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Herbstfraß

Herbstfraß

Titel: Herbstfraß
Autoren: Sandra Busch
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in mir zucken, als er seinen Höhepunkt erreicht. Stöhnend klammern wir uns aneinander. Eine Weile liegen wir uns in den Armen, schweigen, genießen das Nachbeben und warten darauf, dass sich unsere Atmung beruhigt, während wir uns zärtlich streicheln.
    „Für jede Katerjagd gibt es einen Schreibtischfick“, erklärt Bo wenig romantisch und steht endlich von mir auf. Die Schreibtischkante hat sich in meine Hüfte gedrückt und sicherlich wird es einen blauen Fleck geben. Egal, das war mir der Sex mit meinem Tweety wert. Viel schlimmer sieht das Büro aus. Rund um den Tisch ist das Linoleum mit Papier bedeckt, garniert mit den Resten der Tastatur und zahlreichen Kugelschreibern und Bleistiften sowie den Scherben des ehemals stiftehaltenden Blumentopfs. Der Locher ist in einem Konfettiregen mitten in der Kaffeekanne gelandet und hat ihr den Rest gegeben. Dunkle, aromatische Seen haben sich auf dem Sideboard gebildet und aus ihnen rinnen schmale Bäche in den Abgrund, wo sie auf dem Boden für weitere Sauereien sorgen. Ich hebe mein Shirt auf, das gerade noch so als Putzlappen taugen mag. Daher werfe ich es gleich in eine der Kaffeelachen.
    „Wie lange braucht Louisa für den Weg zum Bäcker und zurück?“, fragt mich Bo.
    „Wieso?“ Wer mir eben den Verstand rausgevögelt hat, darf nicht erwarten, dass ich gleich darauf wieder zu geistigen Höchstleistungen fähig bin.
    „Vielleicht ziehst du dir lieber mal die Hose hoch, Dot, ehe sie anfängt dich anzuhimmeln.“ Bo lacht leise und presst noch einmal seine Lippen auf meinen Mund. Schon bin ich erneut so abgelenkt, dass ich mir beinahe empfindliche Haut im Reißverschluss einklemme.
    „Isa ist in dich verknallt“, sage ich, nachdem ich wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft geschnappt habe. Bo nickt. Das hat er bereits selbst kapiert.
    „Keine Sorge, Dot, sie ist keine Konkurrenz für dich.“ Er schenkt mir ein wunderbares Lächeln, das ausschließlich für mich reserviert ist. Ach nee, wie sollte Louisa denn auch?
    Bevor wir Ordnung machen können, geht die Tür einen Spalt weit auf. Louisa späht ins Büro, stößt die Tür dann ganz auf und schaut sich mit aufgerissenen Augen um.
    „Oh! Mein! Gott!“
    Angesichts dieses Chaos genau die richtige Anrufung. Falls der gute Mann da oben über ein Reinigungskommando verfügt. Strafend sieht sie uns an, ihre beiden halb nackten Chefs, mit denen sie es wirklich nicht leicht hat. Mit spitzen Fingern fischt sie mein Shirt aus der Kaffeelache und während sich meine Wangen peinlich berührt erhitzen, gluckst Bo, der elendige Verführer, nur vergnügt.
    „Es interessiert mich brennend, aber ich frage trotzdem nicht“, sagt Louisa, seufzt und lässt das tropfende Shirt in einen Papierkorb fallen. „Wie habt ihr eine solche Unordnung bloß in der kurzen Zeit schaffen können?“
    „Du fragst ja doch.“ Murrend fange ich an die Kugelschreiber einzusammeln.
    „Ich muss dringend tanken fahren“, sagt Bo hastig, da es ums Aufräumen geht. Er schnappt sich einen Berliner aus der mitgebrachten Tüte und verdrückt sich in unsere Wohnung, um sich anzuziehen, wobei er eine Spur aus Puderzucker hinterlässt.
    „Bring eine neue Kanne und eine Tastatur mit“, brülle ich ihm hinterher. Louisa kniet neben mir nieder und beginnt die Papiere zusammenzusuchen.
    „Tut mir leid, Isa.“
    „Was meinst du?“ Louisa schaut mich fragend an.
    „Unser Benehmen kann man nicht gerade professionell nennen.“ Ich meide ihren Blick, sammle weiter Kugelschreiber ein und finde unter dem Schreibtisch zu meiner Verwunderung einen lang vermissten Radiergummi. Wieso hat ihn die Putzfrau nicht längst entdeckt? Draußen vor der Tür höre ich einen Motor aufheulen. Bo scheint unsere Wohnung durch das Treppenhaus verlassen zu haben, um nicht doch noch in Gefahr zu geraten aufräumen zu müssen.
    „Ich bin froh, dass ihr nicht solche typischen Spießer seid. Bleibt ruhig so, wie ihr seid, Robin.“ Louisa drückt mir einen Kuss auf die Wange, etwas, das sie sich bei Bo nicht getraut hätte.
    „Wir müssen dir wohl einen neuen Blumentopf besorgen.“
    „Hm?“
    „Na, für deine Stifte. Ich glaube, ich habe zu Hause einen schönen Topf übrig. Den bringe ich dir morgen mit, okay?“
    „Und wann bringst du mal deinen Freund mit? Diesen … wie heißt er gleich? Torben? Irgendjemand muss ihn sorgfältig unter die Lupe nehmen, wenn er mit der hübschesten Bürohilfe Hamburgs ausgeht.“ Ich muss etwas Falsches gesagt haben, denn
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