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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund
Autoren: Andre Norton
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Vater oft erwähnt hatte.
    Es war eine Tatsache, daß die Menschen vor der Finsteren Zeit über ein so großes Wissen verfügten, daß sie wie die mächtigen Geister der Lüfte leben konnten mit unsichtbaren Dienern und Werkzeugen, die ihnen die Arbeit abnahmen. Doch ihre Kenntnisse waren verloren. Sander wußte nicht, wie viele Jahre seit dieser Zeit vergangen waren, doch sein Vater hatte gesagt, es wäre länger als die Lebenszeiten vieler, vieler Generationen zusammengenommen. Als sein Vater gestorben war und Ibbets, seines Vaters jüngerer Bruder, ihm die Rechte eines Schmieds abgesprochen hatte, weil er nur ein unerfahrener Junge sei, der der Horde nicht dienen könne, da hatte Sander erkannt, daß er sich bewähren mußte – nicht vor den Leuten, die er für die Seinen gehalten hatte, sondern vor sich selbst. Er mußte ein so fähiger Schmied werden, daß seine jungen Jahre nicht mehr zählten, sondern allein seine Geschicklichkeit und seine Kunst. Als ihn daher Ibbets durch eine Lehre binden wollte, hatte er sich ausgebeten, die Horde verlassen zu dürfen. Das konnte man ihm nicht verwehren. Und nun war er aus eigener harter Entscheidung ganz allein. In ihm brannte der Wunsch, zu beweisen, daß er ein besserer Schmied war als Ibbets. Doch um das zu erreichen, mußte er viel lernen. Er war überzeugt, das nötige Wissen zu finden, irgendwo in der Nähe der sonderbaren Metalle, die die Händler mit sich führten.
    Manche Metallbrocken konnten mit dem Hammer allein bearbeitet werden; andere mußten geschmolzen und in Formen gegossen oder noch heiß zu dem gewünschten Werkzeug verarbeitet werden. Aber da gab es auch Metalle, die jedem Versuch widerstanden und sich nicht bearbeiten ließen. Ihr Geheimnis hatte Sander seit seiner Kindheit beschäftigt.
    Er hatte das Meer gefunden. Jetzt brauchte er nur noch der Küste in nördlicher oder südlicher Richtung zu folgen. Vieles hatte sich seit den früheren Zeiten geändert, und vielleicht lagen die Städte, die er suchte, schon seit langem unter den Wogen begraben oder waren durch Erdbeben völlig zerstört. Aber die Händler fanden schließlich das begehrte Metall, also existierten auch irgendwo Fundstellen. Nach ihnen konnte er suchen, – es war durchaus nicht aussichtslos.
    Die Nacht würde bald hereinbrechen, und er wollte nicht so nahe bei dem verwüsteten Dorf lagern. Er wandte sich nach Norden. Über ihm kreisten Seevögel und kreischten, und das regelmäßige Rollen der Wogen begleitete leise und monoton ihre Schreie.
    Rhin wandte sich zweimal um. Er knurrte. Auch Sander war unbehaglich zumute. Das Dorf hatte zwar den Anschein erweckt, daß es ganz den Toten gehörte, aber natürlich hatte Sander nicht sehr gründlich unter den Trümmern gesucht. Wenn nun ein Überlebender, vielleicht noch unter dem Schock des Überfalls, beobachtet hätte, wie Sander und Rhin kamen und wieder gingen? Vielleicht wurden sie nun verfolgt?
    Sander kletterte auf eine Düne und betrachtete die immer noch brennenden Häuser eingehend. Nichts rührte sich. Trotzdem nahm er die Unruhe des Kojoten ernst; denn er wußte, er konnte sich auf dessen Spürsinn verlassen.
    Er wäre gern geritten, doch der Boden war sandig und zu unsicher. Er entfernte sich etwas von der Wasserlinie, denn dort lagen angeschwemmte Baumstämme, die nur zu leicht zu einem Hinterhalt werden konnten. Hier und da lagen Muscheln im feuchten Sand, und Sander konnte sich kaum von ihnen losreißen, so entzückt war er über ihre wunderbaren Formen. Einige sammelte er in seine Gürteltasche. Er träumte davon, sie in Kupfer zu fassen und Schmuckstücke daraus zu fertigen, wie die Horde sie noch nie gesehen hatte.
    Allmählich wurde der Sand von hartem Gras bedeckt, das endlich in eine weite Wiese überging. Sander aber verabscheute diese Gegend, die keine Deckung bot. In der Ferne, als schwarze Linie am Horizont, konnte er Wälder erkennen. Seine Leute lebten zwar im offenen Land, doch kannten sie auch die Wälder im Norden; und jetzt verstand er die Vorteile, die sie bieten konnten.
    Er würde die Bäume nicht vor Einbruch der Dunkelheit erreichen, das wußte er. Deshalb brauchte er einen Lagerplatz, der ihm die Möglichkeit bot, sich zu verteidigen, denn falls Rhins Instinkten zu trauen war, würden sie sich einer Gefahr ausgesetzt sehen.
    Er konnte es nicht wagen, ein Feuer zu entzünden, um nicht irgend jemand oder irgend etwas anzulocken, das hier herumstreunte. Schließlich entschied er sich für einige
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