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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen
Autoren: Marc Ritter
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und Geschäftspartner Gruber dieses Gespräch nicht unbedingt mitbekommen musste. Es war Ludwig Bernbacher, der sich von seinem Privatapparat aus meldete. Bürgermeister Meier ging nach vorn zur Schnauze von Grubers Limousine und nahm den Anruf an.
    Garmisch-Partenkirchens oberster Polizist war von seinem Polizeiobermeister Jakob Neumann über Hartingers Auftritt in der PI unterrichtet worden, über den er nun seinerseits den Bürgermeister in Kenntnis setzte. Fast fünf Minuten brauchte er dafür, während Meier zuhörte und ab und an nur ein »Hm« oder »Echt?« einschob. Veit Gruber stand schon längst gestiefelt und geschnürt hinter dem BMW und wartete, dass der Bürgermeister sein Telefonat beendete.
    Das tat Meier schließlich mit den Worten: »Alles klar, fahr du schon mal voraus!« Dann drehte er sich zu Veit Gruber um. »Du, Veit, jetzt muss ich schnell der Anni daheim bei was Wichtigem helfen. Bin in einer halben Stunde wieder da. Schlägst dich derweil auf der Driving Range a bissl warm?«
    Gruber war empört. »Spinnst du, Hansi? Du kannst doch nicht …«
    Doch der Bürgermeister war schon in seinen Wagen gehuscht, hatte sich auf den Fahrersitz plumpsen lassen und war mit einem Mordskaracho aus der Parklücke gedonnert. Dass er dabei sein hinter dem Wagen stehendes Golfbag überrollte, bemerkte er gar nicht. Er raste davon, dass die Steinderl nur so spritzten.
    Veit Gruber glaubte keine Sekunde daran, dass Meier seiner Frau im Haushalt zur Hand gehen musste. Hinter diesem überhasteten Aufbruch musste etwas anderes stecken. Er warf seine eigenen Golfuntensilien wieder in den Kofferraum, setzte sich hinters Steuer und sah zu, dass er dem Bürgermeister möglichst unauffällig folgte.
    Wie die wilde Jagd ging es in Richtung Garmisch über die B2 und durch den Farchanter Tunnel. An dessen Südende bog Meier nach rechts ab und sauste an Sonnenbichl-Hotel und Bräustüberl vorbei in Richtung Grainau.
    Hartinger fuhr seinen Volvo, so weit er konnte, den Forstweg hinauf. Mit einem Geländewagen wäre er weiter gekommen. Aber so blieb er in einer steil nach oben führenden Linkskurve, in der sich der Schnee offenbar länger gehalten hatte, sodass der Untergrund nun aufgeweicht war, mit dem rechten Hinterrad stecken. Er trat das Gaspedal durch, doch das bewirkte nur, dass sich der Reifen noch weiter eingrub. Hartinger konnte weder vor noch zurück.
    Die Hütte musste irgendwo weiter oben sein, und bis dorthin mussten sie nun also zu Fuß. Er nahm einen Klappspaten aus dem Kofferraum. Die Kamera als Waffe wäre ihm lieber gewesen, mit der hätte er nicht nur zuschlagen, sondern auch dokumentieren können. Doch in der Not würde der Spaten auch reichen. Er rechnete fest damit, dort oben auf den tätowierten Klaus Suldinger zu treffen und diesen Gegner als Ersten ausschalten zu müssen. Das würde schwer genug werden, denn der Kerl war ein Tier.
    Hartinger wandte sich an Albert Frey, der bereits vor dem Auto wartete: »Bleiben Sie besser hier beim Wagen, Herr Frey.«
    »So weit kommt’s noch«, widersprach der. »Jetzt hab ich wieder mal mit meinen Recherchen einen Fall für dich gelöst, und du spielst den Helden.«
    »Auf eigenes Risiko«, mahnte Hartinger.
    »Alles, was wir machen, tun wir irgendwie auf eigenes Risiko, Karl-Heinz.«
    Hartinger wollte keine Debatte, wie er sie mit seinem ehemaligen Oberstufenlehrer Frey vor fünfundzwanzig Jahren vielleicht in einer Deutsch- oder Sozialkundestunde geführt hätte. »Also gut, wenn Sie es nicht lassen können. Aber schön hinter mir bleiben.«
    Geduckt schlich Hartinger den Weg hinauf. Frey brauchte sich nicht zu ducken, er war auch ausgestreckt nur einen Meter fünfundsechzig hoch. Nach gut hundert Metern führten Reifenspuren nach links in den Wald. An dieser Stelle wurden offenbar des Öfteren schwere Geländefahrzeuge bewegt. Entweder war das einer der typischen Holzwege, auf denen die Forstarbeiter Stämme aus dem Wald schleiften, oder hier ging es zur Hütte des Anton Brechtl.
    Hartinger passte höllisch auf, dass er nicht auf einen der vielen Äste am Boden trat, die durch ein lautes Knacken ihre Ankunft hätten verraten können.
    Plötzlich warf er sich hinter eine Fichte und wies dem drei Meter hinter ihm schleichenden Frey mit einer Handbewegung an, es ihm gleichzutun. Nur einen Steinwurf weiter vorn sah er einen riesigen Pick-up, der unter einem Tarnnetz versteckt war. Dahinter stand die mit Fleckentarn bemalte Hütte. Geheimniskrämerei stand hier
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