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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Autoren: Heyne
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heraufsteigen und einige Meter hangaufwärts eine Probegrabung vornehmen. Oder sollte er vielleicht heute schon selbst einmal …?
    Natürlich ist er neugierig. Man muss ja nicht so weit in den Hang steigen; einfach nur schauen, ob der Kies unter dem Erdreich weitergeht. Dazu setzt er den Rucksack ab, öffnet ihn und holt zunächst seine Metallflasche mit dem kalten, ungesüßten Tee heraus. Während er trinkt, suchen seine Augen nach einem geeigneten Platz zum Graben. Dort hinten, ja, das sieht gut aus. Er verstaut die Flasche wieder im Rucksack und löst den Riemen, mit dem er seinen kleinen Spaten außen aufgebunden hat. Seine dicke Bergjacke breitet er über den Rucksack aus. Die kühle, feuchte Septemberluft jagt ihm einen Kälteschauer über den jetzt schon schweißnassen Rücken. Dagegen hilft nur Bewegung. Energisch stößt er den Spaten in den Boden.
    Das Graben bereitet Mühe. Das Erdreich ist nass und schwer und backt in Klumpen zusammen. Wieder und wieder muss er in die Knie gehen, um den Spaten wieder herauszubekommen. Er flucht, als das Spatenblatt sich erneut verfängt. Mit einem heftigen Schnaufer hebt er ihn an – und flucht erneut herzhaft, als der unförmigeErdklumpen von dem viel zu kleinen Blatt wieder in das Loch zurückplumpst. Wütend wirft er den Spaten zu Boden und kniet nieder, um den Klumpen mit den Händen herauszuheben. Er ist erstaunlich leicht. Aber was ist das? »Heilige Maria und Josef!«, entfährt es ihm. Ungläubig starrt er den Schädel an, den er in seinen Händen hält. Sein erster Gedanke: Ein Fall für die Gendarmerie. Doch dann siegt die Neugier. Er beugt sich in das Loch hinab und beginnt, mit den Händen vorsichtig das Erdreich zur Seite zu schieben. Fast gleichzeitig sieht er den Oberarmknochen und einen anderen festen Gegenstand, der offensichtlich nicht zum Skelett gehört. Es ist ein verkrusteter, fast gleichmäßig runder Ring mit einem Durchmesser von etwas mehr als einer Handlänge.
    Johann Georg Ramsauer richtet sich auf. Was immer er hier gefunden hat, es ist genauso wenig ein Fall für die Gendarmerie wie die Mumie des Bergmannes, die man 1734, also vor mehr als einhundert Jahren, oben im Salz gefunden hat. Deshalb kann er auch nicht einfach so weiterbuddeln. Hier muss man mit System herangehen. Er steht auf und geht zurück zu seinem Rucksack. Diesmal greift er nicht zum Tee, sondern holt die kleine flache Metallflasche mit dem Obstler aus der Seitentasche. Und während die Wärme nach unten in den Magen wandert, ruht sein gedankenverlorener Blick auf der nebligen Oberfläche des unter ihm liegenden Sees …
    Im Jahr 1846 findet der damals 51-jährige Bergmeister Johann Georg Ramsauer ungefähr 450 Meter oberhalb des steilen Westufers des Hallstätter Sees auf der Suche nach einem abbauwürdigen Kieslager zwei Skelette, ein bronzenes Schmuckband und eine Urne. Bereits im nächsten Jahr beginnt er – mit kaiserlicher Hilfe und der unermüdlichen Unterstützung von Isidor Franz Engl – das auszugraben, was sich als eine gigantische Nekropole aus der Zeit zwischen 800 und 450 v. Chr. entpuppt. Zwischen 1847 und 1863 findet Ramsauer 980 Gräber mit ungefähr 20

000 Artefakten, die er minutiös protokolliert und grafisch festhält. Der Fund dieses Gräberfeldes, das, wie inzwischen bekannt ist, insgesamt zirka 2000 bis 2500Grabstätten umfasst, wird von der Fachwelt als so bedeutend angesehen, dass der schwedische Forscher Hans Hildebrand im Jahr 1874, dem Todesjahr Ramsauers, erstmals den Namen des Fundortes zum Gattungsbegriff zur Beschreibung dessen erhebt, was damals noch als Abbild einer in sich geschlossenen Kultur gilt: Hallstatt.

Die Herren der Burgen und der Handelswege
    Die »Hallstattkelten«

Der Reichtum des Berges
Ein Ort wird zum Gattungsbegriff
    Er zuckt zurück , als nach seinem heftigen Schlag das lockere Gestein auf ihn herunterbricht. Beim Zurückfahren stößt er gegen eine der Holzstangen, die die Decke des Stollens abstützen sollen. Das knirschende Geräusch ist alles andere als vertrauenerweckend. Er wäre auch nicht der Erste, den der Berg erschlagen, zerquetschen oder ersticken würde.
    Connog wartet einen Augenblick, doch da ist nichts außer dem metallischen Hämmern der anderen Arbeiter, die mit ihren bronzenen Pickeln den Berg bearbeiten. Er atmet tief die stickige, staubige Luft ein. Seine Augen brennen, und er spürt, wie die Salzkristalle unter seinen Achselhöhlen und in den Kniekehlen die Haut wund reiben. Das ist etwas,
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