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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Autoren: Heyne
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die Zeichen klar: Die Natur hat sich gegen sie verschworen und aus dem Osten nahen wilde, mordende und brandschatzende Horden. Das Ende ihrer Gesellschaft muss unmittelbar bevorstehen.
    Ob und in welcher Zahlenstärke die Kimmerer wirklich nach Mitteleuropa gekommen sind, und welchen Einfluss sie tatsächlich ausgeübt haben, darüber streiten die Experten noch immer. Fakt ist: Sie waren ausgezeichnete Reiter, sie beerdigten ihre Obersten in Grabhügeln, und auch die Aufbahrung auf Leichenwagen ist für die Völker der Schwarzmeersteppen belegt.
    Eher unwahrscheinlich ist, dass sich riesige Heeresverbände der Kimmerer in das Gebiet der spätbronzezeitlichen Frühkelten ergossen haben. Dazu wurden zum einen zu wenige Gebisstrensen kimmerischer Bauart gefunden, zum anderen wäre diese Einwanderung nicht ohne massive kriegerische Auseinandersetzung verlaufen. Diese hätten den Fernhandel mit dem Mittelmeerraum empfindlich gestört, was jedoch nicht der Fall ist.
    Ein Szenario mit einem höheren Wahrscheinlichkeitsgrad ist dieses: Kleine Trupps von kimmerischen Reiterkriegern erreichen auf ihrer Flucht vor den Skythen Mitteleuropa und finden Zuflucht und später auch ihre letzte Ruhestätte bei den aufstrebenden Handelsherren, die – wie auch ihre Krieger – durchaus Gefallen an dem einen oder anderen Aspekt der kimmerischen Lebens- und Kampfesweise finden.
    Es ist durchaus möglich, dass diese kimmerischen Krieger – nachdem sie den Frühkelten von der skythischen Bedrohung erzählt haben – von diesen nicht nur Asyl erhalten, sondern auch in die Dienste der Handelsherren eintreten, sozusagen als »militärische Berater«. Das würde auch die plötzliche Wiedereinführung des Grabhügels als Beerdigungsmethode für höhergestellte Krieger und wohlhabende Handelsherren und vor allem des Pferdes nicht nur als Lasttier, sondern vor allem als wirkungsvolle Angriffswaffe erklären. Dabei sind die Kimmerer noch nicht einmal Angehörige der Aristokratie ihres eigenen Volkes, da keines der Gräber, in denen man später die bewussten Gebisstrensen findet, die typischen Merkmale der letzten Ruhestätten von wohlhabenden oder hochgestellten kimmerischen Persönlichkeiten aufweist.
    Noch einmal zurück zum »Krieg der Welten«. Die Skythen haben sich im 8. Jahrhundert v. Chr. tatsächlich in einer Westwärtsbewegung befunden und wurden 200 Jahre später sogar direkte Nachbarn der Kelten. Einen Versuch, diese ernsthaft anzugreifen, hat es jedoch nicht gegeben. Die Skythen selbst wurden später von den ebenfalls nach Westen drängenden Sarmatianern zerschlagen, einem rätselhaften Volk, das behauptete, von den Amazonen abzustammen.
    Doch selbst, wenn die Bemühungen der kimmerischen Flüchtlinge ihren eigentlichen Zweck – die frühkeltischen mitteleuropäischen Gemeinschaften vor dem bevorstehenden Angriff der Skythen zu warnen – nicht erfüllen, haben sie unbewusst ein weiteres Element zu dem beigetragen, was wir die keltische Identität nennen.
    Er spürt, wie der Weg unter seinen Füßen wieder ansteigt und bleibt stehen, legt den Kopf in den Nacken und atmet tief durch. Feiner Nieselregen fällt aus dem verhangenen Himmel auf sein Gesicht. Zu lange darf er sich nicht ausruhen, wenn er vor Einbruch der Dunkelheit wieder zu Hause sein will. Auch, wenn er den Berg kennt – immerhin ist er seit 15 Jahren Betriebsleiter des Bergwerks –, so merkt er doch gerade bei dieser Witterung immer öfter, dass er keine 20, sondern inzwischen ansehnliche 51 Jahre zählt.
    Er blinzelt in das diffuse Licht, das die Septembersonne des Jahres 1846 durch die Nebelschleier wirft, und setzt sich wieder in Bewegung. Nach eineinhalb Stunden hat er sein Ziel erreicht. Prüfend lässt er seinen Blick über das vor ihm liegende Kiesfeld schweifen. Das sieht schon einmal vielversprechend aus, aber Genaueres kann natürlich nur eine nähere Untersuchung hinsichtlich der Ausdehnung und vor allem der Tiefe der Kiesschicht ergeben. Erst dann wird er entscheiden können, ob sich ein groß angelegter Abbau des von der Bauwirtschaft der Umgebung benötigten Materials lohnt.
    Jetzt steht er am anderen Ende des Kiesfeldes, oder dem, was auf den ersten Blick wie das Ende aussieht. Beim näheren Hinschauen jedoch drängt sich ihm der Eindruck auf, dass der Kies hier nicht endet, sondern eher von dem vom Hang abgerutschten Erdreich bedeckt ist. Nun, das herauszufinden ist nicht sonderlich schwer. Er wird morgen mit Isidor, seinem Gehilfen, hier
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