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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden
Autoren: Compton Mackenzie
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war.
    »Ich habe heute nachmittag gründlich nachgedacht«, begann er.
    »Und mit welchem Ergebnis?« fragte Angela.
    »Ich möchte Sie fragen, ob Sie mich heiraten wollen.«
    »Warum mußten Sie eigentlich so lange darüber nachdenken?« fragte Angela.
    »Das liegt doch auf der Hand«, entgegnete er. »Ich habe mich gefragt, ob es klug sei, die Annehmlichkeiten des Junggesellenlebens gegen die ständige Gesellschaft einer Frau einzutauschen, die fünfundzwanzig Jahre jünger als ich ist.«
    »Genau das hatte sich auch Herbert Winstanley gefragt«, sagte Angela. »Und ich glaube, hinterher hat er’s bedauert, daß er die Frage so beantwortet hat, wie er’s tat. Der arme Herbert!« seufzte sie plötzlich.
    »Sie bedauern doch hoffentlich nicht, daß Sie sich von ihm getrennt haben?«
    »Nein, nein. Er tut mir nur leid: ich dachte daran, wie er morgen wieder die alte Bank in Jumbulpore vor sich hat. Und all die kleinen Reibereien sind vergessen. Ich werde mich nur daran erinnern, wie anständig er sich benahm, als ich ihn um meine Freiheit bat... Nein, John, ich kann Sie nicht heiraten.«
    »Sie wollen nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Warum machen Sie ein so ungläubiges Gesicht, John?«
    »Am ersten Abend hatte ich den Eindruck, daß Sie sich nach Geborgenheit sehnten, und ich dachte, Scarborough Towers biete bestimmt Geborgenheit!«
    »Ach, John - seien Sie doch ehrlich: im Grunde sind Sie erleichtert, nicht wahr?« - »Nein, ich bin furchtbar enttäuscht!«
    »Das kommt nur aus Trotz. Es schien Ihnen eine so großartige
    Geste, mir zuliebe Ihr Junggesellendasein aufzugeben, daß Sie sich jetzt durch mein Nein gekränkt fühlen.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, gab er zu. »Aber warum wollen Sie mich nicht heiraten?« - »Weil ich schon einmal den Fehler begangen habe, einen Mann zu heiraten, den ich nicht liebte - nur, weil es ein praktischer Ausweg schien. Den Fehler will ich nicht wiederholen. Sie sind reizend zu mir gewesen, John, und nun brauchen Sie es mir nicht übelzunehmen, daß ich Ihnen einen. Korb gebe. Schließlich haben Sie lange genug darüber nachgedacht. Ich glaube, Sie haben den Entschluß :; nur- gefaßt, weil es Sie verdroß, daß Maisie und ich gestern nach Tussore fuhren. Morgen fahren wir nach Tallulaghabad, und dann breche ich dort meine Zelte ab.«
    »Wollen Sie Tallulaghabad verlassen?« rief er. »Wohin gehen Sie? Sie werden doch nicht so verrückt sein und...«
    »...und Tussores Geliebte werden? Nein, John, so töricht war ich denn doch nicht. Und nun wollen wir nicht so lange hier herumsitzen, bis wir uns übereinander ärgern. Ich bin Ihnen für so mancherlei dankbar. Um wieviel Uhr wollen wir morgen abfahren?«
    »Ich würde gern um neun Uhr aufbrechen, wenn Sie und Maisie das schaffen können?«
    »Wir sind bestimmt pünktlich. Gute Nacht, John!«
    Hector MacDonald und Duncan Robertson verließen Pippla eine Stunde eher als John Tuckers Wagen, aber der Daimler überholte sie, noch ehe sie im Flachland anlangten.
    »Duncan, als Angela mir gestern abend einen Korb gab, habe ich sie gefragt, ob sie John Tucker heiraten würde«, erzählte Hector seinem Freund.
    »So? Und was hat sie geantwortet?«
    »Sie sagte, er habe nicht um sie angehalten. Aber glaub’s mir, Duncan, er tut es noch - und ich wette zwanzig Rupien, daß sie ihn nimmt.« - »Und was wettest du, wenn sie Tussore nimmt?«
    »Tussore?« rief Hector. »Sei doch nicht verrückt! Was du manchmal für Einfälle hast! Wenn sie jedoch Tucker heiratet, komm ich mir wie ein Dummkopf vor. Ich meine, nach all dem Theater, das die Leute meinetwegen gemacht haben, komm’ ich mir wie ein blöder Einfaltspinsel vor, wenn sie Tucker nimmt. Aber Mutter Rose- Ross würde sich drüber ärgern, denn Tucker stinkt vor Geld.«
    Eine Weile fuhren sie schweigend weiter. Dann sagte Hektor:
    »Ich hab’ mit dem Ripwood von den Ulanen gesprochen, als wir zum Ball in Tussore waren. Ich finde, er ist vernünftiger geworden. Hab’ ihn gefragt, ob es wohl Möglichkeiten für aktiven Dienst an der Grenze gäbe. Du verstehst schon, Duncan, wie es ist: wenn man so eine Liebesgeschichte wie ich hatte, kann man das Leben im Standquartier kaum ertragen. Wenn ich Angela geheiratet hätte, wär’ ich nicht beim Militär geblieben.«
    Hector sagte nur noch wenig auf dem Rest der Strecke bis nach Tallulaghabad.

    Ben Nevis und Kilwhillie trafen zwei Tage später im Bungalow des Obersten und seiner Frau ein. Der Maharadscha hatte darauf bestanden,
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