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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher
Autoren: Howell Morgan
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Muthuri.
    Sie sagte sich verbittert, dass es nun egal war, wo Kovok-mah sich aufhielt. Er war unerreichbar für sie geworden.
    »Muth Mauk, warum bist du aufgestanden?«, fragte Deen-yat.
    »Ein Traum hat mich aufgeschreckt.«
    »Du hast Gänsehaut. Frierst du?«
    »Ich bin wohlauf«, beteuerte Dar. »Die Luft tut mir gut.«
    Trotzdem verließ Deen-yat ihre Matte und kam zu Dar. »Du bist noch schwach. Ein Od des bösen Zaubers haftet dir noch an.«
    Die Heilerin geleitete Dar zurück zur Matte. Als Dar sich ausgestreckt hatte, breitete Deen-yat die Schlummerdecke über ihr aus. »Versuche zu schlafen, Muth Mauk.«
    Die Erwähnung der Magie Othars weckte in Dar Erinnerungen an den Zauberer. Sein letzter Anblick hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt: Aus seinem verkohlten Gesicht hatte das Augenpaar sie angestarrt. Er ist tot, machte sie sich klar. Und die Knochen, die ein noch üblerer Feind waren, sind vernichtet. Beides hatte sie mit eigenen Augen gesehen. Ich habe keinen Grund zur Besorgnis. Doch der Traum hinterließ einen nagenden Zweifel in ihr.
     
    Am Spätnachmittag saß Dar in ihrem Hanmuthi. Sie hatte gebadet, ihre Zähne geschwärzt und neue Kleidung angezogen, eine Neva und dazu Kefe. Nach dem Brauch trug sie das Paar umhangartiger Kefe so, dass ihre Brüste nackt blieben, obwohl man deshalb auch die Verletzung sehen konnte.

    Zor-yats Blick fiel, als sie eintrat, zuerst auf die Wunde. »Muth Mauk, mir birst der Brustkorb, wenn ich deine Narben sehe.«
    »Bitte sprich mich mit ›Tochter‹ an, Muthuri. Diese Anrede behagt mir mehr.«
    »Aber du bist jetzt Muth Mauk«, entgegnete Zor-yat. »Wie könnte ich diese Tatsache missachten? Wo ist deine Krone? Du müsstest sie tragen.«
    »Die Krone ist überflüssig. Meine Besucher zählen zur Familie.«
    »Alle Urkzimmuthi sind jetzt deine Familie. Als meine Schwester Große Mutter wurde, hat sich alles geändert. Dargu-yat ist tot.«
    »Tot?«
    »Es gibt Dargu-yats Geist nicht mehr. Durch das Fathma wandelt sich alles.«
    Dar wollte erwidern, dass ihr nicht anders als früher zumute sei, doch da erkannte sie, dass es gar nicht stimmte: Zwar fühlte sie sich keineswegs klüger oder mächtiger, doch wohnte jetzt in ihrem Brustkorb Liebe zu jedem einzelnen Ork. Außerdem regten sich in ihr verschwommene, flüchtige Erinnerungen, von denen sie vermutete, dass sie von ehemaligen Königinnen stammten. »Hai, ich habe mich gewandelt. Aber bist du noch meine Muthuri?«
    Zor-yat lächelte. »Natürlich, Muth Mauk.«
    »Dann bin ich zufrieden.« Dar stand auf und umarmte ihre Muthuri, obwohl sie sich damit Schmerzen in der Brust einhandelte.
    Zor-yat roch Dars Beschwerden, als sie sich drückten. »Du musst mir alles erzählen, was sich in Taiben ereignet hat. Gewisse Schilderungen haben wir von dem Washavoki erhalten, der dich zu uns brachte, und auch von meinem
Schwestersohn, aber nur du weißt über alles Bescheid. Warum ist meine Schwester gestorben?«
    »Schon vor Langem hatte der Schwarze Washavoki sie vergiftet, ihr dann jedoch einen Heilzauber gewährt, der sie am Leben hielt. Dieser Zauber umnachtete ihren Verstand, sodass sie die Worte des Schwarzen Washavoki sprach.«
    »Ich hatte stets den Verdacht, sie könnte einem Zauber unterworfen sein«, äußerte Zor-yat. »Auch Muth-yat war dieser Meinung. Ich bin froh, dass der Schwarze Magier tot ist.«
    »Um wieder zu klarem Verstand zu kommen, hat deine Schwester auf den Heilzauber verzichtet, obwohl sie wusste, dass das Ergebnis der Tod sein musste. Sie hatte auf mich gewartet.«
    »Auf dich?«
    »Hai. Auf eine Mutter, die ihr Fathma empfängt.«
    »Damit du es weiterreichen kannst?«
    Dar erinnerte sich, am Rande des Todes geschwebt, aber keine gefunden zu haben, die der göttlichen Gabe würdig gewesen war. Hatte ihre Muthuri zur Auswahl gestanden? Wahrscheinlich. Sie wählte sorgfältig ihre Worte. »Als ich im Sterben zu liegen glaubte, habe ich versucht, das Fathma weiterzureichen, aber … mir fehlte es an Kraft.«
    »Dann ist dein Überleben für uns ein großes Glück.« Einige Augenblicke lang überlegte Zor-yat. »Kannst du nun, da du wieder bei Kräften bist, deine Absicht ausführen?«
    »Bist du der Auffassung, eine andere sollte Königin sein?«
    »Die Krone ist eine Bürde, selbst für jene, die es auf sich nehmen, sie zu tragen. Denke an das Schicksal meiner Schwester.«
    Dar seufzte. »Hai, aber diese Bürde ist ein Geschenk Muth’las. Ich darf es nicht zurückweisen.«

    »Bist du dir da
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