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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Autoren: Heyne
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und Irrtümer? Schulbücher sprechen von Stein-, Bronze- und Eisenzeit und geben dazu ungefähre Jahreszahlen an. Aber: Die Entwicklung der menschlichen Zivilisation ist ein fließender Prozess. Es gibt kaum einen Teil dieses Prozesses, der nicht mit den anderen Elementen interagiert. Wenn ich am Knoten eines Netzes ziehe, bewegt sich nicht nur dieser Knoten, sondern alle angrenzenden ebenfalls. Je stärker der Zug, also je einschneidender das historische Ereignis, desto weitreichender die Folgen. Natürlich kann ich auseinem Zeitstrahl ein Stück herausschneiden und ihm einen Namen geben. Aber ist das – außerhalb von Gliederungsschemen für Museen und Kapitelunterteilungen von Lehr- und Sachbüchern – wirklich sinnvoll?
    Also noch einmal: Ab wann nannten sich die Kelten ›Kelten‹?
    Oder besser: Ab wann waren sie wirklich Kelten? Und: Was hat sie dazu gemacht? Also letzten Endes: Wie weit müssen wir wirklich zurückgehen, um den Ursprung der Kelten zu finden? 3000 Jahre? 5000? Oder noch weiter?
    Beginnt ihre Geschichte schon, als um 4500 v. Chr. Kenntnisse über die Methoden der Landwirtschaft entlang der Donau nach Europa gelangen und die Lebensweise der Jäger und Sammler verdrängen? Die Donau verbindet wie eine »prähistorische Fernverkehrsstraße« über eine Strecke von 2850 Kilometern hinweg die ukrainische Schwarzmeerküste mit Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Ihr Name (zum Beispiel in der Form Danu ) taucht dementsprechend als weiblicher Gottheitenname in vielen Agrarkulten des nordalpinen Europa auf.
    Liegt der Ursprung der Kelten vielleicht bei den Erbauern von Stonehenge in Südengland oder an der Megalithenstraße von Carnac am Golf von Biscaya in Frankreich oder auch in den Grabanlagen von Newgrange in Irland in der Zeit zwischen 3500 und 2500 v. Chr.? Bei diesen jungsteinzeitlichen Bauern, die nicht nur Ackerbau und Viehzucht beherrschten, sondern auch über umfangreiche Kenntnisse der Astronomie verfügten?
    Kann man vielleicht von Kelten sprechen, als um 1700 v. Chr. die Streitaxtkrieger aus dem Kaukasus nach einer mehrere Jahrhunderte währenden Reise in Europa anlangen und dort auf entwickelte landwirtschaftliche Gemeinschaften treffen und mit ihnen verschmelzen? Als Symbiose aus einer Nahrungsmittel produzierenden Basis und kriegerischem Überbau? Jene Krieger, deren hervorstechendes Merkmal die steinerne oder kupferne Streitaxt ist? Denselben, denen es gelingt, über ein riesiges Gebiet ein einheitliches Wirtschafts- und Wertesystem zu erschaffen, auf dessen Grundlage wiederum eineinheitliches Sprachsystem entsteht? Eine Art »Ursprache«, von der sich alle großen Kultursprachen ableiten: das Altindische (Sanskrit), das Persische, das Griechische, das Italische, das Slawische, das Germanische und nicht zuletzt auch das Keltische?
    Oder verdankt das nordalpine Europa seine eigene (keltische?) Identität sogar gänzlich externen Einflüssen? Wie dem Zusammenbrechen der großen Bronzezeitkultur Mykenes Mitte des 12. vorchristlichen Jahrhunderts? Als die Gemeinschaften des Nordens aufhören, reine Rohstofflieferanten für den Mittelmeerraum zu sein und stattdessen gezwungen sind – in Ermangelung der Impulse von außen – mehr Energie auf die Entwicklung eigener Techniken, Methoden, Muster, Ornamente und Formen zu verwenden?
    Ist es am Ende der Beginn der ersten großen Völkerwanderung in der ungarischen Tiefebene, die nur wenig später neue landwirtschaftliche »Spezialisten« in die Region um die obere Donau herum bringt, in die Gegend um die Schweizer Seen und in die Täler des oberen und mittleren Rheins? Die sich dort auf der Grundlage einer neuen, leistungsstarken Landwirtschaft niederlassen und die Entwicklung neuer komplexer Gesellschaftsstrukturen ermöglichen und Europa damit ein neues Gesicht geben?
    Die Wahrheit ist: Keines dieser Ereignisse kann natürlich für sich allein in Anspruch nehmen, den Beginn eines »keltischen Zeitalters« zu markieren. Erst in der Summe führen sie dazu, dass im nordalpinen Europa bis zum Ende des 12. vorchristlichen Jahrhunderts weitverbreitete Gemeinschaften entstehen, die so viele Gemeinsamkeiten aufweisen, dass sie als miteinander verwandt und als Kerngebiet des keltischen Siedlungsraumes gelten können. Es ist wie ein Puzzle, das über etliche Jahrhunderte aus vielen kleinen und großen Teilen zusammengesetzt wird. Ende des 12. Jahrhunderts v. Chr. liegen schließlich die wichtigsten großen Teile als eine Art
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