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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis
Autoren: Jude Deveraux
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Kindern, die in den letzten Tagen ihre Väter verloren hatten. Die Mütter der Kinder waren außer sich, weil sie nicht wußten, wie sie sich und ihre Kleinen in den nächsten Jahren versorgen sollten. Houston, Blair und noch ein paar Mitglieder der Schwesternschaft hatten eine Kampagne gestartet, um für die Witwen der Grubenkatastrophe in den Geschäften und Kaufhäusern von Chandler einen Job zu besorgen, und Houston gehörte zu den Freiwilligen, die sich für einen privaten Kinderhort für berufstätige Frauen zur Verfügung gestellt hatten — ein Modell, das Blair in Pennsylvanien kennengelernt hatte.
    Als der Gehilfe des Sheriffs in das kleine Haus kam und nach ihr fragte, hatte sie keine Ahnung, was er von ihr wollte.
    »Ihr Mann ist wegen Mordes an Jacob Fenton festgenommen worden«, sagte der junge Mann.
    Es dauerte eine Sekunde, ehe diese Nachricht in ihr Bewußtsein drang. Dann war ihr erster Gedanke: Kanes Temperament war also doch noch mit ihm durchgegangen, nachdem er jahrelang nur für seine Rache gelebt hatte.
    »Wann?« brachte sie endlich über die Lippen.
    »Heute vormittag. Ich war nicht im Dienst, also kann ich Ihnen nichts über die näheren Umstände sagen. Doch jeder in der Stadt weiß, daß er Jacob Fenton den Tod gewünscht hat. Nicht, daß ihm das jemand verübelt; denn wir alle kannten Fenton als gerissenen alten Gauner. Doch das wird Taggert nicht viel helfen. Ob man nun einen bösen oder guten Mann umgebracht hat — baumeln muß man dafür in jedem Fall.«
    Houston musterte ihn mit ihrem eisigsten Blick. »Ich möchte Sie ersuchen, meinen Mann nicht zu richten und zu verurteilen, ehe Sie die Fakten nicht kennen.« Sie drückte dem jungen Mann den Säugling in die Arme. »Sie hüten hier so lange die Kinder, bis ich meinen Gatten besucht habe.«
    »Das kann ich nicht tun, Blair-Houston. Ich bin Hilfssheriff und werde für diese Arbeit von der Stadt bezahlt.«
    »Ich hatte eher den Eindruck, daß Sie sich für einen Richter halten. Sie müssen dem Kleinen die Windeln wechseln, wenn sie naß sind, und wenn die anderen beiden Kinder aufwachen, müssen Sie sie füttern und unterhalten, bis die Mutter in ungefähr zwei Stunden wieder nach Hause kommt.«
    »In zwei Stunden!« hörte sie den Jungen jammern, als sie aus dem Zimmer lief.
    Houstons Kutsche wartete vor der Hütte, und sie legte den Weg zum Knast in Rekordzeit zurück. Das kleine, aus Feldsteinen errichtete Gefängnis war am entfernten Stadtrand in einen Hügel eingebaut. Es diente größtenteils Leuten als Unterkunft, die am Wochende volltrunken aufgegriffen wurden und am Sonntag in einer Zelle ihren Rausch ausschliefen. Die wirklich kriminellen Fälle wurden in der Regel nach Denver gebracht und dort abgeurteilt.
    »Guten Morgen, Miss Blair-Houston«, sagte der Sheriff, der hastig seine Zeitung weglegte und hinter seinem Schreibtisch aufstand.
    »Mrs. Taggert«, verbesserte sie ihn. »Ich möchte gern meinen Mann sprechen. Und zwar sofort.«
    »Ja, natürlich, Mrs. Westfield-Taggert«, sagte der Sheriff und nahm ein Schlüsselbund von einem Nagel an der Wand.
    Kane schlief auf seiner Koje, und Houston sah das gestockte Blut an seinem Hinterkopf. Sie ging zu ihm und berührte sein Gesicht, als sie hörte, daß die Zellentür hinter ihr wieder abgeschlossen wurde.
    »Kane, mein Liebling, was haben sie mit dir gemacht?« Sie begann, sein Gesicht mit Küssen zu bedecken, und davon wachte er auf.
    »Oh, Houston«, sagte Kane, während er sich den Hinterkopf rieb. »Was ist denn passiert?«
    »Du erinnerst dich nicht? Die Leute behaupten, du hättest Jacob Fenton umgebracht. Das hast du doch nicht getan, nicht wahr?«
    »Teufel, nein!« entfuhr es ihm, und dann schwieg er wieder still, als Houston sich auf den Boden kniete und ihren Kopf in seinen Schoß legte. »Wenigstens glaube ich nicht, daß ich es gewesen bin. Ich ... äh ... ich kann mich nicht mehr so genau erinnern.«
    Die Wange gegen seinen Schenkel gelehnt, seine Hand in ihren Haaren, war sie entschlossen, ihm nicht zu zeigen, wie groß ihre Angst war. »Erzähle mir, woran du dich erinnerst.«
    Er begann langsam und stockend zu berichten:
    »Ich wollte Fenton besuchen; doch es war niemand zu Hause. Ich ging deshalb in das obere Stockwerk, um ihn dort zu suchen. Und als ich vorn zur Treppe komme, sehe ich ihn unten in der Halle neben der ersten Stufe liegen. Er war tot. Und in der nächsten Sekunde kommt Marc Fenton mit ein paar Freunden in die Halle hereingestürmt, und sie
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