geburtstag nähert sich mit großen Schritten. Ich wünsche mir auch ein Handy und rechne mir Chancen darauf aus.

    In unserer Familie wird ja gerade tüchtig umgedacht.
    Jan und ich gehen auf die Terrasse und lehnen uns über das schmiedeeiserne Geländer. »Wird dir noch schwindelig?«, frage ich.
    »Nur noch ganz selten«, sagt Jan.
    Die Alster liegt ganz glatt da.Wie ein Tuch aus grauer Seide.
    Nein. Wir küssen uns nicht. Das werden wir an Silvester tun.
    Dann wird Oma in Blankenese sein und auf die Elbe gucken.

95
    Heute bin ich vierzehn Jahre alt geworden. Ich bin immer noch keine Elfe, dafür aber glücklich, denn mein Herz gehört Jan.
    Er hat mir einen silbernen Ring geschenkt, in dem sein und mein Name stehen. Ich denke, wir haben eine echte Chance, miteinander durchs Leben zu kommen, Jan und ich. Das, was wir hier in den letzten Wochen erlebt haben und immer noch erleben, kann uns keiner mehr nehmen.
    Auch wenn es nicht immer leicht war.
    Ich habe heute zu Ehren des Tages und zu meinen und Jans Ehren das Kleid angezogen, in dem alles begonnen hat.
    Das Zauberkleid aus Omas Kirschbaumholzschrank.

    Die Glasperlen habe ich in die Ohren gesteckt und die allerletzten Reste aus dem Fläschchen mit dem Kajalpulver um die Augen getupft. Hanna war völlig erschlagen, als sie vorbeikam.
    So hat sie mich noch nie gesehen.
    Wir haben ganz vergessen, unsere neuen Handys zu vergleichen.
    Omas Geschenk ist ein winzig kleiner Stuhl aus Silber und Emaille.
    Er hat einen kleinen Karabinerhaken und man kann ihn an Ketten und Armbändern befestigen.
    »Wenn das Glück kommt, stellst du ihm einen Stuhl hin«, hat Oma gesagt.
    Ich liege im Bett und lasse den Tag in Gedanken an mir vorbeiziehen.
    Bald wird Jans Vater wieder nach Hause kommen.
    Jan ist dabei, die Kartons auszupacken.
    Die Wohnung in der Gryphiusstraße wird richtig gemütlich werden. Die Schirmchen aus dunkelroter Seide sind schon auf den Lampen befestigt und geben ein weiches Licht.
    Wir haben auch noch unsere Zweitwohnung mit Blick auf die Alster.
    An Oma wird in nächster Zeit oft die Elbe vorbeifließen.
    Ich drücke meinen Bären an mich und lächele. Das Glück wird ganz schön staunen, wenn ich ihm einen Stuhl unter den Hintern schiebe.

cbt - C. Bertelsmann Taschenbuch
Der Taschenbuchverlag für Jugendliche
Verlagsgruppe Random House
     
    1. Auflage
Originalausgabe Dezember 2009
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
    © 2009 bei cbt/cbj Verlag
    in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagabbildung: Corbis/Shutterstock
Umschlagkonzeption: Zeichenpool, München
st · Herstellung: ReD
    eISBN : 978-3-641-03730-9
     
    www.cbt-jugendbuch.de
    www.randomhouse.de
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