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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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schniefte erneut und wischte sich weitere Tränen aus den Augen.
    Aus dem Augenwinkel nahm er etwas Glitzerndes wahr. Er drehte seinen Kopf langsam nach links und zuckte zusammen, als erneut ein brennender Schmerz durch seinen Körper schoss. Ihm blieb die Luft im Hals stecken, als sein Blick auf die Axt fiel, die an der Seite eines abgewrackten Sofas im Wohnzimmer lehnte. Laternenlicht erhellte den Raum flackernd. In dem alten Gemäuer gab es keinen Strom. Das Sutton-Anwesen stand schon seit Jahrzehnten leer. Hin und wieder kamen Jugendliche aus der Stadt her, um zu feiern und zu ficken, aber selbst das kam mittlerweile nur noch selten vor. Das knarrende, von Termiten befallene Gutshaus war einfach zu unheimlich und zu abstoßend, um Mädchen herzubringen. Heute Nacht galten natürlich andere Regeln. Schließlich war Halloween.
    Es war nicht sonderlich schwierig gewesen, die Mädchen zu überreden, dass sie mit ihnen hier herausfuhren. Die Stimmung an diesem Abend hatte perfekt gepasst: der klare Nachthimmel und über ihnen der leuchtend helle Mond, während eine kühle Brise das Laub der Bäume zum Tanzen brachte. Ein paar Corona Light hatten den Rest erledigt. Eigentlich ein vielversprechendes Szenario: ein gruselig-lustiges Halloween mit dem besten Freund und zwei süßen Mädchen. Sie wollten sich ein paar Bierchen gönnen, ein bisschen Gras rauchen, Schenkel und Brüste in der Stille der ländlichen Dunkelheit begrapschen. Sich gegenseitig Gespenstergeschichten erzählen, während die Nacht sich allmählich dem Morgengrauen näherte. Genau wie letztes Jahr am See.
    Nein, ganz und gar nicht wie im vergangenen Jahr, wie sich schnell herausstellen sollte. Nicht im Geringsten.
    Er hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmte, als sie das Ende der langen, unbefestigten Einfahrt erreichten. Es parkte bereits ein anderes Auto dort: Ein glänzend schwarzer Bentley stand neben der lang gezogenen vorderen Veranda. Der Oldtimer war jedoch kein unansehnliches Relikt aus der Vergangenheit. Mit getönten Scheiben und einer silbernen Kühlerfigur, die ebenso wie die verchromten Radkappen im Mondlicht schimmerte, machte er einen verdammt coolen Eindruck. In jeder Hinsicht makellos. Die elegante Silhouette erinnerte vage an ein Raubtier. Vor dem alten Sutton-Anwesen wirkte die wunderschöne Antiquität in etwa so deplatziert wie ein Supermodel in einem Raum voller Crack-Huren.
    Zwischen ihnen war Streit ausgebrochen, und sie standen kurz davor, umzudrehen und zurückzufahren.
    Meine Schuld, dachte Dean, und ein Gefühl der Bitterkeit stieg in ihm hoch, als er auf die blutverschmierte Klinge der Axt starrte. Ich musste ja unbedingt meinen Kopf durchsetzen. Musste ihnen beweisen, was für ein toller Kerl ich bin. Todesmutig …
    Er hatte mehr Dampf abgelassen als alle anderen, war beinahe aggressiv gewesen. Letzten Endes hatten die anderen nachgegeben. Das taten sie immer. Nicht, weil seine durchschlagenden Argumente sie überzeugt hätten, sondern damit er endlich die Klappe hielt. Konnten sie ihm nicht zur Abwechslung mal die Stirn bieten? Oder ...
    Nein.
    Er konnte sich nicht so billig aus der Affäre ziehen. Nicht diesmal. Nie wieder. Sie waren alle tot und er fühlte sich als Hauptschuldiger.
    Schon bald würde er ebenfalls tot sein. Er klammerte sich nicht an die sinnlose Hoffnung einer göttlichen Erlösung, gab sich keinerlei Illusionen hin, dass die Kavallerie – sprich: die Polizei – in letzter Minute zu seiner Rettung eilte. Auf ihn wartete ein gewaltsamer, schmerzhafter Tod, und das aller Wahrscheinlichkeit nach schon in den nächsten paar Minuten. Es war eine seltsame, geradezu entsetzliche Erfahrung – die Vorstellung, dass sich der Rest seines Lebens auf ein paar qualvolle Minuten reduzieren ließ. Beim Gedanken daran löste sich ein weiteres hilfloses Wimmern aus seiner Kehle. Er wollte nicht sterben. Ganz im Gegenteil. Er wollte noch viele Jahrzehnte auf der Erde herumspazieren, selbst wenn das bedeutete, dass er die ganze Zeit über mit der Schuld leben musste, für den Tod seiner Freunde verantwortlich zu sein. Ja, selbst dann.
    Alles, was er dafür tun musste, war, sich zu dieser Axt vorzukämpfen.
    Seinen geschundenen Körper irgendwie in Bewegung zu setzen.
    Und für diese Mistkerle bereit zu sein, wenn sie kamen, um ihm den Rest zu geben.
    Er atmete tief ein und begann, auf die blitzende Klinge zuzukriechen.
    Ich schaffe das, sprach er sich innerlich Mut zu. Ich muss es einfach schaffen.
    Seine

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