Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller
Autoren: Bryan Smith
Vom Netzwerk:
gestrenge Sexualität ausstrahlte. Ihre dünnen Lippen, die sich zu einem herablassenden Grinsen verzerrt hatten, waren mit Lippenstift nachgezeichnet – so tiefrot, dass es beinahe schwarz wirkte. Ja, sie wirkte unheimlich, aber ganz und gar nicht wie ein bösartiges Superweib, das einem gefährlich werden konnte. Schon gar nicht konnte man ihr ansehen, dass sie in der Lage war, ein junges Mädchen hoch über den Kopf zu heben und quer durchs Zimmer zu schleudern. Aber Dean hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Debbie gegen eine Wand gedonnert und wie ein Gummiball daran abgeprallt war.
    Es widersprach jeder Logik. Es war verrückt. Unmöglich.
    Und doch …
    »Du hast mich schon wieder unterschätzt, nicht wahr, Dean?« Sie ging auf die Knie und löste seine Finger von ihrem Fußgelenk. »Ich werde dir noch einmal wehtun, mein Junge.«
    Ein gequältes, klagendes Winseln presste sich zwischen Deans zermatschten Lippen hervor. »Neiiiiiin. Bitte … bitte nicht. Ich tue alles …«
    Miss Wickman brach ihm den Zeigefinger.
    Dean schrie auf. Sein Körper verkrampfte sich, als der Schmerz durch ihn hindurchschoss. Seine zappelnden Füße trommelten in fahrigem Rhythmus auf die Dielen. Aufgrund der unbändigen Schmerzen nahm er nur vage wahr, dass sich die Eingangstür mit einem lauten Knarren öffnete. Dann hörte er Stimmen. Diese jungen Leute. Ihre Jünger. Sie drängten ins Haus, zweifellos angelockt von den Schreien.
    Miss Wickman brach den Mittelfinger seiner linken Hand. Diesmal füllte sein Schrei das verstaubte Wohnzimmer aus wie eine mächtige Explosion. Er versuchte aufzustehen. Es war reiner Instinkt, der ihn dazu antrieb. Aber Miss Wickman platzierte ein Knie zwischen seinen Schulterblättern und damit hatte sich die Sache erledigt. Sie war einfach zu kräftig. Kräftiger, als es eine menschliche Frau sein durfte.
    »Jetzt ist nur noch ein Finger übrig, nur noch ein dicker, stummeliger Daumen«, sagte sie und beugte sich näher zu ihm heran, ihre Stimme ein bedeutungsschwangeres, bösartiges Schnurren. »Ich genieße dein Flehen durchaus, Dean. Möchtest du, dass ich ihn verschone?«
    Dean musste daran denken, wie solche Situationen in Filmen für gewöhnlich abliefen. Der klassische Filmheld, dem eine weitere Folgerung bevorstand, spuckte seinem Peiniger ins Gesicht und raunte: »Fick dich.« Oder etwas ähnlich Geistreiches.
    Was Dean sagte, war: »Bitte, tun Sie das nicht. Ich tue alles, was Sie von mir verlangen. Ich schwöre es.«
    Eine kurze Pause.
    »Ich danke dir, Dean.«
    Sie brach ihm den Daumen.
    Deans Schrei vermischte sich mit dem schrillen Gelächter von Miss Wickmans Schülern. Es erstarb jäh, als ihre Meisterin seine gebrochenen Finger mit einer Hand umfasste und … zusammenquetschte.
    Noch ein wenig fester zudrückte. Und noch ein bisschen.
    Monströse Wellen aus purer Qual schossen durch Deans Körper. Er bäumte sich auf. Das lang gezogene, schier endlose Gellen, das aus ihm herausbrach, fühlte sich an, als risse es seinen Körper in Stücke. Dean verlor für einen Moment das Bewusstsein, nur um praktisch im nächsten Augenblick durch den entsetzlichen Schmerz wiedererweckt zu werden, der durch jede einzelne seiner Nervenbahnen tobte. Schließlich löste Miss Wickman den Griff um seine malträtierten Finger, stand auf und entfernte sich von ihm.
    Er hörte, wie sie mit ihren Anhängern sprach. Sie waren zu viert, einer von ihnen schien noch mitten in der Pubertät zu stecken. Der Älteste, ein dünner, aber groß gewachsener Kerl Anfang 20, riss Dean vom Boden hoch und legte ihn unsanft auf das durchgesessene Sofa. Das Polster stank nach Schimmel und Verwesung und ächzte unter seinem Gewicht.
    Dann baute sich Miss Wickman erneut bedrohlich vor ihm auf. Eine lange, dünne Zigarette steckte zwischen zwei Fingern ihrer rechten Hand. Sie zog daran und blies eine dünne Rauchschwade in Richtung der durchhängenden Zimmerdecke.
    Sie blickte Dean in die Augen und lächelte. »Rauchst du, Dean?«
    Dean hustete. »Nein.«
    Wieder dieses fiese Grinsen. Bedeutungsvoll. Durch und durch bösartig. »Nun, dann wirst du heute damit anfangen.«
    Dean wurde, wenig überraschend, von blankem Entsetzen gepackt, aber diesmal drang noch ein anderes Gefühl an die Oberfläche, eine Erschöpfung, die er bis ins tiefste Innere seiner Seele spüren konnte. »Mir ist alles egal. Bitte töten Sie mich sofort. Bringen Sie’s hinter sich.«
    Die Frau riss mit gespielter Überraschung die Augen auf. »Oh, Dean,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher