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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Ich werde Euch ein Gemach zeigen, in dem Ihr Euch herrichten könnt. Später werden wir uns unterhalten.«
    Er sah sie unfreundlich an. »Eine Frau in solchem Aufzug sollte sich nicht auch noch erdreisten, das Wort zu führen. So wie ich unterrichtet bin, war es gerade Eure Eigenmächtigkeit, die diese Misere verschuldet hat.«
    Ada hatte sich bereits abgewandt, um den Männern vorweg ins Haus zu gehen, nun drehte sie sich wieder um. Herausfordern wollte sie ihn nicht, aber die Schwächere würde sie in dieser Verhandlung auch nicht spielen. »Meine Eigenmächtigkeit war schuld? Ein Richter würde wohl einen Ehegatten treulos nennen, der seine Familie so lange im Ungewissen über seinen Aufenthalt lässt, bis man ihn für tot erklärt. Glaubt nicht, Ihr seid von jedem Vorwurf freigesprochen, nur weil Ihr am Ende doch zurückgekehrt seid.«
    Lenz und Christopher räusperten sich gleichzeitig.
    »Ich hole eine von den Bäuerinnen, damit sie dem Herrn behilflich sein kann«, sagte Christopher eilig und ging mit langen Schritten Richtung Stall, von wo jetzt Jakob kam, um das Pferd des Gastes in Empfang zu nehmen. Auch der Knecht sah jämmerlich aus, gähnte und rieb sich Stirn und Augen.
    Dietrich holte Luft und öffnete den Mund, nur um ihn wieder zu schließen. Lenz wies einladend zur Haustür. »Wir werden uns besser darauf beschränken, den schnellsten Weg zu beratschlagen, wie wir Eure Ehe für nichtig erklären lassen können. Die richtige Darlegung des Falles muss ein Gericht überzeugen.«
    »Was? Unsere Ehe? Eure, meint Ihr wohl«, erwiderte Dietrich fassungslos.
    »Keineswegs. Ich habe nicht die Absicht, Euch meine Gattin zu überlassen. Meine Wahl war wohlüberlegt und erwies sich als gut getroffen. Ich werde Euch jeden Anspruch streitig machen. Es wird sich wohl einrichten lassen, dass Ihr ein anderes Weib ehelicht.«
    Dietrich blieb stehen und griff nach seinem Degen, fand ihn jedoch nicht, weil sein Waffengurt an dem Pferd hing, das Jakob verschlafenen Schrittes zum Stall führte.
    Inzwischen hatten sich vor der Stalltür die Schweden und zwei von Curds Söldnern versammelt. Sie putzten träge ihre Waffen und ihr Leder, fetteten ihre Stiefel, unterhielten sich und beobachteten mit je einem Auge, was die zerlumpten Herrschaften Erheiterndes trieben.
    Dietrich wurde rot und ballte die Fäuste. »Was fällt Ihm ein! Allein der Gedanke …«
    Ada streckte beschwichtigend die Hand aus. »Ich bitte Euch. Lasst uns im Haus reden. Ruhig und vernünftig. Die Knechte müssen doch nicht jedes Wort hören.«
    In der Halle trafen sie auf ein weiteres schäbiges Paar. Die Reste des Feuers waren bereits hinausgekehrt, doch der schwarze Fleck auf dem Boden war noch nicht beseitigt. Darüber standen Curd und Luise Seite an Seite. Luise stützte sich auf einen frisch geschnittenen Krückstock und betrachtete den rußigen Boden mit gerunzelter Stirn.
    »Wir brauchen eine Kammer für Herrn von Bardeleben, Luise.«
    Luise hob den Kopf. So bleich sie war, wirkte sie doch für ihre Verhältnisse frohgemut. »Die Flüggesche ist schon oben, Frau Gräfin.«
    Lenz und Ada begleiteten Dietrich von Bardeleben bis ins Obergeschoss und überließen ihn dort der Obhut von Frau Flügge. Die hatte auf Luises Anordnung hin eine Garnitur Kleidung des alten Herrn aus den Truhen gesucht, die am Vorabend von den Söldnern zurück ins Haus getragen worden waren. Der Anblick der Frau mit den sauberen Sachen in den Händen besänftigte den Gast. Brav folgte er Frau Flügge, während Lenz mit Ada in ihr Zimmer ging.
    »Lässt sich denn für mich auch noch sauberes Zeug finden?«, fragte er.
    »Sicher, nur weiß ich nicht, wo. Es ist alles durcheinandergeraten. Meine eigenen Sachen sind auch nicht mehr, wo sie waren. Nicht dass ich noch viel hätte, was man zeigen darf.«
    Sie nahm die Haube ab, um wenigstens ihr Haar herzurichten, aber Lenz hatte andere Absichten. Er löste ihren Knoten auf, ließ ihre haselbraunen Haare frei, wickelte seine Hände hinein und zog sie sanft an sich. »Er kriegt dich nicht. Kein anderer kriegt dich, solange ich lebe. Weißt du das?«
    Sie legte die Arme um ihn und wickelte ihre Hände auf gleiche Weise in seine langen Haare. »Und was ist mit dir? Kriegt dich eine andere? Das wäre mir nicht recht. Weißt du das?«
    »So lange du dich von mir anfassen lässt, muss es keine anderen Frauen mehr geben auf der Welt.«
    Er küsste sie, schmiegte sich an sie, so wie sie an ihn, bis sie ihn glückseufzend zum Bett zog. »Er
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