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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Autoren: Heyne
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Urnenfeldgemeinschaften, die die Regionen entlang der alten und neuen Handelsrouten bevölkern, bereits Ansätze eines strukturierten Gemeinwesens: Bauern, die die Lebensgrundlage erwirtschaften, Händler, die Dinge beschaffen, die der Stamm nicht selbst herstellt, und Krieger, die dafür sorgen, dass all dies ungestört geschehen kann. Wahrscheinlich hat man frühzeitig erkannt, dass es ein recht einträgliches Geschäft ist, Händlern aus dem Süden den freien Durchzug durch das Stammesterritorium nicht einfach nur zu gestatten, sondern ihnen im Gegenteil sogar Schutz anzutragen. Das ganze natürlich gegen ein gewisses Entgelt in Form von Gütern, die es im nordalpinen Europa nicht gibt, wie Wein und Keramik. Vielleicht kann man ja – gegen Provision natürlich – sogar als Vermittler für Geschäfte mit Regionen auftreten (dem wilden Norden zum Beispiel), in die sich die Händler aus dem Süden ohnehin nur sehr ungern höchstselbst begeben möchten?
    Dieses Geschäftsmodell erweist sich für die Stämme entlang der nordalpinen Handelsrouten als extrem lukrativ. In der Zeit zwischen 1100 und 800 v. Chr. entwickelt sich aus den Anfängen der spätbronzezeitlichen Urnenfeldkultur eine interessante gesellschaftliche Struktur: An der Spitze der lokalen Gemeinschaften stehen einzelne reiche Handelsherren, die die Handelswege kontrollieren, dieses mit Hilfe professioneller Kriegergruppen, deren Anführer sie am Luxus teilhaben lassen. Es entsteht ein Geflecht von Abhängigkeiten und neuen Verhaltens- sowie Verteilungsregeln. Völlig neue Gegenstände und Sachverhalte tauchen im täglichen Leben auf. Das hat zur Folge, dass sich die Sprache der Menschen in diesem neuen Wirtschaftsraum, die man bereits gegen Ende des 13. vorchristlichen Jahrhunderts als rudimentäre keltische »Ursprache« betrachten kann, noch deutlicher von der anderer Regionen abzugrenzen beginnt. Zwischen dem 11. und 8. Jahrhundert v. Chr. wird diese lokale Weiterentwicklung der indogermanischen Ursprache zu etwas, was man in der modernen Linguistik als Handels- oder Verkehrssprache, als Lingua franca bezeichnet. Diese Handelssprache durchdringt allmählich alle Bereiche des Lebens und wird schließlich zur Alltags-, zur Umgangssprache.
    Der Wohlstand, den die Handelsherren anhäufen, vielmehr jedoch der Teil davon, den sie verteilen, hebt ihren Status. Ab dem 9. vorchristlichen Jahrhundert entstehen neue Siedlungen, und in diesen erstmals Häuser, die von hoch angesehenen, wohlhabenden Führern bewohnt werden. Auffällig ist ebenfalls, dass genau diese Siedlungen nicht nur mit Gräben, Palisaden, Holz- und Steinmauern befestigt, sondern meist auch auf Hügeln gelegen sind. Die stadtbasierte Handelskultur der Frühkelten entsteht.
    Die neue Gesellschaft wächst, gar nicht einmal so sehr territorial und zahlenmäßig, sondern vor allem in ihrer Geisteswelt und ihren Wertvorstellungen. Der Zufluss von Luxusgütern aus dem Süden und Südosten stabilisiert sich. Nach der Sperrung der Straße von Gibraltar durch die Karthager brauchen die Griechen die Landwege mehr denn je. Und nicht nur die Griechen. Das 8. vorchristlicheJahrhundert ist die Zeit des Erstarkens der Etrusker, die zu dankbaren Rohstoffabnehmern werden. Gleichzeitig entstehen bei den Frühkelten eigene spezialisierte Produktionszentren, die sich jeweils auf die Herstellung von Waffen, Dekorationen, Schmuck, Haushaltsgegenständen sowie Blattbronze zur Weiterverarbeitung oder für den Verkauf konzentrieren. Nach außen hin vermittelt diese Gemeinschaft durch ihre einheitlichen Handelskonventionen, und nicht zuletzt die einheitliche Sprache, den Eindruck einer geschlossenen Gesellschaft.
    In diesem Gemeinwesen nennen sich die Handelsherren selbst »die Hohen, die Erhabenen«, ein Wort, das in der gemeinsamen Sprache dieser Gemeinschaften lautmalerisch kelti heißt. Es soll sie abgrenzen, vor allem von denen, deren Dienste sie in Anspruch nehmen, um ihre Position zu sichern und ihren Wohlstand zu mehren: den Kriegern.
    In ihrer Sprache: galli .
Kelten oder Gallier?
Oder was? – eine Theorie
    Das Wort »Kelten« stammt höchstwahrscheinlich direkt aus dem Indogermanischen, und zwar von dem Wort quel = »erhöht« (im Altkeltischen celtos = der Hohe, Mehrzahl celti ). Im Lateinischen, ebenfalls eine Sprache der indogermanischen Familie, existiert zwar das Wort celtae . Es ist jedoch erst später, vermutlich über das Altgriechische, die Sprache der damaligen Reisebeschreibungen, in den
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