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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis
Autoren: Jude Deveraux
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so vor, als sei sie ihr Leben lang nur Miss Blair-Houston gewesen. Auch Blairs Abreise hatte daran nichts geändert. Man hatte sich in der Stadt an den Doppelnamen gewöhnt. Doch heute hatte ihr jemand zum erstenmal gesagt, daß sie ihrer Schwester überhaupt nicht ähnlich sei. Natürlich wollte er damit nur angeben. In Wahrheit konnte auch er sie nicht auseinanderhalten.
    Als sie in westlicher Richtung aus der Innenstadt fuhren, richtete Houston sich plötzlich sehr gerade im Polster auf: Mr. Taggert und Edan, der ihn überallhin begleitete, waren im Begriff, sie mit ihrem alten Vehikel zu überholen.
    Kane zügelte plötzlich sein Gespann und rief gleichzeitig: »Westfield!«
    Erschrocken hielt Lee die Pferde an.
    »Ich wollte den Damen nur einen guten Morgen wünschen. Miss Blair«, sagte er, an Blair gewendet, die außen saß, »und Miss Houston«, setzte er mit etwas weicherer Stimme hinzu, während er Houston direkt in die Augen sah, »ich wünsche Ihnen einen guten Morgen.« Dann krachte seine Peitsche über die Köpfe seiner vier Gespannpferde hin, und das Vehikel rollte davon.
    »Was sollte das denn bedeuten?« fragte Leander kopfschüttelnd. »Ich habe ja gar nicht gewußt, daß du Taggert kennst!«
    Ehe Houston ihm antworten konnte, sagte Blair: »Das war der Mann, der dieses Haus dort oben gebaut hat? Kein Wunder, daß er keinen in sein Haus bittet. Er weiß genau, daß er nur Absagen bekäme. Was mich wundert ist, wie er uns auseinanderhalten konnte.«
    »Unsere Kleider«, antwortete Houston ein wenig zu rasch. »Er hat mich heute morgen im Kaufhaus gesehen.«
    Blair und Leander setzten ihr Streitgespräch fort; doch Houston hörte kein Wort von dem, was sie sagten. Sie dachte über die Begegnung dieses Morgens nach.

Kapitel 3
    Die Villa Chandler stand auf einem Grundstück von der Größe eines halben Morgens, hatte auf der Rückseite eine aus Ziegeln gemauerte Remise und einen Garten mit Spalierobst gleich neben der breiten Veranda, die sich über drei Wände hinzog. Mit den Jahren hatte Opal ein Juwel aus dem Garten gemacht. Ulmen, die gepflanzt worden waren, als das Haus neu war, standen nun im vollen Wuchs über den Rasenflächen und schützten das üppige Grün und die Blumen vor der nach Feuchtigkeit lechzenden Colorado-Sonne. Da waren kleine Ziegelplatten-Stege zwischen den Rabatten, Statuen aus Stein und Badewannen für die Vögel, die sich hinter Blumen versteckten. Zwischen Wohnhaus und Remise war ein Kräutergarten angelegt, und Opal sorgte dafür, daß im Haus immer Vasen mit frischen Schnittblumen standen.
    »Nun hör mir mal einen Augenblick zu«, sagte Blair, während sich Houston über einen Rosenbusch an der Nordwestecke des Anwesens beugte. »Ich möchte wissen, was sich da anspinnt.«
    »Ich habe keine Ahnung, was du damit meinst.«
    »Kane Taggert.«
    Houston verharrte einen Moment in regungsloser Haltung, eine Hand um den Stiel einer Rose gelegt. »Ich traf ihn zufällig in Wilsons Kaufhaus, und später wünschte er uns dann einen guten Morgen.«
    »Das kann doch nicht alles gewesen sein.«
    Houston drehte sich ihrer Schwester zu. »Ich hätte mich vermutlich nicht einmischen sollen. Aber Mr. Taggert sah aus, als würde er jeden Moment explodieren, und ich wollte einen Streit verhindern. Leider geschah das auf Kosten von Mary Alice.« Sie erzählte Blair, was für häßliche Bemerkungen Miss Pendergast im Laden gemacht hatte.
    »Es gefällt mir nicht, daß du jetzt mit ihm in Verbindung gebracht wirst.«
    »Du sprichst wie Leander.«
    »Ausnahmsweise hat er diesmal recht!«
    Houston lachte. »Vielleicht sollten wie diesen Tag in der Familienbibel anstreichen. Blair, ich verspreche dir, daß ich nach dem heutigen Abend den Namen Taggert nie mehr erwähnen werde.«
    »Dem heutigen Abend?«
    Houston zog ein Stück Papier aus dem Ärmel. »Schau dir das an«, sagte sie eifrig. »Ein Bote hat das gebracht. Er hat mich zum Dinner in sein Haus eingeladen.«
    »So? Ich dachte, du wolltest heute abend mit Leander zu einem Empfang gehen. Oder etwa nicht?«
    Houston ignorierte die letzte Bemerkung. »Blair, du scheinst nicht zu wissen, was für ein Wirbel in der Stadt um dieses Haus gemacht wurde. Praktisch jeder in der Stadt hat sich darum bemüht, eine Einladung zur Besichtigung dieses Hauses zu bekommen. Aus ganz Colorado strömten die Leute herbei, um das Haus zu sehen; doch keiner durfte es auch von innen betrachten. Einmal wurde sogar von einem englischen Herzog, der sich auf der
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