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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis
Autoren: Jude Deveraux
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Durchreise befand, die Bitte an Mr. Taggert herangetragen, ob er in seinem Haus absteigen dürfe; doch Mr. Taggert wollte die Delegation nicht einmal anhören. Und nun bin ich in sein Haus eingeladen worden.«
    »Aber du mußt heute abend doch zum Empfang. Der Gouverneur erwartet dich dort. Das ist doch viel wichtiger, als die Besichtigung von irgend so einem Haus.«
    »Du kannst das nicht verstehen«, sagte Houston mit einem entrückten Blick in den Augen. »Jahrelang haben wir die Züge hier ankommen sehen, die Einrichtungsgegenstände für sein Haus brachten. Mr. Gates sagte, der Besitzer habe sich nur deswegen kein Geleis bis zu seinem Haus verlegen lassen, weil er wollte, daß die ganze Stadt die Kisten und Möbel sehen sollte, die er für sein Haus bestellt hat. Aus der ganzen Welt trafen Kisten hier ein. Oh, Blair, die Räume müssen überquellen vor Möbeln. Und die Wandvorhänge erst — Gobelins aus Flandern und Brüssel!«
    »Houston, du kannst nicht an zwei Stellen zugleich sein. Du hast versprochen, auf den Empfang zu gehen, und du mußt dein Versprechen halten.«
    Houston spielte mit den Rosenblättern. »Als wir Kinder waren, konnten wir immer an zwei Stellen zugleich sein.«
    Blair brauchte ein paar Sekunden, ehe sie verstand. »Du verlangst, daß ich einen Abend mit Leander verbringe, so tue, als wäre ich in ihn verliebt, während du zu einem Lüstling in die Wohnung gehst?«
    »Wie kommst du dazu, Kane einen Lüstling zu nennen?«
    »Kane? So weit geht das schon? Ich dachte, du kennst ihn kaum.«
    »Schweif jetzt nicht vom Thema ab. Bitte, Blair, tausch den Platz mit mir. Nur für einen Abend. Ich würde ja gern an einem anderen Tag sein Haus besichtigen; aber ich fürchte, das würde mir Mr. Gates nicht erlauben, und ich bin nicht sicher, ob Leander das so angenehm wäre. So eine Gelegenheit bekomme ich nie wieder. Nur noch eine letzte Eigenmächtigkeit, ehe ich unter die Haube komme.«
    »Du sagst das so, als wäre die Heirat ein Begräbnis. Außerdem würde Leander sofort erkennen, daß ich nicht du bin.«
    »Nicht, wenn du dich entsprechend verhältst. Du weißt, daß wir beide gut schauspielern können. Denke daran, daß ich jeden Mittwoch so tue, als wäre ich eine alte Frau. Doch deine Rolle ist viel einfacher — du mußt nur still sein, darfst keinen Streit mit Lee anfangen und nicht über die Medizin reden. Und schreiten wie eine Lady, nicht rennen, als wäre irgendwo ein Feuer ausgebrochen.«
    Blair brauchte lange zu einer Antwort. Doch Houston konnte ihr ansehen, daß sie schwach wurde. »Bitte, bitte, Blair. Ich bitte dich selten um etwas.«
    »Nur, daß ich ein paar Monate im Haus unseres Stiefvaters verbringen soll, obwohl du weißt, daß ich ihn verabscheue. Und mir wochenlang die selbstgefälligen Reden eines Mannes anhören muß, den du zu heiraten beabsichtigst. Und daß . . .«
    »Oh, Blair, bitte«, flüsterte Houston. »Ich möchte das Haus so gern von innen sehen.«
    »Ist es nur das Haus, das dich interessiert, oder auch der Besitzer?«
    Houston wußte, daß sie gewonnen hatte. Blair versuchte, die Widerstrebende zu spielen; aber aus irgendeinem verborgenen Grund war sie doch mit dem Wechsel einverstanden. Sie hoffte nur, Blair würde Lee nicht dazu überreden, ihr das Krankenhaus zu zeigen.
    »Um Himmels willen!« rief Houston. »Ich habe Hunderte von Dinner-Parties besucht, und nicht einer von den Gastgebern hat mir den Kopf verdreht. Zudem werden ja noch andere Gäste zugegen sein.« Wenigstens hoffte sie das. Sie wollte nicht noch einmal gegen eine Wand gedrückt werden.
    Blair lächelte mit einemmal. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich nach deiner Hochzeit Leander erzähle, daß er einen Abend mit mir verbracht hat? Allein schon das Gesicht zu sehen, das er dann machen wird, würde mich für alles entschädigen.«
    »Natürlich darfst du ihm das später erzählen. Lee hat Sinn für Humor. Ich bin sicher, er wird herzlich darüber lachen.«
    Houston warf ihrer Schwester die Arme um den Hals. »Laß uns gleich mit den Vorbereitungen für heute abend beginnen. Ich werde etwas anziehen, was zu dem Haus auf dem Hügel paßt; und du wirst mein blaues Worth-Modellkleid tragen müssen.«
    »Ich würde ja gern meine Knickerbocker anziehen; aber dann wüßte Leander wohl gleich, mit wem er es zu tun hat, nicht wahr?« sagte Blair, ein schelmisches Funkeln in den Augen, als sie ihre Schwester ins Haus begleitete.
    Was nun folgte, war eine Orgie der Unentschlossenheit. Houston
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