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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen
Autoren: Marc Ritter
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legte ihn zwischen den Fichten ab. Das Motorengeräusch war genau über ihnen auf dem Forstweg.
    »Lebt sie noch?«, rief ihm Albert Frey zu. Hartinger hielt sein Ohr an ihren Mund, um zu spüren, ob sie noch atmete. Frey kniete nieder und tastete nach ihrem Puls.
    In diesem Moment hörten sie vom Weg her ein Krachen, als würde ein Auto in ein anderes fahren.
    »Los, wir müssen weg hier, Herr Frey!«, rief Hartinger. »Wir müssen sie mitnehmen!«
    Albert Frey zog Hartinger am Ärmel von der Hütte weg. »Nicht zum Auto, Karl-Heinz! Wer weiß, wer da gerade in deinen Wagen gerast ist. Vielleicht einer von denen!«
    Hartinger besann sich und zerrte Dotti weiter in den Wald. Nach dreißig Metern gingen sie hinter einem umgestürzten Baum in Deckung, von wo aus sie die Hütte und auch die Forststraße im Blick hatten.
    Sie sahen, wie ein benommener Ludwig Bernbacher aus seinem Auto stieg und Richtung Hütte ging.
    Frey tastete wieder nach Dottis Puls und flüsterte dann: »Sie lebt!«
    Kaum war Bernbacher zwischen den Fichten verschwunden, raste der Bürgermeister mit seinem Audi heran. Er bremste rechtzeitig hinter Bernbachers Passat und lief ebenfalls auf die Hütte zu.
    »Wenn die alle mit drinhängen, steckt man sie bis an ihr Ende ins Loch«, flüsterte Frey. Er zog seine Schafwollweste aus und legte sie der Nackten auf den Oberkörper.
    »Wenn wir lebend hier herauskommen«, sagte Hartinger einschränkend. Wieder hörten sie vom Forstweg her ein Auto heranrasen. Es war Veit Grubers schwerer BMW, und auch der schaffte es gerade noch, hinter dem zuletzt geparkten Auto zum Stehen zu kommen.
    Hartinger vernahm aus der Ferne das Knattern eines Hubschraubers. Das war im Frühjahr keine Seltenheit im Gebirge. Doch das Geräusch stammte nicht von einer der alten amerikanischen Bell-Maschinen, mit denen die Bundeswehr Rettungseinsätze flog. Hartinger kannte das Teppichklopfergeräusch seit frühester Jugend, immerhin war er in der Einflugschneise des Garmisch-Partenkirchner Klinikums aufgewachsen. Der Helikopter, der sich gerade näherte, war einer der wesentlich leiser surrenden Eurokopter 135 der Bayerischen Bereitschaftspolizei, die Hartinger von ungezählten Einsätzen in der Stadt her kannte. Immer, wenn ein Rentner vermisst oder eine Bank überfallen worden war, schwebten die handlichen grün-weißen Maschinen der Flugbereitschaft über der betreffenden Gegend, um mit ihren Wärmebildkameras Vermisste oder Flüchtige zu suchen.
    »Die haben die Kripo verständigt«, begriff Hartinger.
    »Umso besser. Die holen uns hier raus«, meinte Frey.
    »Hoffentlich haben Sie recht.«
    Der Hubschrauber kam näher, und Hartinger sah Bernbacher in sein Handy sprechen. Wahrscheinlich dirigierte er die Luftunterstützung an seinen Standort. Der Bürgermeister und Veit Gruber waren schon wieder auf dem Weg zu ihren Autos. Klar, dachte Hartinger, die wollen sich sicher hier nicht erwischen lassen, und auf einmal verstand er, warum der Hubschrauber nicht schon längst über ihnen stand, sondern drüben, auf der anderen Seite der Bundesstraße, über der Loisach und dem Gschwandt kreiste. Bernbacher leitete den Piloten in die falsche Richtung, damit die beiden Spezis ungesehen verschwinden konnten.
    Die saßen beide gerade wieder in ihren Autos, da rauschte ein gigantischer gelber Hummer-Geländewagen den Forstweg nach oben. Der Fahrer konnte das zuunterst parkende Fahrzeug der Wagenkolonne, Veit Grubers BMW, nicht sehen, da es direkt hinter der Kurve stand. Die knapp vier Tonnen des aufgebockten und mit Kuhfängern aufgetakelten Aggro-Mobils schoben Grubers Siebener wie ein Matchboxauto in den Audi des Bürgermeisters und diesen in den Passat des Polizisten Bernbacher, der bereits in Hartingers Volvo steckte. Hartinger und Frey bot sich ein Bild, das man sonst nur von Auffahrunfällen auf Autobahnen kannte, und Hartinger erinnerte sich daran, dass bei anderer Gelegenheit ein Polizeiauto, der Bürgermeister-Audi und der Gruber-BMW schon einmal auf engstem Raum geparkt hatten. Damals hatten kurz darauf die Handschellen geklickt. Allerdings um Hartingers Handgelenke. Dies galt es nun unter allen Umständen zu vermeiden. Einfach abhauen konnte er nicht. Denn neben ihm lag die schwer verletzte Dotti.
    Die Fahrer der hinteren drei Autos, des Hummer, des Siebeners und des A6, blieben besinnungslos auf ihren Sitzen hocken, als die Airbags zusammensanken. Die Beifahrertür des Hummer aber wurde aufgestoßen, und Hartinger sah Klaus
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