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Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)

Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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bedaure, was aus der Filmwirtschaft geworden sei: eine Zweitverwertung für Holodrama-Charaktere nämlich!
    Irgendwann, so wurde mir in dem Moment klar, wird auch die Zeit der Holodrama-Charaktere abgelaufen sein und bei der Vorstellung, als uralter Mann eines Tages auf einer zu einem kleinen Fantreffen zusammengeschmolzenen Holodrama-Convention in New York, von dem niemand mehr Notiz nimmt, als Ehrengast aufzutreten und von alten, angeblich besseren Zeiten zu sprechen, lässt mich schaudern.
    Der Herrschaft der Alten sind wir vier damals durch unsere Flucht entronnen – aber dem Alter selber kann niemand entkommen. Selbst dann nicht, wenn die Biochemiker eines Tages doch noch ein Unsterblickeitsenzym oder etwas in der Art finden sollten.
    Letztes Jahr hat Lennart auf einer seiner Reisen einen Abstecher hierher gemacht und sich mal angesehen, was sein Enkel so treibt. Er wird euch sicher viel erzählt haben, sodass ich euch die Einzelheiten nicht zu berichten brauche.
    Letztlich bin ich an den Platz gelangt, von dem ich das Gefühl habe, schon immer dorthin gehört zu haben. Der Platz, an dem man mir die Freiheit lässt, das zu tun, was ich am besten kann und mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Ob das für jeden das Richtige ist, weiß ich nicht. Wenn ich mir die Schicksale meiner Freunde so ansehe, trifft das wohl nicht in jedem Fall zu. Freiheit ist vielleicht nicht der einzige Faktor, um sein Glück finden zu können, aber ein wesentlicher. Allein reicht sie aber sicher nicht aus, denn sie beinhaltet auch die Freiheit zum Irrweg.
    Während ich an der Vorstufe meines neuen Charakters arbeite, muss ich daran denken, dass Holo-Drama-Events bei euch inzwischen verboten sind und sich die Bezeichnung Killer-Drama eingebürgert hat, obwohl ich nicht wüsste, dass jemals ein Mensch durch ein Hologramm gestorben wäre. Aber die Angst tötet euch – still und heimlich zerfressen eure Sorgen später auch den Körper, aber zuerst einmal die Freiheit des Geistes. In eurem Land herrscht die Angst, weil der Mensch nun mal anscheinend ängstlicher wird, je länger er lebt und je mehr Gefahren er kennengelernt hat. Es kann also niemanden wundern, dass in einem Land, in dem es so viele Alte und Uralte gibt, die Furcht regiert. Sie ist bei euch stärker als die Hoffnung auf die Zukunft und genau das ist einer der Gründe, warum ich dort nicht länger leben konnte.
    Und doch – auch wenn mir Lennart bei seinem Besuch gesagt hat, ich hätte alles richtig gemacht, indem ich nach vorne und nur nach vorne geblickt hätte, war ich mir nie ganz sicher dabei. Es gab so viele Momente, in denen alles hätte schief gehen können. Schon auf der Flucht hatten wir manchmal einfach nur Glück. Glück, das uns einen Sonnensturm und einen Shutdown schenkte zum Beispiel. Glück, dass Nicolas so skrupellos war, uns die Deflektoranzüge zu besorgen. Glück, dass seine Skrupellosigkeit, sie auch an andere zu verkaufen, uns nicht um Kopf und Kragen gebracht hat!
    Ich höre heute noch manchmal den Klang eines Metallbandes, das Nicolas unvorsichtigerweise berührte, während wir unsichtbar schon im Container standen und die Terminalangestellten in unsere Richtung sahen.
    Vielleicht dachten wir, dass wir das Glück nicht mehr so sehr bräuchten, nachdem wir hier ankamen. Als jemand, der noch unter fünfundzwanzig ist, steht einem hier alles offen und man wird gerne aufgenommen, sofern man den Intelligenztest besteht, keine ansteckenden Krankheiten einschleppt oder einer terroristischen Vereinigung angehört. Selbst mit dreißig oder vierzig sind die Chancen noch gut, auch wenn sich die Einwandererländer dann natürlich aussuchen, welche Berufe sie brauchen, wer ins Land passt und wer vielleicht schon das Potenzial in sich trägt, eines Tages der Gemeinschaft zur Last zu fallen.
    Aber wir galten noch als pluripotente Stammzellen, aus denen noch alles werden kann.
    Die Betonung lautet auf dem Wort 'kann'.
    Nicolas hatte zunächst ziemlich große Probleme. Er hat dieses und jenes versucht und nichts ist richtig was geworden. Eine Weile lebte er von den Lizenzgebühren für seine DNA, die er durch eine erfolgreiche Vaterschaftsklage von der Mutter des Kindes bekam. Eine erfolgreiche Karriere im Gelobten Land der Freiheit hat er sich wohl auch anders vorgestellt. Letztes Jahr ist er bei einem Antigrav-Risikosprung von einem Hochhaus in Singapur ums Leben gekommen, kurz nachdem er mit seiner Springerei als Sensations-Act groß herausgekommen
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